Hallo Manu,
Jetzt sag bloß: du bist nun schon neun Wochen rauchfrei. Und es ist immernoch so schlimm?
Nun ist doch langsam mal gut. Wie lange willst du hier noch weiter jammern?
So lange wie es eben braucht. Und: nach großartigen 63 Tagen in der Rauch-Freiheit beschreibst du diese unangenehmen Suchtattacken, die mit ziemlicher Sicherheit noch ein Weilchen immer wieder mal hochkommen. Das macht das Ganze so tückisch. Ein Moment, nur ein Augenblick reicht womöglich, durch diese eine Zigarette, die in diesem Moment einfach sein "muss", den Erfolg zumindest zu gefährden.
Meine beiden einleitenden Sätze sind natürlich nur Wiederholungen deiner Worte aus deinem letzten Beitrag. Gib mir Bescheid, sollte dir irgendwer tatsächlich so, oder so ähnlich schreiben. Ich kümmer mich drum!
Liebe Manu, deine Idee, mal eben ein Sektchen zu schlabbern, ist keine gute. Könnte deinen Willen aufweichen. Aber das weißt du sicher am Besten.
Ich kenne deine Rauchergeschichte nicht. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es schon viele Jahre, womöglich auch einige Jahrzehnte waren, in denen die Zigarette zu jeder x-beliebigen Situation gehörte. Was also eine so lange Zeit dein Leben geprägt hat, lässt sich nun einmal nicht in 9 Wochen auslöschen. Es ist und bleibt Teil deiner Biographie. Und ich wünsche dir von Herzen, dass du eines schönen Tages zurückschauen kannst und dir sagst: "meine Güte, was habe ich mir damals angetan. Gut, dass ich den Ausweg gefunden habe!" Die Uhr läuft für dich, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Das, was dir immer noch so zusetzt, wird im Laufe der Zeit weniger. Und auch die Stärke dieser Suchtattacken nimmt immer mehr ab. Das verspreche ich dir!
Mir passiert das manchmal, dass ich in eine Situation gerate und plötzlich denke: "ach, schau mal. Früher hättest du jetzt eine Zigarette gebraucht." Und das war's dann auch schon. Das bleibt nach meiner Überzeugung für immer. Der Suchtteufel ist nicht tot. Er schläft. Und wartet auf seine Gelegenheit, von dir doch noch einmal geweckt zu werden. Ich möchte dir keine Angst machen, Manu. Ich möchte dich eher sensibilisieren. Achte auf dich! Achte möglichst darauf, im Gleichgewicht bleiben zu können. Klar, ist das nicht einfach. Niemand hat jemals gesagt, dass leben leicht ist. Es lässt sich aber lernen. Nach meiner Überzeugung ist es nicht nur der Weg vom Raucher zum Nichtmehrraucher. Es ist sehr viel mehr. Viele entdecken zum Beispiel das Thema Sport für sich. Manche entdecken durch die verbesserten Sinne Geschmack und Geruch das Kochen für sich. Oder finden einen Zugang zu verschiedenen Entspannungsübungen, oder, oder, oder. Alles, was dir an Werten wichtig war, kann neu priorisiert werden. Man lernt sich selbst sehr viel besser kennen und das kann eine unfassbar spannende Entdeckungsreise werden. Dass du dich veränderst, fällt auch anderen Menschen auf, die dich kennen. Nicht selten steht dann so eine Frage äim Raum: "irgendwie bist du anders, seit du nicht mehr rauchst.
Mit dem Rauchen aufzuhören, ist ein hartes Stück Arbeit, ja!
Es verschafft dir aber auch Chancen, die du nicht bekommen hättest, hättest du weitergeraucht. Wenn es dir gelingt, Manu, dich einmal mit folgendem Satz zu beschäftigen, der lautet" Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben!",
kannst du etwas damit anfangen? Es fällt schwer, ich weiß. Eltern und andere Bezugspersonen haben uns schließlich sehr lange darauf konditioniert, uns nicht so wichtig zu nehmen, immer erst an andere zu denken, bevor man sich um sich selbst kümmert. "Jetzt gib mal nicht so an", ist ein Satz, der mir heute noch im Ohr klingelt. Obwohl es ungefähr 55 Jahre her ist, dass ich ihn zuletzt gehört habe. Wenn es uns gelingt, solche Leitsätze zu entlarven und ihnen die Macht über unser Denken und das daraus resultierende Verhalten zu nehmen, ist das ein großer Schritt zu unserer persönlichen Freiheit. Eine Befreiung, die möglich wird, einfach nur deswegen, weil die Zigarette in unserem Leben keinen Platz mehr hat.
So einfach ist das!
"Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben." Nur wenn ich dafür Sorge trage, dass es mir gut geht - im Rahmen der Möglichkeiten - dass ich gesund bleibe, dann kann ich für andere, eben für die Menschen, die mir wirklich wichtig sind, da sein. Bin ich kräftig, kann ich anderen Kraft geben.
Manchmal ist das wie eine Sucht bei mir. Alles, was ich denke, tippe ich. Hinterher lese ich es. Manchmal bin ich erschrocken, manchmal denke ich, "nee, das kannst du so nicht abschicken!" Oder ich merke, dass ich genau das lese, was ich dachte zu denken. Ich glaub' ich muss Schluss machen, für heute. Wird langsam auch für meinen Geschmack zu abstrakt.
Liebe Manu, du hast diese großartige Community kennengelernt, hast Hilfe bekommen, anderen Hilfe gegeben, eben das Prinzip einer Selbsthilfegruppe, es gibt keinen Grund, dass sich daran etwas ändern sollte. Du bist und bleibst hier immer herzlichst willkommen. Hier wirst du ordentlich an den Schuötern gepackt und geschüttelt, wenn es angebracht ist, es wird hier gemeinsam mit dir geweint, wenn dir danach ist und gemeinsames feiern von Jubiläen und Erfolgen darf auch weiterhin eines der Highlights bleiben. Es geht eben nichts über dieses Wir-Gefühl.
Und sollte es dir trotz aller Umsicht passieren, dass du in Situation X eine Zigarette rauchen musstest -warum auch immer - ist das eine ziemlich fiese Erfahrung. Aber noch lange kein Grund, zu resignieren. Einmal schütteln, Situation analysieren, weitermachen. Das soll jetzt kein Hintertürchen sein, das ich dir hier öffne.
Ich wünsche dir weiterhin eine Extraportion Sturheit, hab ein schönes Wochenende
wünscht dir
Meikel
:smileumarmung: