Wie schön, dass du geantwortet hast, Ferry!
Es tut mir sehr leid, dass du gesundheitlich momentan so angeschlagen bist. Ich bin grad mal zehn Jahre jünger als du und weiß, wie wenig einem in einem solchen Moment nach "Das zieh ich jetzt durch!" zumute ist. Ohren auf Halbmast eben. Aber auch die Chance, die grüblerische Grundhaltung für eine eigene Bilanz zu nutzen. Was ist gut? Was ist schlecht? Was stört mich so, dass ich es ändern will? Und ändern werde!
Sobald du weißt, was du wirklich ändern willst - und ich vermute sehr stark, dass deine Raucherkarriere dazu gehört - kannst du doch mit der gleichen Logik ans Rauchen herangehen.
[list]Was finde ich am Rauchen schlecht?
Alles, was du am Rauchen schlecht findest, wird dir - ganz besonders in den harten ersten Entwöhnungstagen - eine Hilfe beim Durchhalten sein.[/list][list]Was finde ich am Rauchen gut?
Für alles, was du am Rauchen gut findest, solltest du dir Ersatzhandlungen überlegen, denn es wird monatelang dein Verhalten beeinträchtigen. [/list]
Du merkst schon, Raucher mit jahrzehntelang eingefrästen Gewohnheiten (wie wir) sind besonders darauf angewiesen, mit einem klaren Kopf an so eine Herausforderung heranzugehen. Auch auf die Gefahr hin, mich jetzt in deinen Augen lächerlich zu machen und als Lotsin zu disqualifizieren: Bei mehr als 40 Zigaretten pro Tag über mehr als vier Jahrzehnte hinweg war mir eine Zukunft ohne Kippe schlichtweg unvorstellbar. Obendrein hatten mir gescheiterte Ausstiegsversuche doch bewiesen, dass ich es ohnehin nicht schaffe, oder? Es dauerte, bis ich begriffen habe, dass Jeder Rückfall nur Ausdruck meiner ungenügenden Vorbereitung war.
Die nächsten Schritte sind nur logisch:
[list]Warum höre ich nicht auf? Weil ich mir ein Leben ohne Kippe nicht vorstellen kann.[/list][list]Warum kann ich mir ein Leben ohne Kippe nicht vorstellen? Weil ich davor Angst habe.[/list][list]Warum habe ich davor Angst? Weil ich mich hilflos fühle.[/list][list]Warum fühle ich mich hilflos? Weil ich Angst habe, viele Situationen ohne Kippe nicht meistern zu können.[/list]Uups, da war er, der Kreisschluss. Und der Hebel für den Ausstieg. Für mich.
Nachdem ich diesen logischen Knoten aufdröseln konnte, war mein Ausstieg aus der Raucherei ein klarer, wenn auch nicht einfacher Weg:
[list]Ein [b] Leben ohne Kippe[/b] ist unvorstellbar? Also will ich einfach [b]im Moment nicht rauchen. [/b][/list][list]Hilflos ohne Kippe? Als Raucher bin ich hilflos, wenn ich in einer Umgebung bin, in der ich nicht rauchen kann. Ich will mich aber immer gut fühlen, ob ich rauchen kann oder nicht.[/list][list]Wovor habe ich denn wirklich Angst? Die Denkpausen, die ich mir durch Kippenanzünden oder sogar Rückzug in die Raucherecke ermögliche, sind weg. Ich brauche sie aber. Dann sag ich es eben in Zukunft direkt. Basta.[/list]
Alles, was ich geschrieben habe, ist hochgradig subjektiv. Aber du siehst, dass genau so ein "Aufdröseln" für mich nach einer über 40-jährigen Karriere als Industrieschlot der Einstieg in den Ausstieg war. Heute, sieben Jahre später, freue ich mich immer noch darüber, dass sogar bei mir Vollpfosten der Euro in Pico-Cent gefallen ist...
Liebe Grüße und bleib gesund
Brigitte