Lieber Rudolf,
wir hatten bisher noch nicht das Vergnügen, aber ich habe dich so hier und da herumschwirren sehen. Zunächst gebe ich Michello recht. Abmelden ist nicht nötig. Aber dein alter Thread ist durchaus noch da, es sind nur alle deine Einträge weg, aber nachlesen was andere dir geschrieben haben kannst du noch. Musst nur ein wenig suchen gehen.
@Michello vielleicht erinnerst du dich, ich habe vor kurzem meinen allerersten Thread ausgegraben.
Lieber Rudolf, das Gefühl, welches du beschreibst, habe ich immer mal wieder. Das Forum bringt einen dazu sich sehr mit Rauchen und Nichtrauchen zu beschäftigen und das ist manchmal gar nicht erwünscht. Auf der anderen Seite ist es leider notwendig dich damit zu beschäftigen. In aller Regel geht es darum ,dass die Zigarette ganz bestimmte Funktionen hat. Diese Funktion hat sie nicht von sich aus, sondern du hast sie ihr zugeschrieben.
Das habe ich bei ungefähr Tag 60 in Pauls Wohnzimmer geschrieben:
"Pearle67" schrieb:
Verhandlung
Gegenstand der Verhandlung: Rauchen
Die Anklage: Rauchen (im Weiteren der Angeklagte genannt) ist eine schwere psychische Sucht. Der Angeklagte erschleicht sich mit Hilfe böswilliger Täuschung einen Platz unter den Grundbedürfnissen seiner Opfer.
Wenn das Opfer "Nein" zu den Versprechungen des Angeklagten sagt, werden sie nicht in Ruhe gelassen, sondern mit immer abstruseren Versprechen gelockt, getäuscht und betrogen. Die Folgen sind schwere gesundheitliche Schäden, bis hin zum Tod. Daher lautet die Anklage auf schweren Betrug, schwere Körperverletzung in Millionen Fällen, versuchter Mord in Millionen Fällen, abgeschlossener Mord in Millionen Fällen.
Die Verteidigung: Der Angeklagte hat zwar falsche Versprechungen gemacht, und sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen das Vertrauen seiner Opfer erschlichen, aber seine Opfer haben allesamt freiwillig geraucht. Sie haben den Angeklagten in ihr Haus und in ihr Leben aufgenommen und meistens für Jahrzehnte bei sich wohnen lassen. Jedem der Opfer war immer bewusst, dass der Angeklagte eine große Gefahr für Leib und Leben darstellt.
Dafür musste der Angeklagte in jeder Lebenssituation und zu jeder Uhrzeit herhalten. Wenn er gebraucht wurde ,musste er bereit sein. Wenn der Angeklagte nicht sofort verfügbar war, konnte das Opfer sehr ärgerlich reagieren.
Wenn das Opfer dann irgendwann nichts mehr vom Angeklagten wissen wollte, tat er/sie auch gleich so, als wäre es keine jahrelange Zusammengehörigkeit. Der Angeklagte müsse sofort verschwinden.
Das ist natürlich, wie bei jeder Trennung nach so vielen gemeinsamen Jahren, unmöglich. Selbstverständlich fordert der Angeklagte seinen Tribut eine Entschädigung oder erwartet, dass die Partnerschaft wie gehabt fortgesetzt wird.
Die Zeugen der Anklage
Pearle 67 Freiatmerin mit Rauchhintergrund
Zeuge der Verteidigung
Ulrich Nikotinteufel
Anklage:
"Pearle Sie haben den Angeklagten mehr als dreißig Jahre in ihrem Leben gehabt. Wie kam es dazu?"
"Ich war sehr jung, neugierig und naiv. Damals habe ich den Versprechungen des Angeklagten geglaubt. Als ich bemerkt habe dass Alles auf einer großen Lüge aufgebaut war, war es zu spät. Der Angeklagte hatte mich so sehr eingenebelt, dass ich den Weg heraus nicht mehr gesehen habe. Ich habe dann viele, viele Jahre einfach so weiter gemacht, weil ich ja vor lauter Nebel, keine Lösung gesehen habe. Als sich dann erste gesundheitliche Beeinträchtigungen einstellten, habe ich irgendwann Stopp gesagt."
"Wie hat sich der Angeklagte nach der Trennung benommen?"
"Er ist einfach nicht gegangen. Immer wieder hat er laut in mein Ohr gebrüllt, dass ich ihn brauche und vermisse und dass dieser Stress erst dann vorbei sein wird, wenn ich rauche."
"Haben Sie geraucht?"
"NEIN."
"Wie ging es weiter?"
"Er ist immer noch da. Leiser zwar und manchmal höre ich ihn gar nicht mehr, aber manchmal dröhnt er immer noch ziemlich laut und unverschämt herum."
Verteidigung
"Pearle, Sie haben gesagt, dass Sie aufgrund von Neugier den Angeklagten in ihr Leben gelassen haben. Ist das richtig?"
