Guten Tag derfisch,
herzlich willkommen in unserer lustigen Aufhörerrunde. Schön daß Du Deinen Weg hierher gefunden hast.
Danke auch für die Schilderung Deiner Raucher- und Aufhörerkarriere und Deine Offenheit. In Deinem Bericht stecken ganz viele Aspekte.
Erstmal finde ich es natürlich super, daß Du den Klick verspürt hast - und mehr noch, daß Du ihn gleich richtig umgesetzt hast. In diesem Moment übernimmt Dein rationales Denkvermögen nämlich die Oberhand über die irrationale Sucht, und Du warst in der Lage, ihr diese zu gewähren. Und ich finde es großartig, daß Du dies zugelassen hast, auch wenn Dir klar war, daß es vielleicht mit entzugsbedingten Unannehmlichkeiten verbunden sein könnte. Dafür ein großes Daumen hoch.
Und nein, natürlich ist es nie zu früh zum Aufhören! Zu spät auch nicht, jede nicht gerauchte Zigarette zählt, aber gerade Deine Gesundheit zu konservieren gelingt Dir jetzt natürlich noch viel viel besser als später. Auch darin stimme ich Dir uneingeschränkt zu. Wie bist Du auf den gesundheitlichen Aspekt gekommen, gab es einen Vorfall oder hast Du Dich informiert? So oder so, es ist super daß Du diesem in Deinen Überlegungen so großen Raum gibst.
Das blöde Ding mit den E-Zigaretten ist, neben den Stand heute noch nicht einschätzbaren Langzeitfolgen, daß sie Dir, auch ohne Nikotin, nicht dabei helfen, Deine eintrainierten Raucherroutinen abzulegen. Im Gegenteil, diese Routinen werden konserviert, das Suchtgedächtnis immer so ein bisschen aufrecht erhalten - denn ganz ehrlich, der größte Posten der Entwöhnung ist nicht der körperliche, sondern der psychische Entzug. Und den machst Du so ja gar nicht. Der Rückumstieg auf Zigarette ist damit vorprogrammiert, diese Erfahrung hast Du ja selber beschrieben. Sehr gut daß Du dieser Entwicklung jetzt Einhalt gebieten willst. Mag die E-Zigarette für einige Raucher ein Ausstiegsweg sein, für die Mehrzahl ist sie es eher nicht.
http://www.rauchfrei-info.de/informieren/tabak-tabakprodukte/tabakprodukte/elektrische-zigaretten/
Daß Du derzeit ständig ans Rauchen denken mußt, ist ganz normal. Ich meine schau, Du hast Dir das Suchtgedächtnis antrainiert, das derzeit in Habachtstellung ist und lauthals gröhlt, warum es nichts mehr bekommt. Es drängt sich permanent in Deinen gedanklichen Vordergrund. Das ist ganz normal, und Du kannst diese Auseinandersetzung auch für Dich nutzen: Antworte darauf, nein ich möchte jetzt nicht rauchen. Es gibt Dir eine Art Oberhand, Selbstbestimmung und Kontrolle, die Dir hilft, Dich stärkt. Eine andere Variante wäre, Dir einen Trinkhalm auf Zigarettenlänge zu schneiden und durch ihn Luft zu rauchen. Das besänftigt die Schmacht und ist die einzige Ersatzhandlung, bei der der körperliche Vorgang dem Rauchen ähnelt, die Dich nicht an der Nikotinsucht hält, sondern Dir hilft, sie zu überwinden. Klingt komisch, aber hey! Ist nicht komischer als verschwelte oder verdampfte Substanzen in die Lunge zu inhalieren, die da nicht hingehören. Die Luft gehört da wenigstens hin.
