Lieber Peter,
nun möchte ich doch am frühen Abend noch einmal flugs bei dir reinschauen. Inspiriert von Dapa (thx).
Wir haben uns einen unfassbar starken Gegner ausgesucht. Jedes Jahr reißt diese dunkle Seite der Macht über 120.000 Menschen in Deutschland aus dem Leben. Die Zahl der im Schmerz Hinterbliebenen wird nochmal um ein Vielfaches höher sein. Mich macht das wütend und traurig zugleich. Manchmal ist mir nach lautem schreien und weinen zumute. Was ist das für ein Irrsinn, den wir da betreiben / betrieben haben! Selbst wenn es mal finanziell enger war, die 5 Mark/ Euro für eine Schachtel Zigaretten konnte ich doch irgendwie auftreiben. Und wenn ich in größter Not am Kiosk einen Zettel gemacht habe, oder Pfandflaschen eingewechselt habe. Rauchen musste sein! Immer und immer und immer wieder. Immer weiter, trotz schlimmster Hustenattacken und immer heftiger werdender Atemnot. Eine Bronchitis? Dazu noch Fieber? Egal, Kippe geht immer. Noch mehr Husten. Mit Auswurf in allen Farben des Herbstes.
Irgendwann, nach unzähligen Anläufen in die Rauchfreiheit, die allesamt kläglich scheiterten, hatte ich -mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus liegend - nur noch die Wahl: "möchte ich leben? Oder möchte ich sterben?"
Leben. Natürlich! Meine Frau, unser kleiner Sohn, sollten nicht zu diesen trauernden Menschen werden, während ich mich aus dem Staub gemacht habe. Wie mir dann der Rauchstopp gelungen ist, ist eine andere Geschichte.
Ich habe COPD. Im Endstadium. Heilung ist ausgeschlossen, jetzt geht es nur noch um die Verbesserung meiner Lebensqualität. Und an dieser Stellschraube lässt sich sehr gut drehen. Seit letztem Jahr bin ich in Rente, da arbeiten nicht mehr ging. Ein Sauerstoffgerät ist mein 'bester Freund', ohne den ich nicht mehr leben kann. Zu den Erfahrungen, die ich in dieser Zeit gemacht habe, gibt es hier einen thread, den ich gerne mal als Link anfüge. Titel: "Das Monster in mir"
https://www.rauchfrei-info.de/community/forum/?tx_mmforum_pi1[action]=list_post&tx_mmforum_pi1[tid]=2405
Mich wird diese Sucht nicht kriegen!
Das habe ich für mich beschlossen.
Und ich finde, Dapa, du hast sehr recht: zu tricksen birgt das hohe Risiko, ausgetrickst zu werden. Nochmal: dieser Gegner hat die schärferen 'Waffen'. Vermeintlich ist die Sucht stärker, als jeder von uns. Wenn ich aber den Schritt gehe, raus aus der Sucht, hinein in die Un-Abhängigkeit, ist die Chance sehr groß, das Leben selbstbestimmt und rauchfrei weiterzuführen. Denn jeder von uns besitzt ebenfalls einen Rucksack voller Waffen, die uns auf unserem Weg unterstützen. Also lassen wir die Suchtteufel anklopfen, wie er will. Unsere Tüt bleibt zu!. Was die Sucht so überhaupt nicht ertragen kann, sind
Optimismus
Mut
Zuversicht
Und die sollten wir immer gut im Auge behalten. Lasst uns also der hellen Seite der Macht zuwenden!
Wenn sich dazu noch eine gewisse Portion Leidensbereitschaft gesellt, kann auf dem Weg ins Nichtmehrraucher-Land so schnell nichts schiefgehen.
Und wenn wir dazu noch so tolle Unterstützer an der Seite haben, wie sie hier im Forum zu finden sind, kann so schnell erstmal nichts passieren.
Der Alltag ist es, der so viele Fallstricke parat hat. All diese Situationen, die mit dem Rauchen verknüpft sind, müssen zwingend neu besetzt werden. Das ist anstrengend, braucht Zeit, braucht Kreativität. Statt frühmorgens Kaffee und Kippe - um mal so den Klassiker zu nennen - sollte es beispielsweise Kaffee und ein Keks werden. Jeder kennt seine eigenen Rauchsituationen am Besten.
Vielleicht ist es eine Überlegung wert, ein Nikotinersatz-Präparat zu nutzen. Das lindert lästige Entzugserscheinungen. Manche schwören darauf, andere eher nicht. Freie Auswahl...
Nun ist es doch etwas länger als geplant geworden. Wenn man so 7ns Plauschen gerät.
Aus dem "frühen Abend" ist dann doch eher ein später geworden.
Macht nix, das musste mal gesagt werden, wie ich finde.
Lieber Peter, hab morgen einen guten Start in deinen Tag. Ich bin sehr gespannt, was du uns morgen berichten kannst..
Grüße
Meikel