16.11.2016 19:23

Hoffentlich geschafft: Fast ein Jahr rauchfrei!

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11Beiträge
16.11.2016
19:23 Uhr
[color=blue]Hallo Joachim, vielen Dank, dass du uns an deinem Weg teilhaben lässt. Komisch, dass sich wohl jeder Raucher an der Stelle deines Arztbesuches wiedererkennt. Aber auch andere Momente kann ich gut nachempfinden. Ich freu mich schon auf Teil 3. Dir und Deiner Frau alles gute auf eurem gemeinsamen rauchfreien Weg. LG Luette[/color]
10.11.2016
12:46 Uhr
Hallo Joachim, bitte, schreib weiter. Es ist wichtig, finde ich. Die Geschichte berührt. Viele Grüße Silke
07.11.2016
21:12 Uhr
Lieber Joachim, vielen Dank für deine sehr berührende und vor allem ehrliche Geschichte. Sie zeigt deutlich, dass es auch ein sehr süchtiger Raucher ( so habe ich es jedenfalls verstanden) schaffen kann. Mich persönlich würde es sehr interessieren, wie es nach Woche 4 weiterging. Ich habe selbst gerade 2 Monate geschafft und würde gerne von deinen Erfahrungen profitieren. Deine Laufrunden erinnern mich stark an mich selbst. Das fast tägliche Walken hat mir in der ersten Zeit stark geholfen um das Verlangen nach Zigaretten loszuwerden oder mich selbst zu belohnen. Ich warte gespannt... Liebe Grüße Casaneu
07.11.2016
20:08 Uhr
Weiter. Bitte weiter...!
07.11.2016
19:13 Uhr
Hallo Joachim, vielen Dank das du uns an deiner Geschichte teilhaben lässt! Ich hatte schon sehr auf den 2. Teil gewartet! :wink: An der Stelle, wo du aus der Klinik bist und dir erstmal eine angemacht hast, hatte ich Tränen in den Augen!:cry: Es kam mir sehr bekannt vor, als mir im September der Arzt sagte, "ich sehe keine Tumore und jetzt besteht [b][color=black]N O C H[/color][/b] die Chance auf Erfolg wenn sie das rauchen aufgeben" ! Was soll ich sagen, vor absoluter Erleichterung (wegen der nicht vorhanden Tumore) und vor absoluten Entsetzen (wegen dem NOCH...) bin ich auch raus und habe mir erstmal eine angemacht!Total Hirnverbrannt, aber das versteht nur ein Raucher! Ich warte voller Erwartung auf den 3. Teil Ich wünsche dir und deiner Frau einen schönen Abend und ein tolles Leben! GLG Nic :rose:
07.11.2016
18:40 Uhr
PS ausnahmsweise oben: DANKE fuer Eure Rückmeldungen. Hatte ich ganz vergessen, ich Stoffel. Teil II - der Start ins neue Leben jetzt hat es doch ein paar Tage länger als geplant gebraucht, bis ich den zweiten Teil fertig gestellt hatte, aber lieber spät als nie. Der erste Teil meiner Schilderung endete mit meinem Termin beim Pulmologen, der mir unmissverständlich klar gemacht hatte, wo meine Reise (sicher!) hingeht, wenn ich den Ausstieg aus der Raucherei nicht schaffe. Mein Frau und ich verliessen das Behandlungszimmer ziemlich beömmelt und niedergeschlagen. Vor allem ich war mir der Tragweite von dem, was da gerade eben passiert war, überhaupt nicht bewusst. Ich war hin- und hergerissen: Einerseits eine urwüchsige Angst (Agonie?), wie mein weiteres Leben mit dieser Krankheit überhaupt aussehen könnte. Ich betrachtete die anderen Patienten im Wartebereich und musste schlucken, weil ich an die Worte des Arztes dachte, der mir meine Aussichten klipp und klar dargestellt hatte, falls ich nicht radikal, und zwar richtig radikal, mein Leben ändere. Ich spürte, wie eine akuter Angstschub meinen Rücken hochkroch und drohte, mich zu lähmen. Andererseits