Hallo! Es ist komisch, hier jetzt diesen Beitrag zu schreiben. Ich kenne ja niemanden hier und ich habe auch gar kein konkretes Anliegen. Ausser mich mitzuteilen. Aber ich habe das Gefühl, dass es mir vielleicht helfen könnte, hier hin und wieder zu schreiben und mich auszutauschen.
Ich habe vorgestern zum ersten Mal in diesem Forum gelesen und habe am Ende beschlossen, dass ich nur noch einen Tag lang rauchen werde. Dieser Tag ist heute. Ich werde ab morgen rauchfrei leben.
Vor ungefähr 25 Jahren - ich war 13 oder 14 - habe ich meine erste Zigarette geraucht und seit 23 Jahren gehörte das Rauchen unzertrennlich zu mir, zu meinem Leben, zu meinem Lebensgefühl. Ich habe immer geraucht, als ob es kein Morgen gibt. Wenn die Stimmung es hergibt, rauche ich eine nach der anderen und ich hatte immer den Eindruck, alle anderen quasi in den Boden rauchen zu können. Ich habe es geliebt. Und sehr, sehr lange kein bisschen in Frage gestellt. Vor zwei Jahren hat mein Bruder aufgehört zu rauchen. Das hat mich unglaublich beeindruckt und seit dem arbeitet es in mir. Wenn es einen Menschen gibt, von dem ich dachte, dass er noch mehr Raucher wäre als ich, dann mein Bruder. Und er raucht einfach nicht mehr?! Wow, dachte ich. Dachte ich immer wieder und rauchte aber weiter wie eh und je. Bis zu einem Tag im März diesen Jahres. Ich kam an einem Sonnabend Nachmittag nach Hause und wie aus dem Nichts war da plötzlich so eine Klarheit, dass ich JETZT aufhören werde zu rauchen. Ich hab’ von einer Minute auf die andere meinen ganzen Tabakkram in die Mülltonne geworfen und es ging mir großartig. Ich erinnere mich echt gerne an diese Zeit. Ich habe in den Tagen danach so viel Neues, Spannendes und Positives an mir entdeckt. Es war irgendwie verrückt. Ich war viel offener und mutiger, viel sensibler für alles Mögliche um mich herum, hab’ mich selber ganz anders wahrgenommen und intensiver und deutlicher gespürt. Ich war in diesen Tagen auch schrecklich unkonzentriert und habe viel geweint (noch viel mehr als ich eh schon weine…). Aber ich war so verliebt ins Leben. Naja, bis dann an Tag 13 oder so im passenden Moment die Stimme kam, die mir erzählt hat: „Läuft doch großartig! Jetzt wo du weißt, wie toll sich das Leben ohne Zigaretten anfühlt, kannst du doch einfach nur noch rauchen, wenn du es wirklich willst! Und du willst doch jetzt nichts lieber, als hier auf dem Balkon spät in der Nacht mit dem tollsten Mann der Welt eine einzelne Zigarette rauchen!“ Den Rest könnt ihr euch denken. Es dauerte keine drei Tage, bis ich wieder geraucht habe wie vorher. Tatsächlich hab’ ich nochmal Anlauf genommen. Das war Ende Juli, ich hatte mir den ersten Tag meines Sommerurlaubs als Termin gesetzt. Und habe im Grunde noch mal dasselbe erlebt. Dieses abendlich-nächtliche romantische Zusammensein mit meinem Mann macht mich absolut schwach und willenlos. Dabei konnte ich auch nichtrauchend sehr schöne Abende mit ihm verbringen und es gab auch Abende, an denen ich gegangen bin, weil die Versuchung zu groß war. (Wir wohnen nicht zusammen, aber im selben Haus.) Aber es kam halt immer auch der Abend, an dem mir alles egal war.
Ich habe für diese Momente noch keine Lösung. Aber das Gute ist, ich habe ein bisschen Zeit. Denn mein Partner ist seit einer Woche auf dem Jakobsweg unterwegs und wird erst in sechs Wochen zurück sein. Manchmal erwische ich mich bei der Hoffnung, dass er als Nichtraucher zurückkommt. Ich will das nicht ausschließen, halte es aber auch nicht für sehr wahrscheinlich. Er stellt das Rauchen auch schon lange in Frage, aber zu weiteren Schritten war er bisher nicht bereit oder in der Lage. Er hat mich immer, so gut er konnte, unterstützt, wenn ich aufgehört habe zu rauchen. Wir konnten viel darüber reden und er hat in dieser Zeit automatisch weniger geraucht. Aber er war und ist Raucher. Und ich glaube, ich habe mir manchmal mehr Kraft und Motivation durch ihn erhofft, als er mir als Raucher geben kann. Jedenfalls, auch das ist ein Grund, warum ich heute hier schreibe. Um auf Menschen zu treffen, die Ähnliches durchmachen und erleben. Auch wenn ich bei meinen bisherigen Versuchen sehr viel Positives erlebt habe, war da auch manchmal eine kaum zu ertragende Schwere und Leere und ich habe mich furchtbar zerbrechlich gefühlt. Ich hatte bei beiden Versuchen ein großes Bedürfnis, darüber zu reden, über die beiden Seiten des Aufhörens. Ich weiß noch nicht, ob das Schreiben und Lesen hier im Forum ein Weg für mich sein könnte. Ich will es gern ausprobieren.
Morgen ist es also soweit. Ich habe ein bisschen Angst und finde den Gedanken, bewusst die letzte Zigarette zu rauchen, irgendwie schräg. Das fand ich beim letzten Mal auch. Ich konnte diese Zigarette so vorsätzlich nicht rauchen. Ich konnte nur danach feststellen, dass ich sie - die letzte Zigarette - geraucht habe. Es ist auch ein Gefühl von Vorfreude da. Ich habe an den Spiegel in meinem Bad geschrieben: Morgen werde ich aufhören zu rauchen. Und freue mich jedesmal ein bisschen, wenn ich das lese. Ansonsten wird morgen ein normaler Arbeitstag für mich sein. Ich habe nicht vor, es meinen Kollegen zu erzählen. Wenn es jemand bemerkt, dann ist das so. Aber am liebsten wäre mir für die ersten Tage, dass es niemandem auffällt und ich erstmal ankommen kann in meinem neuen rauchfreien Leben. Ich bin echt gespannt. Und guter Dinge.
Falls jemand bis hier durchgehalten hat: Danke schön für so viel Ausdauer und Geduld! Und danke, dass es diesen Ort gibt, an dem ich das alles einfach nur loswerden kann.
Alles Gute euch allen!
metterschling
PS: Ich habe in den letzten beiden Tagen ja viel hier rum gelesen. Eine Sache verstehe ich nicht: Es gibt immer wieder Antworten auf Beiträge, die ich in dem jeweiligen Thread gar nicht finden kann. Also ich habe das Gefühl, es fehlen Beiträge… Woran liegt das?