14.02.2021
16:27 Uhr
Liebe Sunny,
dass du jetzt verstärkt wieder an Kippen denkst, ist leider völlig normal. In den ersten zwei, drei Wochen hast du entschlossen gegen die Entzugserscheinungen gekämpft und dir Tag für Tag deine Courage bewiesen. Jetzt bist du aber in der nächsten Phase, in der sich der normale Alltag mit all seinen unterschwelligen Gewohnheiten bemerkbar macht.
Du hast ungefähr 15 Jahre lang geraucht, also dir Tag für Tag antrainiert, dass zu einer bestimmten Situation eine Kippe gehört. Mit Kaffee in der Sonne sitzen, die ätzende Langeweile bekämpfen, dem Stress die Stirn bieten - alles durch kontinuierliches Training mit dem Stinker gekoppelt. Verhaltensforscher sprechen von "Selbstkonditionierung". Und was du dir schrittweise angewöhnt hast, bis es in deinem Unterbewusstsein zu der Assoziation von Situation = Kippe kam, erweckt jetzt den Eindruck, als wenn etwas fehlen würde. Also wirst du es dir ebenso schrittweise wieder abtrainieren und ein kippenfreies Leben genießen! Jedes Mal, wenn du eine Situation, in der du früher geraucht hättest, bewusst ohne Kippe erlebst und gut findest, kommst du deinem Ziel ein großes Stück näher. Bei mir waren es so ungefähr ein halbes Dutzend Mal bewusstes Denken "Klasse ohne Kippe!", bis sich die situationsbezogene Verknüpfung aufgelöst hatte.
Als mir klar wurde, was da unterschwellig ablief, habe ich mir überlegt, was ich stattdessen schön finden könnte - beim Kaffee im Freien vielleicht das Wieder-Erwachen des Geruchssinns, bis hin zum Aha-Moment, dass die Raucherei selber mein größter Stress war, weil ich als Kettenraucherin (Industrieschlot?) panisch und somit gestresst war, wenn ich irgendwo nicht rauchen konnte - Freiheit braucht aber niemals Aschenbecher!
Wie sieht es bei dir aus? In welchen Situationen hast du dir die Qualmerei antrainiert? Und was macht diese Erlebnisse ohne Stinker erst richtig schön? Ich bin mir sicher, dass du dich in den nächsten Tagen sehr gut kennen lernst...
Liebe Grüße - du gewinnst!
Brigitte