spürte ich aber auch die Stimme meiner Vernunft, die mir leise, ganz leise, zuflüsterte: “Du warst immer stark. Das ist nicht das Ende vom Lied. Du musst jetzt Gas geben und das Problem angehen, auch Deiner Frau zuliebe”. Die Stimme war wirklich sehr leise, weil sie von der massiven Angst förmlich überschrieen wurde, aber ich hörte sie dennoch wie ein Geräusch, das in einem Herbststurm vom Wind zu einem getragen wird. Man ahnt nicht, woher das Geräusch kommt, aber es gibt einem trotz aller Widrigkeiten doch ein wenig Halt. Was macht ein Raucher, der einen Nichtraucherbereich, hier: Klinik, verlässt? Ich muss es Euch nicht erzählen, weil Ihr es wisst. Diese eine Kippe war wohl von allen perversen Kippen, die ich in meiner langen Raucherkarriere geraucht habe, die wohl perverseste: Gerade eben hatte ich gehört, dass ich es mit meiner jahrelangen Qualmerei geschafft hatte, mir eine obstruktive Lungenerkrankung mit Überblähung einzuhandeln und mir fällt nichts besseres ein, als mir eine anzustecken. Wenn ich heute an diese eine Zigarette denke, läuft es mir immer noch so kalt über den Rücken, als ob es erst gestern gewesen wäre… Die nächsten Tage verbrachte ich wie in Trance. Ich versuchte so viel wie möglich über die Krankheit in Erfahrung zu bringen, trotz meiner Feigheit und Hypochondrie. Ich hatte zuvor noch nie in meinem Leben von der Krankheit COPD gehört und nun war ich gezwungen, mich damit auseinanderzusetzen. Ich schaffte es nicht jeden Tag. An vielen der folgenden Tage hing ich depressiv (und klar: natürlich rauchend) in der Ecke und bemitleidete mich. Und ich hatte Angst. Aber an vielen anderen Tagen schaffte ich es – auch dank der tollen Unterstützung durch meine Frau – zu versuchen, so etwas ähnliches wie einen Plan auszuarbeiten, wie ich weitermachen könnte. Der Plan war eigentlich ziemlich einfach. Die einzelnen Punkte waren ungefähr ziemlich deckungsgleich zu den “Vorschlägen” des Pulmologen: [list]Das Aller,- Aller-, Allerwichtigste: sofortiger Rauchstop. Alle COPDler profitieren davon massiv, ganz gleich, in welchem Stadium der Krankheit sie sich befinden. Er ging davon aus, dass sich meine Lungenwerte im Schnitt um bis zu 25% verbessern dürften, falls ich auf die Giftstängel verzichtete.[/list] [list]Atemtherapie. Ich wusste z.B. nicht, dass ich nicht richtig atmen kann.[/list] [list]Verhaltenstherapie. Ich muss was gegen meine Ängste tun (das soll hier aber im folgenden kein Thema sein…).[/list] [list]Bewegung und Sport. Ich muss das, was meine Lunge noch an Kapazitäten hat, ausreizen bis zur Grenze. Mein Herz wird es mir auch danken.[/list] [list]Umstellung der Ernährung: Mein BMI war zwar OK (damals: 78kg bei 186cm Größe, von heute will ich nicht reden…), aber es gab so den einen oder anderen Blutwert, der stark verbesserungswürdig war.[/list] Ganz schon viel auf einmal, dachte ich nicht nur einmal sondern eigentlich konstant. Wie fange ich an? Der Berg vor mir war riesig, und ich war noch nicht mal losgelaufen und am Fusse des Bergs angekommen. Der Weg, der mich zum Gipfel führen sollte, war damals noch nicht mal sichtbar, weil er von Lastwagen verstellt war, die den Weg verschüttet hatten, damit ich ihn nicht begehen konnte. So zumindest teilweise meine Denke. Ich brauchte also kleinere Pakete, die zu tragen ich imstande war, und machte als allererstes