Guten Tag Rike
und herzlich willkommen hier bei uns Aufhörern! Ich freu mich, daß Du hergefunden hast.
Zu Deinem Entschluß, das Rauchen aufzuhören, kann und will ich Dir nur gratulieren. All die Aspekte, die Dich am Rauchen so nerven, sind völlig berechtigt. Wie wäre es denn, wenn Du sie für Dich als Motivationshilfe positiv formulierst? "Ich werde bald gut duften, weil ich keinen Rauchgeruch mehr ausdünste." "Ich huste bald nicht mehr, bin gesünder und leistungsfähiger." "Endlich keine Kippen mehr wegräumen - und die Wände, Gardinen und Teppiche (so Du welche hast) bleiben sauber..." So macht es mehr Lust, nicht mehr zu rauchen.
Deine Bedenken sind völlig normal, wir wissen ja, daß es schon manchmal zu solchen Nebenwirkungen kommen kann. Aber denen bist Du nicht wehr- und willenlos ausgeliefert, da kann man schon was dagegen tun.
Meine Laune war auch nicht wirklich goldig, als ich damals aufgehört habe. Vielen geht es so. Mir hat es geholfen, jenen, die davon vorrangig betroffen waren, zu erklären, daß ich jetzt das Rauchen aufhöre, daß ich deshalb möglicherweise nicht immer so sonnig drauf bin, und um einen Verständnisvorschuss zu bitten. Den hatte ich dann auch vollumfänglich und durfte meckern. So ganz einfache sachliche Gespräche können da schon helfen. Wie alt ist denn Deine Tochter? Auch junge Kinder können da schon durchaus verständnisvoll und hilfsbereit sein - meine waren damals im frühen Grundschul- und Kindergartenalter. Die wußten zwar damals nicht, daß ich überhaupt rauche, aber kurz nach meinem Ausstieg kam das Gespräch darauf, und ich war froh, ihnen sagen zu können, daß ich auch mal geraucht habe, aber jüngst aufgehört, weil es einfach blöd und gefährlich ist, daß es dennoch nicht so einfach fällt und ich manchmal deswegen etwas genervt bin. Natürlich kannst nur Du entscheiden, ob Deine Tochter da zugänglich wäre, aber wie gesagt, gesteh Dir ruhig Deine Launen zu während der Entwöhnung und nimm die Betroffenen da mit ins Boot, wenn Du da auf Verständnis hoffen darfst.
Was die Gewichtszunahme angeht, da kann es helfen, die Faktoren zu verstehen, die während der Entwöhnung dazu führen können. Also einmal verbraucht ein nichtrauchender Körper 200 kcal weniger als ein rauchender. Nur 200 (ich dachte vorher auch immer, der Unterschied wäre viel größer!). Das ist ein Aufkommen, das man mit ein wenig mehr Alltagsbewegung ausgleichen kann. Auch gegen Schmachtattacken hilft Bewegung, idealerweise an der frischen Luft, das können allerdings auch schon Kniebeugen oder Liegestützen am offenen Fenster sein. Damit hättest Du die 200 kcal schon kompensiert.
Ferner stellt sich ja der ganze Stoffwechsel um, wenn Du das Rauchen aufhörst, was dazu führen kann, daß die Verdauung vorübergehend etwas langsamer werden kann, was auch mal zu einer Zunahme führen kann. Da sich dieser Prozess irgendwann wieder normalisiert, ist dieser Bestandteil der Gewichtszunahme ein vorübergehender, d. h. wenn die Verdauung wieder läuft, normalisiert sich das wieder. Und wenn Du merkst, Du tust Dir in der Entwöhnung mit der Verdauung etwas schwer, könntest Du mit milden Mittelchen wie Flohsamen, Früchtewürfeln, Trockenpflaumen oder Milchzucker nachhelfen - nicht präventiv, aber wenn Du merkst, es tritt als Entzugserscheinung auf. Und auf jeden Fall viel viel trinken, Wasser oder Fruchtsaftschorlen. Das unterstützt Verdauung, Entgiftung und Kreislauf und dämpft auch Schmacht.
