In der Pause und als Belohnung: Rauchen erfüllt unterschiedliche Funktionen
Rauchen kann im Leben eines Menschen viele unterschiedliche soziale und psychologische Funktionen einnehmen. Einige davon sind den Rauchenden selber auf Anhieb gar nicht bewusst. Erst im Rückblick, insbesondere in der Phase der Tabakentwöhnung, erkennen viele, welche Funktionen die Zigarette in ihrem Leben übernommen hat. So greifen einige Menschen zum Beispiel zur Zigarette, um mit Stress, Angst oder anderen emotionalen Herausforderungen umzugehen. Der Akt des Rauchens wird von einigen als beruhigend empfunden, zumindest vorübergehend. Das Rauchen kann auch zum festen Pausenritual werden oder als Anlass für ein Gespräch bzw. als Kontaktaufnahme mit anderen, dienen. Manchen hilft die Zigarette, Unsicherheiten zu überspielen. Besonders wenn jemand über viele Jahre raucht, kommt auf diese Weise eine Vielzahl von solchen „Funktionen“ der Zigarette zusammen. Auch beim Konsum von E-Zigaretten und Tabakerhitzern kommt es mit der Zeit zu solchen festen Ritualen und Verhaltensmustern, die es bei einem Ausstieg zunächst zu erkennen und dann zu verändern gilt.
Rauchen: positive Begleiterscheinungen oft spürbarer als negative Langzeitfolgen
Für Menschen, die rauchen oder andere Nikotinprodukte konsumieren, ist das angenehme körperliche Gefühl, das beim Konsum oftmals ausgelöst wird, eng mit bestimmten Situationen oder auch Orten verknüpft. Häufige Wiederholungen dieser Verknüpfungen erzeugen – unbewusst – einen Zusammenhang zwischen dem Konsum und der jeweiligen Situation bzw. dem jeweiligen Ort. Weit verbreitete Verknüpfungen mit dem Rauchen bzw. Dampfen sind etwa Gemütlichkeit, Genuss oder „Zeit nur für mich“. Diese kurzfristigen, positiven „Begleiterscheinungen“ des Konsums treten für viele Menschen in den Vordergrund, während die negativen Langzeitfolgen (erhöhte Krankheitsrisiken) oftmals „erfolgreich“ ausgeblendet bzw. im Moment des Rauchens nicht gespürt werden.
Übrigens: Das für viele Raucherinnen und Raucher angenehme Gefühl beim Ziehen an der Zigarette ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Entzugssysmptome wie zum Beispiel innere Unruhe oder Reizbarkeit gedämpft werden, die dadurch entstehen, dass der Organismus nach der nächsten Nikotindosis verlangt. Das Rauchen einer Zigarette dient dann dazu, diese unangenehmen Symptome zu lindern, was wiederum zu einer weiteren Verstärkung der Rauchgewohnheit führt. Auf diese Weise können Komponenten der körperlichen und der psychischen Abhängigkeit zusammenspielen. Vergleichbare Prozesse sind auch bei Menschen zu beobachten, die andere nikotinhaltige Produkte, insbesondere E-Zigaretten und Tabakerhitzer, konsumieren. Allerdings bedarf es noch wissenschaftlicher Studien, um zu überprüfen, inwieweit die Abhängigkeitsphänomene beim Rauchen auf den Konsum anderer Nikotinprodukte übertragbar sind.
Das Verlangen nach dem Rauchen (ausgelöst durch die mit dem Rauchen verknüpften Außen- und Innenreize) kann noch viele Monate nach dem Rauchstopp und mitunter sehr stark wirken, während die körperlichen Entzugserscheinungen wenige Wochen nach der (buchstäblich) letzten Zigarette deutlich zurückgehen.
Das kostenfreie Online-Ausstiegsprogramm des BIÖG hilft dabei, die Funktionen des Rauchens zu erkennen und passende Alternativen zu entwickeln. Hier können Sie sich anmelden.