einen Termin beim Hausarzt aus, dem ich seit Jahren sehr verbunden bin. Da das wichtigste der Rauchstop war, war seine Empfehlung, es mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu versuchen: Suchtberatung, Anti-Rauchkurs in der Gruppe, medikamentöse Unterstützung bei Bedarf, Nikotinersatzmittel, Hypnose etc. Den Termin in der Suchtberatung vermittelte er mir. Für mich war es eine sehr ungewohnte Erfahrung, mit einer professionellen Suchtberaterin mein “Suchtproblem” durchzusprechen, aber sie machte mir innerhalb kürzester Zeit ziemlich deutlich klar, dass ich tatsächlich ein Problem habe. Mir war das im Vorfeld gar nie klar gewesen. Mein Fägerstrom(?)-Test war eindeutig, leider…. Nach der Suchtberatung gings eine Woche später mit dem Nichtraucherkurs weiter, der zufälligerweise gerade wieder neu startete. “Nichtraucher in sechs Wochen” lautete die Devise. Ich verrate jetzt zwar, in welcher Stadt ich zu Hause bin, aber mir selbst hat dieses Programm sehr viel geholfen und ich hoffe daher, dass der Link hier nicht als Werbung missverstanden wird: https://www.medizin.uni-tuebingen.de/uktmedia/Patienten/PDF_Archiv+/Raucherentwoehnung.pdf Man traf sich einmal in der Woche abend im Kreis mit anderen Rauchunwilligen. Kernpunkte des Gruppenprogramm sind die Bereiche “Analyse des eigenen Rauchverhaltens”, das Festlegen eines Rauchstoptages und das Erlernen von Strategien, künftigen Rauchgelüsten erfolgreich zu widerstehen. Die ersten zwei Wochen bestanden dann darin, dass man sich und seine “Rauchgeschichte” vorstellt, sein eigenes Rauchverhalten analysiert und sich auf den Rauchstop vorbereitet. Ich habe Höllenqualen gelitten, das könnt Ihr mir glauben! Ich hatte vor dem Rauchstop mehr Angst als vor irgendwas anderem zuvor in meinem Leben. Ist das nicht krank? Meine Frau, mit der ich viele wunderschöne Rauchtage verbracht habe (Ironie!), ging den Weg, meinen Weg, unseren Weg, mit. Wir sassen in dieser Zeit oft abends zusammen und malten uns unsere gemeinsame rauchfreie Zukuft aus. Sie rauchte damals selbst noch, war aber vom gemeinsam durchlebten Termin beim Pulmologen dabei, auch selbst das Rauchen sein zu lassen. Ich weiss nicht mehr wie oft wir uns in den Zeiten nachts am Tisch rauchend gegenüber sassen und uns gegenseitig erzählten, dass wir goldenen Zeiten entgegen gehen. Tschüss Kippe, bald ists vorbei mit uns! So seltsam das klingen mag, aber in dieser Zeit des Abschiednehmens von unseren langjährigen Begleitern “Niko” und “Tina” waren wir uns so nahe wie selten zuvor. Dieses Gemeinsamkeitsgefühl hält bis heute an, und ich bekomme heute noch Tränen in die Augen, wenn ich daran denke, welch unmöglich anmutende Aufgabe wir gemeinsam geschafft habe. Wir zwei alten Suchtbollen haben zusammen dem Teufel den Stinkefinger gezeigt. Fuck, yeah! Dann kam der Tag, der kommen musste: Rauchstoptag. Meine Frau las gegen 14:00 Uhr die letzten Seiten von Alan Carr und rauchte dazu ihre letzte Zigarette. Genau das teilte sie mir dann auch per SMS mit. Ich selbst hatte zu der Zeit noch ca. 8-10 Stück in der Packung und war unterwegs bei Kunden. Es war Freitag Nachmittag, und ich wusste, dass ich die Packung ziemlich sicher gegen 18 Uhr zum Feierabendbier geleert haben würde. Genau so kams, aber schon um 17:30 Uhr. Aus, Schluss, vorbei. Pervers: Ich zitterte, als ich die letzte anzündete. Ich hatte Angst (vor was eigentlich?), hatte Bammel vor der Zukunft und hatte den starken Ehrgeiz, meiner Nichtrauchergruppe am nächsten Dienstag Abend beim Kohlemmonoxid-Atemtest zu zeigen, dass ich es locker schaffte, dem Zeug abzuschwören. Übrigens ein toller Motivator, vor 10 Leuten in ein CO-Atemtestgerät reinzupusten. Aber nur, wenn man weiss, dass es nichts anzeigen wird, weil man rauchfrei ist. Für alle anderen ist das eine Seelenqual ohnegleichen. 