Guten Tag NieCherie,
ich kann und will Dir auch nur dazu gratulieren, daß Du schon seit 44 Tagen rauchfrei bist - und das gerade, wo es im Moment ja nicht so ganz einfach ist. Das ist eine Riesenleistung, die Du da ablieferst, mein Respekt ist Dir gewiß.
Wie wäre es denn damit, Dich gerade jetzt erstmal so richtig für Deine tolle Leistung zu belohnen? Das soll man während der Entwöhnung ja ohnehin weidlich tun: um die Motivation oben zu halten, um für sich selbst zu visualisieren, daß bei der Entwöhnung (die ja schon mal Schinderei sein kann) auch etwas für Dich herausspringt, noch bevor sie abgeschlossen ist, um die Laune zu verbessern und um das Belohnungssystem im Gehirn, welches ja auch durch das Nikotin betrogen worden ist, wieder auf Kurs zu bringen. Also tu Dir was Gutes, es ist hochverdient und Du kannst es im Moment sicherlich brauchen. Was würde Dir jetzt, heute oder morgen Freude bereiten, was kannst Du für Dich tun, damit es Dir besser geht? (Diese Frage kannst Du Dir übrigens immer stellen, wenn Du nicht so ganz im Gleichgewicht bist, und versuchen, Dir entgegenzukommen - nur nicht mit Rauchen.)
Worin ich mich meinen Vorrednern uneingeschränkt anschließen kann, ist daß so ein Entzug immer in Wellen verläuft. Dazu kommt, daß sich kein Entzug vorhersagen läßt. Jeder hat seine eigene Psyche, und wenn Deine entschieden hat, Dir jetzt, nach 44 Tagen, die schlimme Stimmung zu präsentieren, dann läßt sie sich nicht davon abhalten, egal ob diese bei anderen Aufhörern gleich am Anfang eintritt oder kurz vor Schluß. Es gibt da kein "normal", jeder durchlebt seinen eigenen Entzug. Es tut mir sehr leid, daß Dich der Deine jetzt gerade so beutelt NieCherie, ich habe zum Ende hin ziemlich gelitten und weiß wie hart einen das ankommt. Aber bitte laß Dich davon nicht erschrecken, es geht vorbei!
Allan Carr mit seinen drei Monaten wurde hier auch schon zitiert - und ja, es ist richtig, die Erfahrung hat gezeigt, daß eine Entwöhnung so um diesen Zeitraum herum dauert (bei mir waren es ziemlich genau 4, bei anderen kann es auch schon mal nach zwei, zweieinhalb Monaten vorbei sein). Und in dieser Zeit kann die Sucht noch alle Register ziehen, ganz egal, in welcher Reihenfolge und wann sie uns welche Welle präsentiert. Bitte mach Dir deshalb keine Sorgen, mit Deiner Entwöhnung könnte etwas nicht in Ordnung sein. Sie läuft, sie schreitet voran und Du machst das super! Die Welle, die derzeit über Dich hereinbricht, ist sicher hart, das kann ich Dir nachfühlen, aber Du gehst das ganze wirklich sehr reflektiert an. Gut daß Du hier geschrieben und Dich erkundigt sowie Dir Beistand geholt hast.
Ein weiterer Aspekt, zu dessen Betrachtung ich Dich gerne einladen möchte, ist folgender:
Geh mal von zwei Voraussetzungen aus, nämlich 1. als Raucher "kompensieren", also vernebeln wir unheimlich viele Schieflagen, anstatt sie zu bearbeiten, zu lösen und aus dem Weg zu räumen (à la "ich hab mich so aufgeregt, ich muß erstmal eine rauchen..." - und danach macht man nichts mehr und die Schieflage ist noch da, geschluckt, aber gärt weiter). Und 2. und das hat ja auch schon einer unserer Mitstreiter geschrieben, als Nichtmehrraucher erlebt man Gefühle ungedämpfter und heftiger als noch rauchend. Deshalb möchte ich Dich gerne einladen, mal zu überlegen, ob Deine "Wutanfälle" oder wie Du sie nennen möchtest, nicht sogar Ursachen haben. Gibt es viellicht, und wenn nur manchmal, nicht tatsächlich einen Grund auszurasten? Wenn Dich etwas ärgert, gib Deinem Ärger doch ruhig einmal Raum. Oder Dich etwas traurig macht. Ich bin nach knapp drei Monaten einmal vor Ärger furchtbar durch die Decke gegangen und war anschließend zunächst entsetzt von mir selbst. Aber weißt Du was? Es war richtig, mich in dieser Situation zu wehren, mein Kopf ist auf geblieben, ich habe hinterher sogar Recht bekommen - und dieses hätte ich als Raucher niemals durchgesetzt. Das zu steuern, das lernen wir, je länger wir nicht mehr rauchen, Nichtraucher hatten diesen Mechanismus auch nie und schaffen das trotzdem, ihren Ärger, Frust etc. zu kanalisieren. Und Du wirst sehen, erleben, wie Du es auch bald schaffst und wie befreit Du Dich fühlen wirst. Daher nimm diese überschiessenden Gefühle erstmal an NieCherie. Du findest bald wieder zu Deiner Balance zurück.
Halte weiterhin so toll durch, Du machst es wirklich sehr gut. Du schaffst das! Eine Extraportion Power und Durchhaltewillen sowie viele Grüße sendet Dir
Lydia