Als drittes suchen wir in der Entwöhnung mehr oder weniger unbewußt nach Ersatzbeschäftigung für den Mund - viele greifen dann auf Essen zurück. Kannst Du auch machen, nur dann vielleicht nicht jedes Mal die Schokolade oder den Camembert (zwischendrin allerdings schon, verbieten sollst Du Dir ja auch nichts!), sondern mehr Rohkost - oder einfach mal ein großes Glas Wasser trinken.
Und schließlich regenerieren sich nach dem Rauchstopp ja auch die Geruchs- und Geschmacksnerven, will heißen, es schmeckt einfach besser. Die Versuchung, mehr zuzugreifen, ist groß. Da kannst Du Dir behelfen, wenn Du langsam, genüßlich und bewußt ißt und Dich ausgewogen ernährst. Auch da kannst Du viel mit Gemüse, Rohkost usw machen. Und schon vor dem Essen ein großes Glas Wasser trinken, weil Du dann nicht über Not ißt.
Und schließlich - könntest Du Dich mit ein paar Pfündchen erstmal abfinden? Wir hier sagen immer, "erst rauchfrei dann bauchfrei". Es ist so wichtig, rauchfrei zu werden, so ein gutes und wichtiges Projekt, das sollte auf jeden Fall Vorfahrt haben. Kriegst ja auch so viel dafür. Wenn die Entwöhnung durch ist und Du noch Nachholbedarf am Gewicht siehst, kannst Du das ja gerne noch angehen, aber bitte nicht zwei Baustellen gleichzeitig aufmachen. Und die Attraktivität, die Du durch das Nichtmehrrauchen ja schon hinzugewinnst (frischer Duft und Atem, keine gelben Flecken mehr auf Zähnen und Nägeln, frischere Haut und Haare und das gute Gewissen angesichts Deiner Wirkung auf andere), machen Dir so ein paar Pfündchen auch nicht kaputt. Wie ist es, könntest Du Dich mit dieser Denkweise und den angebotenen Workarounds anfreunden?
Also schau, Du kannst immer selbst was tun, Du bist nicht ausgeliefert. Und kannst natürlich jederzeit hierher kommen und Deine Befindlichkeiten schildern. Es ist immer jemand da, der das schon kennt und Dir aus erster Hand einen Tipp anbieten kann. Gemeinsam geht es einfach leichter. Also komm her und schreibe, schimpfe, unterhalte Dich, jammere, das ist alles legitim und hier gut angebaut.
Was mich noch interessieren würde, Du schreibst, Du rauchst mit Unterbrechungen: Warst Du schon mal länger rauchfrei? Wie hast Du damals aufgehört, gibt es da noch Erfahrungen, was Dir geholfen hat und was Du jetzt wieder nutzen könntest?
Also Rike, natürlich wünschen wir Dir alles Gute auf Deinem Weg, und morgen einen gelungenen Absprung. Und wenn Du noch Fragen hast, immer her damit. Hoffe wir lesen uns bald wieder. Bis dahin grüßt Dich
Lydia
Ach und PS: Wenn Du Dich noch ein wenig einlesen magst, hier
http://www.bzga.de/infomaterialien/foerderung-des-nichtrauchens/erwachsene/?idx=95
gibt es eine sehr hilfreiche Broschüre zum Download oder zur Bestellung, die Dir den Weg durch die Entwöhnung so ein wenig weisen kann und auch Deine Bedenken behandelt. Wenn Du Zeit und Lust hast, kannst Du da mal reinschauen. So ein klein wenig theoretisch gewappnet, ist es mir auch leichter gefallen, das Unternehmen Rauchfrei in die Praxis umzusetzen. Also vielleicht ist das ja was für Dich.