Sehr weitsichtig von Dir, Dir auch über zukünftige Gefahren schon Gedanken zu machen. Dazu kann ich glaub ich was sagen. Mir ist genau das nämlich passiert. Nach elf (!) Jahren in Rauchfreiheit. Eine Triggersituation (denn das Rauchen ist für uns ja vielfach an bestimmte Situationen, Lebenslagen oder Gefühlsregungen gekoppelt), und der arrogante Gedanke, eine Zigarette könne mir schon nichts anhaben. Es war nur eine Frage weniger Wochen, bis ich wieder regelmäßig Zigaretten konsumierte. Also - ja, darauf kann man sich nicht früh genug vorbereiten.
Dir muß einfach klar sein, daß es "nur mal eine" für uns nicht mehr geben kann. Auch wenn Du wenig geraucht hast, auch wenn Du nicht lang geraucht hast: wenn Du mit der Entwöhnung fertig bist, ist Dein Suchtgedächtnis schlafen gelegt, aber nicht ausgemerzt. Das haben wir uns nun mal mit dem Rauchen eingekauft, das ist nun schon so. Damit müssen wir leben. Aber ganz ehrlich: das können wir auch sehr gut. Denn wenn die Entwöhnung abgeschlossen ist, ist es auch kein Kampf mehr, zur Zigarette Nein zu sagen. Nur eine Frage der Achtsamkeit. Es werden immer wieder mal Momente kommen, in denen sich die Zigarette flashbackartig in den Vordergrund unserer Gedanken schiebt - auch das haben wir uns "angeraucht", das bleibt uns einfach. Aber Du wirst merken, daß das keine Schmacht mehr ist, kein zwingendes Rauchverlangen. Einfach mehr eine Anfrage der Sucht "willst nicht doch mal wieder...?". Wenn Du diese Anfrage mit Nein beantwortest, war es das auch schon. Kein Kampf mehr, kein Durchhalten-müssen.
Du hast, indem Du diese Frage hier gestellt hast, was ich absolut überlegt und reflektiert von Dir finde, die Möglichkeit, von unseren Erfahrungen zu profitieren (und glaub mir, die haben so viele hier gemacht). Du mußt die nicht selber machen. Auch wenn Deine schlafen geschickte und nur mal für zwei Minuten erwachte Sucht sagt, na vielleicht kannst Du ja doch mal eine..., dann kannst du gleich sagen, nee kann ich nicht, will ich nicht, weil ich schon weiß, was dann passiert. Kannst von unseren Erfahrungen zehren. Ich wußte nicht, daß mich eine Zigarette gleich wieder rückfällig werden läßt, konnte es mir auch nicht vorstellen. Aber mittlerweile weiß ich, das ist normale Suchtmimik, das geht jedem so. Also brauchst Du das gar nicht erst ausprobieren. Und selbst wenn sich zunächst das Gefühl einstellen sollte, "na dann bin ich halt Gelegenheits- oder Partyraucher, ha ich hab's ja doch im Griff"... hast Du nicht, irgendwann kommt man wieder in die Spirale zurück. Das ist bisher noch jedem so ergangen, der es versucht hat.
Also sehr klug von Dir, Dich schon mal damit auseinanderzusetzen, aber wie gesagt: das ist dann kein Problem mehr! Es ist kein Drang, kein Verlangen mehr, und das Wissen, daß es bei der einen sowieso nicht bleibt, schützt Dich davor, es auszuprobieren. Wenn Du erstmal die Entwöhnung durchgezogen hast, ist es kein Kampf, auch rauchfrei zu bleiben. Nur etwas Achtsamkeit, dankende Ablehnung der Zigarette und das Wissen, daß ein Zug das Suchtgedächtnis wieder aufweckt. Ich kann das jetzt - und Du wirst es auch können.
Komm bitte jederzeit wieder her, berichte wie es Dir geht, wie die Entwöhnung läuft. Auch wenn Du Entzugsbefindlichkeiten verspürst, so sind sie hier gut angebracht, weil wir das hier gut kennen und viele Dir aus erster Hand weiterhelfen können, egal was Dich umtreibt. Ich finde es so super daß Du aufgehört hast. Bleib dran!
Viele Grüße sendet Dir
Lydia