17:30 Uhr also. Auf dem Weg zum Auto kam ich an einem Kippenautomat vorbei, habe meine EC-Karte reingesteckt und wollte noch eine Schachtel ziehen. Der Automat bemerkte zu meinem Versuch nur “Karte nicht lesbar”. Ein Zeichen! Das wars. Anscheinend. Zu Hause angekommen fielen meine Frau und ich uns in die Arme und liessen und den ganzen Abend über nicht mehr los. Wir brauchten beide allen Halt der Welt, um den ersten Abend zu überstehen. Samstag hatte ich frei, meine Frau war dankbar, dass sie arbeiten gehen durfte. Es war die Hölle, ich gebe es zu. Wir hatten am Abend zuvor alles, was irgendwie mit Rauchen zu tun hatte, weg geworfen: Kippen, Aschenbecher, Feuerzeuge, Streichhölzer, E-Zigaretten (ein Strohhalm, von dem ich dachte, dass es mir vielleicht mal helfen könnte). Ich war auf einmal gegen 09:00 Uhr alleine und hatte nichts zu rauchen. Ich hatte auch um 10 nichts zu rauchen, und auch nicht um 11. Gegen 12 Uhr begann ich, im Wohnzimmer nervös auf und ab zu laufen. Das tat ich auch gegen 13 Uhr noch. Gegen 14 Uhr lief ich im Wohnzimmer auf und ab. Um 15 Uhr habe ich meine Laufstrecke in den Keller verlegt. Dann fuhr ich ins Sportgeschäft und kaufte mir Nordic-Walking-Stöcke und eine knallenge Laufhose, die meinen bald zu erwartenden Bauch akzentuieren sollte. Wir haben tatsächlich die ersten Tage überstanden, aber ich weiss nicht mehr wie. Ich weiss noch, dass mich das CO-Atemtestgerät am Leben hielt. Mein einziger und alleiniger Lebenszweck bestand darin, dass ich es schaffen wollte, von einem CO-Wert von vielleicht 30 ppm (“parts per million”) am Freitag Nachmittag auf 0 ppm am Dienstag abend zu kommen. Alles andere war mir sowas von egal. Ist das nicht erschreckend? Am Sonntag nach dem Rauchstop gründeten wir eine kleine Laufgruppe: Meine Frau und ich, beide noch rank und schlank, ein befreundetes Pärchen, sie Nichtraucherin, er Exraucher und Ex-Schlanker, ein weiteres befreundetes Kampfraucherpärchen, nach wie vor rauchend. Wir treffen uns heute noch fast jeden Sonntag. Am folgenden Dienstag abend zeigte das CO-Gerät tatsächlich den Wert Null bei mir an. Ich hatte keine einzige Zigarette mehr geraucht seit dem vorigen Freitag, 17:30 Uhr. Ich hatte seit 30 Jahren meine ersten vier rauchfreien Tage überstanden. In mir machte sich eine gewisse Ungläubigkeit breit, aber auch ein Fünkchen Stolz kam dazu. Natürlich kämpfte ich wie ein Irrer gegen den Teufel, der sich im Minutentakt meldete und mir vorschlug, ich sollte doch einfach zu dem eine Minute entfernten Automaten laufen, um mir so eine kleine Schachtel zu holen. Ich hätte es nie für möglich gehalten, wie schwer das tatsächlich ist, wenn dieser Drecksack auf einen einprügelt. Mein Ziel war aber klar: Dienstag, 18:30 Uhr, CO-Messgerät. Das MUSS Null anzeigen. Auch nächste Woche. So kämpfte ich mich von Woche zu Woche. Woche Nr. 1 war eine