Hallo Dreilaenderjeck,
herzlich willkommen auch von mir noch, und meinen ganz großen Respekt zu Deiner tollen Leistung von fast 200 rauchfreien Tagen! Die darfst Du bewußt hoch halten und stolz darauf sein, das hast Du toll gemacht.
Ich möchte fast sagen, Du bist mit dem Entzug "durch". Ich sehe da auch kein Muster mehr für eine sogenannte Drei-Monats-Krise, weder aus "entwöhnungspsychologischer" noch aus chemischer Sicht, denn das ist mit fast 200 Tagen nicht mehr darstellbar. Ich denke also auch, was Dich derzeit umtreibt, ist das Suchtgedächtnis, das wir uns mit unserer Raucherkarriere eingekauft haben und das nun durch den Rückfall Deiner Frau, durch die ständige Auseinandersetzung mit dem Thema und sicherlich auch den Geruch und die potenzielle Anwesenheit von Zigaretten massiv in seinem Schlaf gestört wird.
Ich gebe Dir völlig recht, wieder anzufangen wäre eine nicht ganz so brilliante Idee. Du hast schon so toll geleistet! Das jetzt wieder aufgeben...? Die Entzugsmühen ad aburdum führen...??? Wäre doch schade drum oder.
Ich erlebe es auch ab und an, daß aufhörende Paare sich schwerer tun, dran zu bleiben, als "Alleinunternehmer" (selbst verpartnerte). Ich denke, das liegt daran, daß man die eigene Aufhörerkarriere vom jeweils anderen abhängig macht. Und wenn ich mich in ein aufhörendes Paar hineinversetze, muß ich zugeben, daß es mir nicht anders erginge. Ich würde immer schauen, wie kommt der Partner zurecht, und wenn er nicht zurecht käme, wäre das für mich Grund genug, auch aufzustecken. Gebe ich ganz ehrlich zu. Das ist aber nicht zielführend, weil sich keine zwei Entwöhnungen gleichen. Jeder macht seinen eigenen Entzug durch, mit Stolpersteinen an verschiedenen Stellen, ganz eigenen Raucherritualen und -mustern und auch völlig unterschiedlichem Erleben des Entzugs und der Entwöhnung. Ich glaube es ist ganz, ganz schwer, gemeinsam aufzuhören, weil einfach letztendlich doch jeder seinen eigenen Weg gehen muß. Das ist aber eine Erfahrung, die ich auch erst im Laufe der Jahre hier mitgenommen habe, selber hätte ich es auch nicht gewußt und hätte, wäre mein Mann Raucher gewesen, auch versucht, ihn mit ins Aufhörerboot zu holen. Also woher solltet Ihr es wissen.
Mein Angebot an Dich und Deine Frau daher: Geht jeder Euren Weg. Und jeweils mit der Unterstützung des anderen. Bleibe doch der Rauchfreiheit treu Dreilaenderjeck, Du hast schon einiges darin investiert und schon viel geschafft. Welche Vorteile siehst, erlebst oder spürst Du denn für Dich? Sind da nicht Sachen dabei, die Du nicht mehr missen möchtest? Halte diese für Dich hoch. Es hat sich gelohnt, aufzuhören!
Und was Deine Frau angeht: Akzeptiere ihre Entscheidung. Sprecht gerne darüber, wenn Du schon merkst, daß sie in alte Muster verfällt, wenn es Dir Bedürfnis ist. Aber nicht belehrend sondern beobachtend. Laß sie wissen, daß Du ihr die Hand reichst, wenn sie wieder aufhören möchte, richte ihr aus, daß auch sie hier gern willkommen ist (oder ist sie auch schon hier im Forum aktiv?), mach ihr einfach klar, daß sie nicht allein ist, sollte sie sich wieder auf das Aufhören konzentrieren wollen. (Bitte auch gerne, daß ein Ausrutscher oder Rückfall die Aufhörerkarriere nicht beendet! Die allermeisten hier haben mehrere Anläufe gebraucht. Das ist ganz normal und lange kein KO.) Aber versuche bitte, Dich für den Moment damit abzufinden, ohne Deinen eigenen Weg zu verlassen. Meinst Du das geht für Dich?
Vielleicht könnt Ihr vereinbaren, daß sie, wenn sie schon rauchen möchte, dies vielleicht nicht unbedingt in Deiner Gegenwart tut, wenn es Dir nicht angenehm oder zu gefährlich für Deine eigene Rauchfreiheit ist. Denkst Du sie kann sich darauf einlassen, Dich in Deinen Rauchfreibleibensbemühungen zu unterstützen? Wenn Du ihr ruhig erklärst, daß es nun schon Dein Wunsch ist und Du das durchziehen möchtest? Kannst Du in aller Liebe, Respekt und angenehmer Gesprächsatmosphäre ein diesbezügliches Gespräch mit ihr führen?
So oder so, ich finde Ihr leistet super Arbeit mit dem Rauchausstieg. Du, weil Du es mit großer Disziplin schaffst, rauchfrei zu bleiben, und sie, weil sie mit abgesprungen ist und auch einige Zeit rauchfrei geschafft hat - das muß man ja auch mal honorieren und das kann ihr ja keiner mehr wegnehmen. Darauf kann sie aufbauen, wenn sie wieder abspringen möchte.
Ich wünsche Euch beiden alles Gute. Ihr schafft das bestimmt, zusammen und jeder auf seinem eigenen Weg. Herzlich grüßt
Lydia