"Ja."
"War Ihnen bekannt, dass der Angeklagte schwere Schäden verursachen kann?"
"Ja, aber ich habe da nicht so drauf gehört."
"Danke, keine weiteren Fragen."
Verteidigung
"Ulrich, Sie sind als Nikotinmonster sehr gefürchtet. Wie gelingt es Ihnen trotzdem, den Angeklagten immer wieder in den Leben der Menschen unterzubringen?"
"Das ist gar nicht so schwer. Zuerst sind sie interessiert und probieren. Das schmeckt ihnen nicht. Aber je öfter sie probieren, um so besser schmeckt es ihnen und sie bleiben dabei."
Anklage
"Bitte beschreiben Sie das genauer."
"Na ja, sie probieren aus. Der Angeklagte gefällt ihnen meistens nicht so gut. Ihnen wird schwummerig und geschmacklich ist es auch nicht so toll. Aber da komme ich ins Spiel: Sie sind da noch sehr leicht zu beeinflussen. Ich sage Ihnen sie sollen noch einmal probieren. Dann wenn Stress ist oder Traurigkeit vorherrscht tun sie es auch. Die meisten Opfer beginnen in einem Alter, wo das permanent schwankt und die Stimmung sich stündlich ändert. Wenn ich dann im richtigen Moment zur Stelle bin, haben wir Zack: Die erste Verknüpfung. Z.B. Bei Liebeskummer hilft Rauchen. 5 in Mathe: Rauchen. Fahrprüfung vergeigt: Rauchen. Erster Alkoholrausch: Rauchen. So mache ich weiter, bis Alles mehr oder weniger vernetzt ist mit dem Grundgedanken: Rauchen. Und dann ist der Angeklagte fest verankert und kann bleiben. Mit diesen anderen Sachen, den Schädigungen und den Morden habe ich nichts zu tun."
Richter
Nun wir haben gehört, der Angeklagte hat Millionen Opfer gequält, um ihr Erspartes gebracht und ihre Gesundheit nachhaltig geschädigt. Teilweise bis zum Tod.
Wir haben auch gehört, der Angeklagte hat seinen Opfern nichts vorgemacht über sein Tun. Alle Schädigungen, die den Opfern zugefügt wurden, waren den Opfern bekannt.
Das Ganze funktioniert eben nur auf zwei Seiten. Der Angeklagte hat sich sehr viel zu Schulden kommen lassen, aber die Opfer müssen mitmachen. Machen die Opfer nicht mit, hat der Angeklagte keine Chance. Allerdings gibt es laut der Aussage des Nikotinteufels die falsche Versprechungen wirklich, so dass die lange Dauer der Zusammengehörigkeit von Seiten der Opfer nicht ganz freiwillig geschieht.
Bitte erheben Sie sich
Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil:
Angeklagter: Ihnen werden schwere Verbrechen zur Last gelegt, weswegen ich Sie nur zu lebenslanger Verbannung verurteilen kann. Sie werden verbannt aus allen Räumen, Lokalen, Bussen, Bahnen, aus jedem Gebäude überhaupt. Niemand darf jemals Werbung für Sie machen. Sie dürfen nur noch an Menschen über 18 verkauft werden. Ihre Kleidung wird fortan mit allen Ihren Untaten verziert sein.
Opfer: Alle diese Maßnahmen dienen Ihrem Schutz und sollen es schwerer für Nikotinteufel machen, die Opfer zu beeinflussen. Wer jetzt noch weiterraucht oder wieder raucht oder anfängt, ist zu einem Teil selber Schuld daran und hat die Folgen zu tragen.
Ulrich: Du darfst dich den Opfern nicht mehr, bis auf 100 m nähern. Das gilt lebenslang.
Hier ist schon angedeutet, was ich meine, die Zigarette hilft beispielsweise, Stress abzubauen. So die Verknüpfung. Folglich musst du diese Verknüpfung aufheben und eine neue einbauen. Ab sofort hilft Zähne putzen Stress abzubauen. Das musst du immer wieder machen, damit das Gehirn einen neuen Pfad anlegt und der eingefahren ist.
So löst du dich nach und nach von alten Gewohnheiten.
Hinzu kommt noch, dass du Emotionen oft nur vernebelt wahrgenommen hast. Die kommen jetzt klarer und "ohne Filter", was es intensiver macht und deine Reaktion vielleicht auch etwas heftiger ausfallen lässt. Ich habe sogar meinen Chef angemacht. Jeder in meinem Umfeld hat das zu spüren bekommen.
Und nicht vergessen: Das, womit wir es zu tun haben ist eine sehr mächtige Sucht. Sie hatte uns lange im Griff und will uns nicht gehen lassen. Also Geduld und immer schön Schritt für Schritt.
Du musst doch nur eine einzige Zigarette nicht rauchen: Die Nächste.
Mit ganz lieben Grüßen Heike