Katastrophe. Woche Nr. 2 war eine Katastrophe, aber eine etwas kleinere. Woche Nr. 3 war eine Katastrophe, aber auf einer Skala von eins bis zehn auf der Skala der Katastrophen, war die Woche Nr. 3 nur noch auf “8”. Woche Nr. 1 war auf “10”. Woche Nr. 4 war auf “7”, Woche Nr. 5 dafür wieder auf “8”. Der Trend auf der nach unten offenen Katastrophenskala zeigte aber nach unten, das ist alles, was damals gezählt hat. Nach vier Wochen zogen meine Frau und ich Resumee: Wir waren jetzt vier, vier, vier, vier Wochen rauchfrei!!! Ich selbst lief jeden Tag vier bis fünf Kilometer durch die kalte Gegend, um mich vom Rauchen abzulenken und um meine Lunge an die Grenze zu bringen. Es wurde besser! Nicht viel, aber ein wenig. Vielleicht 10% bisher? Der Rauchteufel stand immer brav neben mir und schlug mir vor, es doch nach dem Laufen mit einer netten Ziggi zu versuchen. Passt auch gut zu einem Bier, falls ich darauf Lust hätte. Nach vielleicht fünf Wochen gab es den einen Tag, an dem ich nicht an Zigaretten gedacht habe. Mir fiel es (logischerweise!) erst am nächsten Tag auf. Ein gutes Zeichen, dachte ich mir. Ich kann mit all meinen anderen Punkten, die noch auf meiner Liste standen, etwas beruhigter weitermachen. Ich hatte das schlimmste überstanden. So, Pause jetzt. Ich glaube, ich brauche tatsächlich noch einen dritten Teil. Ich stelle fest, dass ich in Laberlaune bin. Bis bald und viele Grüße, Joachim.
24.10.2016
20:54 Uhr
Lieber Joachim, schreib bitte weiter. Deine Geschichte liest sich sehr gut und ich habe es schon bedauert, bis zum Wochenende warten zu müssen. Aber ich verstehe, dass es Zeit braucht, um alles aufzuschreiben. Schön, dass du es hier tust und deine Geschichte teilst. Viele Grüße Casaneu :kaminfeuer:
24.10.2016
20:37 Uhr
Hallo Joachim, Bitte schreibe weiter. Denke, Deine Geschichte ist für viele hier Ansporn und Motivation. Wie Du selbst gesagt hast, dass lesen hier hilft weiter. Kann mir vorstellen, dass es auch bei Deinem Rauchstopp Höhen und Tiefen gab und bin gespannt, wie Du damit umgegangen bist. Freue mich also auf eine Fortsetzung von Dir. Liebe Grüße Gaby
24.10.2016
19:35 Uhr
guten abend an deiner Geschichte erkenne ich mich auch ! nur bin ich gerade 49 geworden und habe leider ein Herz Problem das noch einige Untersuchungen über sich ergehen lassen muss und dann die Behandlung zu erfahren ! und ja schreib weiter über den Werdegang deines Nichtraucher leben! lg Detlef
24.10.2016
18:28 Uhr
bitte um Fortsetzung gut geschrieben :P lg die daufi
24.10.2016
17:34 Uhr
Liebe Mitkämpferinnen und -kämpfer, Achtung: wahrscheinlich wird das hier ein sehr langer Post. Bitte seht es mir nach. Ich versuche, in dem Post mein Nichtrauchertagebuch des letzten Jahres komprimiert aufzuschreiben. Wem das Gelaber zuviel ist, sollte bitte in anderen Threads sein/ihr Glück versuchen. Dies ist mein erster Beitrag hier im Forum, daher will ich mich erst mal kurz vorstellen. Ich heisse Joachim, bin noch, leider nicht mehr lange, 49 Jahre alt und - wie Ihr meinem Zähler auf der linken Seite entnehmen könnt - jetzt seit einem knappen Jahr rauchfrei. Ich war bis zum 20. November 2015, an dem ich meine hoffentlich letzte Zigarette in meinem Leben geraucht hatte, sehr starker Raucher (30+), und das schon seit über 30 Jahren. Vielleicht fragt sich jetzt der eine oder andere, weshalb