Hallo liebe Jetztnichtmehrdampfliesel,
herzlich willkommen von mir auch noch! Schön daß Du hergefunden hast. Sicher gelingt es Dir mithilfe des Forums, nicht nach drei Tagen wieder in die Pfütze zu tappen: Einen Schmachter hierher zu tragen empfand ich selbst auch als enorm hilfreich. Ohne den Support, die Durchhalterufe, die Tipps und das Aufgefangenwerden hier hätte ich auch so manche Schmachtsituation nicht rauchfrei überstanden. Daher komm jederzeit her, wenn Du das Gefühl hast, der Suchtteufel setzt gerade zu einer geraden Rechten an. Also meld Dich hier sobald das Suchtihirn wieder das Greinen anfängt, es ist eigentlich immer jemand hier, der Dir schnell mal antworten kann.
Kein Entzug entwickelt sich wie der andere. Nicht mal bei ein und demselben Aufhörer. Deine Erfahrung, zwei Entzüge durchgezogen zu haben, von denen der erste praktisch keiner war, der zweite dafür umso kniffliger, teile ich nämlich. Wie Du, so glaube ich auch, daß das mit den Lebensumständen, der körperlichen Konstitution, vieleicht auch mit dem Alter zu tun hat, was sich ja alles im Laufe der Jahre verändert. Also ich denke nicht, daß sich die Härten des Entzugs einfach unserer Erinnerung entzogen haben, sondern es gab sie einfach nicht. Und dieses Mal müssen/mußten wir lernen, sie zu akzeptieren, als gegeben hinzunehmen und eben auszusitzen.
Bei mir lagen zwischen den Entzügen immerhin ganze 13einhalb Jahre, ich war dazwischen schon mal elf Jahre lang rauchfrei - und das was Du in Deinem Beitrag Dämlichkeit und Selbstüberschätzung nennst (was ich Dir jedoch gerne ausreden möchte - dazu gleich noch mehr), nenne ich für mich immer Arroganz - ich denke aber mal, die Mimik war bei Dir wahrscheinlich dieselbe: Ich bin so lang rauchfrei, eine Zigarette kann mir nichts. So oder so ähnlich? Mach Dir keine Vorwürfe deswegen. Damit hab ich auch aufgehört. Denn erstens mal habe ich hier gelernt, daß es so oder ähnlich vielen geht. Wir sind wirklich nicht die einzigen, die nach langen Rauchfrei-Jahren wieder an die Zigarette geraten. Und zweitens denke ich mir heute, vielleicht haben wir diese Erfahrung auf unserem Weg in die dauerhafte Rauchfreiheit einfach gebraucht. Vielleicht mussten wir einfach erst lernen, daß "nur mal eine" eben doch nicht mehr geht, daß sie uns eben gleich wieder zurückwirft. Und daß es eben nicht automatisch leicht ist, das dann wieder aufzugeben. Das mußten wir einfach erfahren - doch dafür ist meine Aufmerksamkeit und Vorsicht in bestimmten Situationen geschärft.
Also mach Deinen Frieden damit, nimm es als Erfahrung mit und befreie Dich nun wieder. Wichtig ist, daß Du zusätzlich zur Verwendung der Nikotinersatzprodukte Situationen, die bislang untrennbar mit dem Rauchen verbunden waren, änderst. Überlege Dir, welche es für Dich sind, und dann wandle sie ab. Wenn es der Morgenkaffee war, trink Tee oder den Kaffee woanders. Wenn es im Auto ist, bewaffne Dich mit scharfen Bonbons (scharfer Geschmack dämpft Schmacht). Auf bestimmten Wegen: wähle Umwege. Nach dem Essen: putze die Zähne. Langeweile: leg Dir Ablenkung bereit, vielleicht Handarbeit oder zehn Liegestützen oder Situps oder irgendwas. In jedem Fall - bewältige die Situationen anders, dann generierst Du nicht aus der Situation raus schon Schmacht. Das ist etwas, was Deinem Kopf hilft. Denn diese Entwöhnung, diese Entkoppelungen nehmen Dir die Nikotinersatzprodukte nicht ab, wie Du ja selbst schon ganz richtig gemerkt hast, da kannst Du nur selbst dran arbeiten.
Öffentlichkeitskompatible Maßnahmen... Atemübung? Scharfe Lutschbonbons? Kaugummi? Schluckweise Wasser trinken dämpft Schmacht auch, darfst Du zwischenrein trinken? Finger QiGong - das sind Übungen mit den Händen aus dem Bereich der Traditionellen Chinesischen Medizin. Es gibt da Anleitungen auf dem allseits bekannten Videokanal, vielleicht magst Du da mal schauen. Für was die gut sind, ist denke ich erstmal fast egal, hauptsache Du kannst etwas machen, was Dich ablenkt und nicht ganz so auffällig ist oder?
Und ganz wichtig: plane immer wieder mal Belohnungen und kleine Extras ein. Sie helfen, die Motivation oben zu halten und geben Dir etwas, was die Entwöhnung "wert" macht, bis Du am Ende die Freiheit erkennst und die Vorteile erlebst. Bis dahin kann der Entzug, Du erlebst es ja selber gerade, schon mal ganz schön nerven, da braucht man einfach einen netten Ausgleich dann und wann. Das kann mal ein duftendes Bad sein, eine Duftkerze oder -lampe, ein Cappu in einem hübschen Kaffee, eine neue Sorte Tee, ein Spaziergang - was Du eben so magst! Manch einer hat auch schon sein Wohnzimmer umdekoriert als Belohnung, also Deinem Gusto sind keine Grenzen gesetzt.
Jetzt wünsche ich Dir einen geglückten Start in Dein neues Nichtmehrraucherleben und hoffe, Du schaust bald wieder vorbei! Bis dahin viel Erfolg, einen schönen Abend und viele Grüße von
Lydia