Hi Chris,
und herzlich willkommen an Deinem ersten Tag als Nichtmehrraucher.
Ja es ist schon ein komisches Gefühl. Gerade die ersten Tage empfinden viele Aufhörer als nicht ganz so trivial, eben weil eintrainierte Routinen jetzt wegbrechen, auch die Tagesstruktur löst sich erstmal auf - ist es nicht unglaublich, wie wir uns unseren Tagesablauf von der Kippe vorschreiben ließen??? Und wir haben noch keine neuen Routinen aufgestellt und müssen erst noch in den Rauchfrei-Alltag hineinfinden. Gleichzeitig macht sich vielleicht der Entzug schon ein wenig bemerkbar. Unkonzentriertheit und momentane Freudlosigkeit sind dafür durchaus Indizien, also es ist nicht so einfach tagsüber. Es tut mir auch leid, daß Du das zu spüren bekommst. Aber es ist - leider! - nicht ungewöhnlich, nicht unnormal.
Weißt Du woher dieses Gefühl der Freudlosigkeit kommt? Das Nikotin dockt im Gehirn an Rezeptoren für die Glücksbotenstoffe an, Serotonin, Dopamin. Somit wird dem Gehirn "glücklich! JETZT!" gemeldet. In der Folge stellt der Körper die eigene Produktion dieser Stoffe ein, weil... warum denn auch? Die Rezeptoren werden doch auch so bedient! Und noch dazu werden mehr Rezeptoren gebildet, da Nikotin ja immer nachgeliefert wird. Und noch mehr. Und noch mehr. (So kommt auch dieses Hochschrauben des Konsums zustande.) Wenn man nun aufhört, bleiben die Rezeptoren erstmal unbesetzt. Keine Glücksgefühl-Meldung ans Hirn, da die körpereigene Produktion ja erst wieder anrollen muß. Aber das kommt Chris, das wird wieder, dieses Gefühl verfolgt Dich nun nicht für immer! Hilf der Normalisierung der chemischen Prozesse, indem Du Dich verwöhnst, belohnst. Tu Dir gutes, gönne Dir was. Frage Dich stets, was kann ich jetzt tun, damit es mir besser geht - was natürlich nichts mit dem Rauchen zu tun hat, versteht sich. Das fährt auch Deine Fähigkeit, Freude zu empfinden, wieder hoch.
Auch die fortwährenden Gedanken an das Rauchen sind alte Bekannte unter den Aufhörern. Die Sucht merkt schon, daß nichts mehr nachkommt, daß es Dir ernst ist, und meckert deutlich und hörbar. Das macht das Nichtmehrrauchen in der ersten Zeit nahezu zu einer Vollzeitbeschäftigung: man hat alle Hände voll zu tun, um sich abzulenken, kämpft gleichzeitig die Gedanken nieder... das ist anstrengend, da verstehe ich Dich auch vollkommen. Auch da gilt, die Ablenkungen sollten absolut angenehmer Natur sein. Was machst Du denn gern, hast Du Hobbies oder treibst Du Sport? Leg doch da mal eine Extraschicht ein (sowieso: Sport setzt auch Glücksbotenstoffe frei!), was meinst Du, kannst Du da vielleicht was machen?
Und was die Konzentrationsschwäche angeht, oh Himmel die kenn ich auch. Was war ich müde, schlapp, fahrig und unaufmerksam die erste Zeit. Kannst Du Dir denn da mal ein Päuschen mehr gönnen? Vielleicht sogar hinlegen und ein Nickerchen machen? Oder Hirn ausschalten und spazierengehen, frische Luft tut da gut? Denn schau mal, Du leistest ja wirklich was, indem Du Dir das Rauchen abgewöhnst, das ist nicht immer ein spaziergang, das wissen wir alle hier! Da kann man doch schon mal etwas müder werden, findest Du nicht? Gesteh Dir das einfach mal zu Chris. Es vergeht auch wieder - versprochen aus eigener Erfahrung!
Versuche es gelassen anzugehen. Jede nicht gerauchte Zigarette ist ein Gewinn, verlieren kannst Du nicht. Denn Du kannst Dich keinesfalls schlechter stellen als vor dem Rauchstopp. Der Entzug hat seine Tücken, viele hier wissen das und können es Dir nachfühlen, aber die gehen vorbei. Und Du wirst die Entwöhnung hinterher sicher nicht bereuen!
Komm jederzeit her und tausche Dich aus - hilft auch gegen Schmacht, lenkt ab und gibt Kraft (so habe ich es in meiner eigenen Aufhörerzeit erlebt). Und bleib stark, Du kannst das Chris. Die Sucht kann Dir gar nichts, wenn Du sie ablegst, nur Dich ein wenig ärgern - aber es ist noch keiner am Nicht-Rauchen gestorben. Es kann Dir nichts passieren, wenn Du Dich ihr widersetzt. Und irgendwann kann sie nicht mehr.
Du packst das!
Herzliche Grüße sendet Dir
Lydia