ich jetzt, nachdem die schlimmste Phase des Nichtmehr-Rauchens, des Entzugs, der Schmacht, der Abschwörung von den Rauchritualen vorbei ist, hier anfange, im Forum einen Beitrag zu verfassen. Ich will das gerne erklären: Ich lese hier schon recht lange mit, habe mich dann letzten September registriert und mich jetzt dazu durchgerungen, doch mal einen Beitrag zu verfassen, weil ich fasziniert bin von dem Zusammenhalt, der Menschlichkeit, den Erfolgen, der Freude aber auch der Trauer und der Misserfolge, den oftmals tragischen Geschichten, die hier im Forum von unterschiedlichsten Menschen mitfühlend miteinander geteilt werden. Das ist etwas ganz, ganz grosses, was hier passiert, und ich bin dafür allen, die daran mitwirken, sehr dankbar! Gerade aber die Misserfolge, die Trauer, die bedrückenden Dinge, von denen ich hier erfahren habe, sind der zweite Grund, weshalb ich dieses Thema eröffnet habe. Ich möchte mit meiner kleinen Geschichte denen, die noch am Ausstieg zweifeln oder mit ihm hadern, Mut zusprechen, den Weg in Angriff zu nehmen bzw. ihn weiter zu gehen. Egal wie schwer es Euch momentan vorkommt: Es lohnt sich, bleibt da bitte unbedingt dran! Selbst wenn Ihr bereits z.B. gesundheitliche Einschränkungen durch das Rauchen in Kauf nehmen müsst, ist der Ausstieg immer noch lohnenswert. Sich zu sagen, “ach egal, jetzt bin ich eh schon krank, dann kann ich auch weiter rauchen”, wäre fatal. Jeder Ausstieg aus dieser elenden Droge lohnt sich. Immer. Ich habe hier viele Geschichten gelesen, die der meinen sehr ähneln, aber in ihren einzelnen Ausprägungen doch wieder so unterschiedlich zu der meinen sind, dass ich mir dachte, ich erzähle einfach mal, wie mir der Ausstieg gelang und wieso es bei mir bereits 5 vor 12 und sofortiges Handeln angesagt war. Ich möchte mit meiner Erzählung niemanden unter Druck setzen, dass er bzw. sie auch den sofortigen Ausstieg schaffen muss. Das Gegenteil ist der Fall! Ich will Euch ermutigen, den gleichen Weg zu gehen und würde mich freuen, wenn Ihr ihn, im Gegensatz zu mir, ohne das Damoklesschwert schaffen würdet, welches vor über einem Jahr über mir schwebte. Meine Raucherkarriere startete wahrscheinlich so wie bei den Meisten, die hier unterwegs sind: Spätestens mit 18 angefangen in den 80er-Jahren, weil alle geraucht haben: Die Großeltern (so sie denn trotz Rauchens noch gelebt haben), die Eltern, die Geschwister, die Mitschüler, einfach alle. Wer das Pech hatte, in einem Umfeld aufzuwachsen, in dem das Rauchen völlig normal und leider auch gesellschaftlich völlig akzeptiert war, rutschte fast automatisch in den Rauchstrudel mit rein. Zumindest in meinem Umfeld hat damals niemand über die tatsächlichen Folgen des Rauchens nachgedacht. Vielleicht waren diese vor 30 Jahren auch noch überhaupt nicht bekannt oder, was noch bedenklicher wäre, sie wurden von den einschlägigen Lobbygruppen erfolgreich aus der öffentlichen Wahrnehmung fern gehalten. So begann also meine Raucherlaufbahn, und sie sollte über 30 Jahre lang anhalten. Weder Schule, Bundeswehr, Studium, Auslandsaufenthalte und dann irgendwann bis heute ein toller Beruf, den ich ergreifen durfte, hat mir die “Freude” am Rauchen vermiesen können. Jedem Raucher war schon immer klar, dass er “gerne” raucht, und genau so war es auch bei mir: Ich hatte keine gesundheitlichen