Hallo ihr Lieben,
Ich habe nach 8 Jahren endlich aufgehört zu rauchen. Ich schreibe nicht, weil ich mich von den Entzugserscheinungen ablenken will und auch nicht um Aufmerksamkeit zu erregen. Ich schreibe, weil sich das irgendwie richtig anfühlt.
Ich habe mit 14(!) angefangen zu rauchen. Was hat mich damals dazu gebracht? Freunde? Familie? Nun, ich denke, das war eine (un)gesunde Mischung aus beidem. Ich habe einen älteren Bruder. Meine Eltern und er und seine Frau rauchen. Zudem rauchten damals meine Freunde. Von einer Seite rauchen alle Familienmitglieder, von der anderen Seite war das, in Bezug auf meine Freunde, ein Gefühl der Zugehörigkeit. Wie auch immer. Die ersten Jahre bemerkte ich keine Verschlechterung meiner körperlichen Gesundheit.
Ich besuchte damals die Hauptschule. Im Sportunterricht war ich trotz meines Übergewichts und meiner Rauchsucht eine Sportskanone und immer mit dabei. Auf der Realschule, ich war ca 16-17 Jahre alt, bemerkte ich dann so langsam, dass sich meine Kondition verschlechterte. Zwar nicht erheblich, jedoch soweit, dass ich die Beeinträchtigung bemerkte. Als ich den Aufstieg ins Abitur schaffte, ging es damit los, dass ich, als "vorbildlicher" Schüler den Sportunterricht immer mehr schwänzte. Mittlerweile war ich zwischen 19 - 20. Ich hatte keine Bewegung in meinem Alltag. Von der fast nicht vorhandenen Kondition merkte ich also herzlich wenig. Von Zuhause in die Schule, von dort wieder Heim. Ich lernte meine, jetztige, Exfreundin kennen - ebenfalls Raucherin. Warum das erwähnenswert ist? Das Thema "rauchen" wurde immer mehr zur Normalität. Es wurde nicht hinterfragt, nicht erkannt, welche Schäden es verursachte. Es wurde einfach immer "normaler". Nach dem Abitur bin ich nach Marburg gezogen, um mein Jurastudium anzutreten. Eines Tages im Sommer: Schwimmbad war angesagt. Fürher liebte ich es zu tauchen. Doch mittlerweile ging das nicht mehr. Kaum tauchte ich unter, musste ich wieder hoch um nach Luft zu schnappen. Kondition? Fehlanzeige. Nach ein Paar Joggingversuchen, ließ ich alles fallen. Motivation? Ebenfalls fehlanzeige. Raucherhexenkessel.
Es war der 18.09. 2013. Mein Bruder und seine Frau bekamen Zwillinge. Nennen wir Sie A und C. Die Jahre sind vergangen, A und C waren nun fast 3. Wir rauchten regelmäßig auf dem Balkon meines Bruders. Eines Tages kam C zu mir und meinte "Onkel, C auch mal rauchen?". Ich war schockiert, dachte mir jedoch nichts weiter. "Sie wird mir das Rauchen so jung schon nicht abgucken" dachte ich. Falsch gedacht. Nach ein Paar Tagen kam A zu mir, ein Stift in der Hand, an dem Sie zog und sagte "A raucht mit Onkel zusammen" - flashback! Warum fing ich denn das Rauchen an? Wen hatte ich damals in der Familie, an dem ich mich orientieren konnte, als Vorbild nehmen konnte? Richtig. Niemanden. Das, was unter Anderem mein Rauchverhalten, bei A und C unterbewusst anrichtete, ging mir nicht aus dem Kopf. Vor kurzem trennte ich mich von meiner Freundin. Da machte es Klick! Ich musste mich, mein Leben, ändern, A und C zuliebe, meinen zukünftigen Kindern zuliebe, meiner Gesundheit zuliebe.
Ich besprach mein Vorhaben mit meinem Bruder. Er kaufte mir daraufhin sofort eine E-Shisha zur Milderung der Entzugserscheinungen. Soweit so gut. Die E-Shisha kam an. Am selben Abend rauchte ich meine letzte Zigarette, ohne jegliche Vorbereitungen. Ich weiß bis heute nicht, ob das für den Körper gut ist, auf einmal mit dem Rauchen aufzuhören. Egal - ich wollte einfach von diesem Blödsinn loskommen. Die ersten beiden Tage war es echt schlimm. Ich wüsste nicht, ob ich ohne die E-Shisha nicht doch rückfällig geworden wäre. Mittlerweile, nach 6 Tagen, brauche ich diese fast gar nicht mehr. Es gibt Phasen von ca. 15 - 20 Minuten, in denen ich Schweißausbrüche bekomme, in denen es harte Arbeit ist, unerschöpft der Zigarette die Stirn zu bieten. Jedoch weiß ich mich jetzt abzulenken und damit umzugehen. Ich habe eine Motivation. Das sind A und C.
Die Gedanken und der Kopf sind so süchtig nach der Zigarette, dass ich mir sogar einreden wollte, dass A und C doch so oder so anfangen könnten zu rauchen. Ob einer mehr oder weniger in der Familie raucht, was macht das schon aus? Schwachsinn. Selbst wenn die Tatsache, dass ich nicht rauche, die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden anfangen zu rauchen, auch nur um 0,001 % senken würde, lohnt es sich, dafür zu kämpfen. Jedesmal, wenn die Entzugserscheinungen unerträglich werden, denke ich immer wieder an diesen einen Satz. "A und C haben in diesem Fall nur dich als Beispiel."
Das Leben ist viel mehr Wert, als es wegen einer Sucht zu versauen. "Nichtraucher sterben gesünder" zählt nicht. Wir dürfen nicht egoistisch denken. Klar sterben auch Nichtraucher, was aber verursachen bzw. tun wir mit dem Rauchen unseren Mitmenschen an?
In diesem Sinne. Viel Kraft an alle, die mit dem Rauchen aufhören wollen.