Einschränkungen, mein soziales Umfeld akzeptierte meine Quarzerei, es war gemütlich, die Raucher sind die netteren Menschen, sie sind kommunikativer, sie sind lustiger. Der ganze Quatsch eben, den wir uns jahrelang eingeredet haben, war auch immer in meinem Hirn tief, fest und unverrückbar verankert. Die ganzen Nichtrauchergesetze, die hauptsächlich aus den USA zu uns herüber schwappten, machten mich persönlich ab Anfang der 2000er Jahre sogar stellenweise aggressiv: Diese dahergelaufenen Gesundheitsapostel wollen uns nur unsere letzte Freude verderben! Militante Vollpfosten! Die erste Partei, die mit dem Thema “Nichtrauchen” in DE auf Stimmenfang geht, wird mit dauerhaftem Stimmentzug bestraft! Etc…! Um meine Gesundheit stand es um das Jahr 2008 rum, als es dann für uns Raucher in der Öffentlichkeit immer enger wurde, gefühlt immer noch gut. Fit, ausreichend Luft, Herz gesund, starker Stoffwechsel. Oder hing ich doch schon etwas in den Seilen? Woher sollte ich etwa überhaupt noch wissen, dass ich fit war und jederzeit - auch unter Belastung - ausreichend Luft zur Verfügung hatte? Schliesslich hatte ich mich dank beruflichem Stress schon lange nicht mehr mehr als von der Wohnung ins Auto, ins Büro und wieder zurück bewegt. Ich hatte mein Körpergefühl schon längst verloren, war mir dessen aber nicht im geringsten bewusst, dass ich es verloren hatte. Egal! Hatte keine Zeit, zur Ruhe zu kommen. Später! Lasst mich mit dem Zeug in Ruhe. Wenn ich Ruhe will, hock ich mich abends vor die Playstation mit einer Schachtel Zigaretten. Danach bin ich der ruhigste Mensch der Welt. (Einschub: Ich habe das Anfang November 2015, als ich noch rauchte, getestet. Playstation, Schachtel Kippen, harmloses Spiel, gestartet um 22:00 Uhr, aufgehört um 03:00 Uhr. Puls am Schluss: 162, Blutdruck 180/120. Das Spiel war anscheinend doch nicht so harmlos… Aber: Ich war natürlich der ruhigste Mensch der Welt.) Irgendwann 2013 fing es dann an. Es fühlte sich an, als ob irgendjemand hinter mir steht, und sich an meinem Hals immer neue Stellen raussucht, die er zudrücken kann: Mal an den Seiten, mal hinten, mal direkt unterhalb der Unterkiefer, dann unterhalb des Kehlkopfes. Ich fand das recht unangenehm, dachte mir anfangs aber noch nicht viel dabei. Der Hausarzt schickte mich zum Zahnarzt, zum Orthopäden, zum HNO-Arzt und zur Krankengymnastik und schliesslich auch noch zum Kardiologen, bei dem ich mich als alter Hypochonder dann auch aus Feigheit nicht traute, auf dem Ergometer zu steigen, weil ich Angst hatte, bewiesen zu bekommen, dass mein Herz/Kreislaufapparat schon längst augehört hatte, anständig zu funktionieren. Das war der Widerspruch in mir. Einerseits: Ich bin unverletzlich! Meine Gesundheit ist unantastbar (§1). Ich habe das Recht zum Widerstand gegen jeden, der mir das abspenstig machen will (§20, Absatz 4). Ich bin kein Jurist, habe aber genau so empfunden. Andererseits: Ich hatte Angst vor Krankheiten. Ich bin hypochond, und zwar so, dass es eigentlich behandlungswürdig war. Was immer half: weiterrauchen. Der Hausarzt hörte sich mein Geplärre zwei Jahre an (Hals, Druck, schlechter Luft jetzt doch, Treppen, Bierkisten tragen macht immer weniger Spass, Brennholz lass ich mir liefern, ist das nicht trostlos….? etc) und schlug dann vor, dass ich doch die ausgezeichneten diagnostischen Möglichkeiten unsere hiesigen sportmedizinischen Abteilung der Universitätsklinik nutzen sollte. Die Jungs dort würden mich durch die Mangel nehmen und mir im Anschluss sagen, ob ich ein elender, heulender Simulant sei (seine Prognose) oder ob tatsächlich irgendwas “Richtiges” nicht mit mir in Ordnung ist (meine Prognose). Für einen Hypochonden ist eine “richtige” Diagnose immer sehr vorteilhaft, wie ich ich einer meiner Hypochonden-Therapien gelernt habe. Man hat was “Amtliches”, was man mit der Krankenkasse abrechnen kann. Das entbindet von der Notwendigkeit, sich Krankheiten einzubilden. Also habe ich bei den Sportmedizinern einen Termin vereinbart (August 2015) und mich in diesem Termin komplett durchsehen lassen. Währenddessen ich noch bei den Jungs auf dem Ergometer schnaufte und mir vom “Bufdi in Charge” anhören durfte, dass es mit meinen körperlichen Fähigkeiten nicht gerade zum besten bestellt sei, kam der Herr Doktor Oberchefarzt vorbei, um mir mitzuteilen, dass er aufgrund der abgelesenen Werte den Verdacht habe, dass irgendwas mit meiner Lunge nicht stimme. Panik! PANIK! PANIK!!! Anders kann ich es nicht beschreiben. Er empfahl mir dringendst, einen Pneumologen aufzusuchen. Er kenne durch Zufall einen, ganz in der Nähe, ich solle doch da mal vorbei schauen… Der empfohlene Pneumologe hatte leider die darauf folgenden zwei Monate keine Zeit fuer mich, sondern konnte mir erst im Oktober 2015 einen Termin anbieten. Für mich Hypochonden, dem ein Sportmediziner sagt, dass er ein massives Problem mit meinen Vitalwerten hat (“Ihr Volumen, Ihre Einsekundenkapazität, Ihr Laktatanstieg, Ihr Blutdruckanstieg, Ihr Herzfrequenzanstieg: Das sind alles Dinge, die mir nicht gefallen”), waren diese zwei Monate Wartezeit natürlich der absolute Horror, weil ich felsenfest davon ausging, dass ich an unheilbarem Lungenkrebs litt. Natürlich tritt immer das schlimmste ein. Ich machs kurz: Kein Tumor, dafuer aber eine COPD (formal: GOLD B, also noch “überschaubar”, weil noch nichts zu spät ist). Das CT zeigte keine Tumore in der Lunge. Uff… Frage von mir: “COPD? Was ist das?” Pulmologe: “Obstruktion… bla, bla, Ihre Lungenbläschen…., Überblähung, Emphysem, aber nicht sehr. Obstruktion aber stärker ausgeprägt… Deswegen Schwierigkeiten bei Treppe, Holz, Playstation, Bier etc…. Aber!” Pulmologe (schaut mich an, schaut meine Frau an, die im Termin dabei war, er ist sehr ruhig, er ist sehr ernsthaft): “Es gibt jetzt genau zwei Möglichkeiten: Erste Möglichkeit, Sie machen so weiter wie bisher: Rauchen, (Nicht-)Bewegung, Stress, Ernährung, Ängste. Zweite Möglichkeit, Sie machen nicht so weiter wie bisher. Im ersten Fall werden Sie mit 55 Jahren auf ein Sauerstoffgerät angewiesen sein und trotzdem wahrscheinlich Ihren 60. Geburtstag nicht erleben, weil Sie mit 59 sterben werden. Im zweiten Fall würde ich Ihnen gerne erläutern, wie Sie weitermachen könnten, um den ersten Fall nicht eintreten zu lassen.” Er hat das wirklich so knallhart zu mir gesagt. Wir sind jetzt in Ende Oktober 2015 angelangt. Besteht Interesse, dass ich weiter berichte, wie es weiterging? Ob ich die rote oder die blaue Pille genommen habe? Wenn ja, würde ich am Wochenende mit meiner doch sehr langen Geschichte weitermachen. Ich wünsche Euch weiterhin alle Kraft der Welt, Joachim.
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