Beim Editieren wurde der Eintrag gekillt (?). Das ist vermutlich ein Bug im System. Aber ich habs noch zwischendrin gespeichert:
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Hallo,
mein Name ist Tristan; bin 37 Jahre alt und freiberuflicher Computergrafiker.
Ich habe hier schon einige Threads im Forum gelesen und verschiedene Strategien zum Rauchen (genauer: Wie man damit aufhört) gesehen. Einige sind interessant. Andere erscheinen mir nicht sinnvoll. Die meisten aber beruhen auf der pychologischen Erkenntnis, daß man selbst (das Individuum) es zunächst machen möchte... diese "schlechte" Angewohnheit abzulegen. Das ist der absolut richtige und erste Ansatz; der erste Schritt zum erfolgreichen Aufhören. So einfach wie das klingt, ist das aber leider dann doch nicht (wie viele von Euch sicher bestätigen können).
[b]Zu mir[/b]
Ich habe 14 Jahre geraucht und zuvor nie versucht aufzuhören. Das hatte vor allem damit zu tun, daß ich das Rauchen nicht als etwas grundsätzlich schlechtes wahrgenommen habe. Ich habe mich den üblichen Selbstlügen (von denen wir alle - in genau dem Moment, als uns klar wurde, daß wir süchtig sind - wußten, daß es Selbstlügen sind, die wir uns da einreden) hingegeben, die allseits bekannt sind. Als da wären: Rauchen konzentriert mich; Rauchen bringt mir einen kurzen Moment des Ausgleichs und des inneren Friedens; Rauchen macht Spaß; Rauchen ist notwendig; Rauchen gehört zu meinem Leben und zu meiner Routine, etc.
Ich habe nicht deswegen mit dem Rauchen aufgehört, weil es Krebs erregend ist; weil es Herz/Kreislauf Erkrankungen verursacht (wenn ich vor sowas Angst gehabt hätte, hätte ich nicht 14 Jahre geraucht - deswegen denke ich, daß diese Warnhinweise auf den Zigarettenpackungen psychologisch direkt am Ziel vorbeischießen... denn der Raucher hört nicht deswegen nicht auf, weil er Angst vor dem Tod hätte); weil es kurzatmig macht; weil es stinkt; weil es Geld kostet; weil es für andere möglicherweise abstoßend ist; weil man als Raucher in der Öffentlichkeit zunehmend als solcher drangsaliert wird; weil man ein schlechtes Beispiel für andere (jüngere) Personen abgibt, oder weil es die Zähne eingilbt und den Puls erhöht. Nein, ich habe aufgehört, weil mir eines Tages bewußt geworden ist, daß ich Sklave einer Sucht war, der ich mich freiwillig hingegeben hatte.
Mich persönlich störte das, denn ich versuche immer möglichst mit mir im moralischem Gleichgewicht zu sein - und nun von einer Sucht definiert zu werden (denn es erfüllte einen nicht unbeträchtlichen Teil meines Tages; meines Denkens und meines Handelns), passte nicht zu meinem pseudo-perfekten "ich-bin-ein-guter-mensch" Selbstbildnis (durchaus auch eine Selbstlüge, denn ich bin weder perfekt noch handle ich stets moralisch einwandfrei; kurz: Ich mache auch Fehler - und von denen über die Jahre auch wahrlich nicht zu knapp).
Nun, als mir das klar wurde, passte mir das nicht mehr. Aber mit dem Rauchen aufzuhören ist leichter gesagt als getan. Okay, gut... Mark Twain sei hier mal zitiert: "Mit dem Rauchen aufzuhören ist kinderleicht - das habe ich schon hunderte Male geschafft!".
Also Aufhören ist leicht... "aufgehört zu bleiben" - das ist das Schwere daran. Ich benötigte also eine Strategie.
[b]Meine Strategie[/b]
Vorab: Es mag befremdlich wirken, wie ich vorgegangen bin. Das hat vor allem mit mir und meinen persönlichen Eigenheiten zu tun. Es mag aber auch sein, daß meine Strategie anderen (dem einen oder anderen zukünftigen Nichtraucher/rin unter Euch) doch vielleicht helfen kann. Aus meiner Sicht heraus ist es zumindest ein Weg damit aufzuhören.
Ich muß auch dazusagen, daß ich von Natur aus eher strukturlos und chaotisch veranlagt bin. Dafür mußte ich mir über die Jahre ebenfalls Strategien einfallen lassen, die mir dabei halfen, dieses Chaos zu ordnen und dadurch auch in der Lage zu sein, produktiv zu arbeiten. Der wichtigste Faktor meiner Strukturierung liegt in der Definition klarer Ambitionen die sich aus Träumen und Wunschvorstellungen speisen. Diese lassen sich in Ziele formulieren, die zu erreichen als handelsbestimmend zu gelten haben. Kurz: Ich bin ein "Goal-Setter" (Zielsetzer). Das ist eine wichtige Information und hängt unmittelbar mit meiner Strategie aufgehört zu haben zusammen.
Nun, ich setze mir kurz- mittel- und langfristige Ziele. Ich gehe hier nur auf die kurzfristigen Ziele ein. Es reicht aber nicht einfach nur Ziele zu setzen. Man muß sie auch erreichen. Dafür müssen sie realistisch und erreichbar sein. Kurzfristig gibt es nur folgende Maxime:
Man setze sich fünf Ziele (auf eine Liste) die man in den kommenden 90 Tagen erreichen möchte und tue alles dafür, um sie zu erreichen.
Wichtig dabei ist auch, daß man eben auch stets versagen könnte (man kann nicht immer gewinnen); irgendein Ziel nicht erreichen kann. Dazu muß man immer bereit sein (und es dann auch wegstecken und darau lernen können). Wie auch immer: Ich möchte - trotz der potentiellen Möglichkeit immer scheitern zu können - nicht deswegen scheitern, weil ich zu wenig für etwas gearbeitet; oder zu wenig gelernt habe oder für irgendetwas zu willensschwach gewesen bin. Das dürfen niemals Gründe für ein Scheitern sein.
Und aus dieser Maxime speiste sich auch meine Motivation mit dem Rauchen aufzuhören und den Entzugserscheinungen auch nicht nachzugeben - ganz gleich wie schlimm sie einen auch traktieren.
Eigentlich habe ich das Problem mit dem Rauchen aufzuhören wie jedes andere kurzfristige Ziel behandelt: Ich habe es auf meine 90 Tage-Short-Term-Liste gesetzt und alles getan, was notwendig war, um das Ziel zu erreichen.
Das klingt banal, nicht? Eigentlich ist es das auch. Aber der Gedanke... oder besser gesagt, die Art zu denken und wie man zu sich selbst und seinen Zielen steht, waren für mich hier ausschlaggebend. Man kann es auch so deuten, daß ich es vor meinem (in diesem Falle durchaus "eitlen"-) Ego nicht rechtfertigen konnte, das Ziel mit dem Rauchen aufzuhören und fortan Nichtraucher zu sein, nur deswegen nicht erreicht hatte, weil ich zu willensschwach oder körperlich nicht stark genug war, es auch durchzuhalten.
Das klingt nach einem typisch männlich, machohaftem Denken - aber letztendlich setze ich mir die Ziele nicht, um dann daran zu versagen. D.h.: Der psychologische Trick, den ich hier benutzte, war der, daß ich darauf spekulierte, meine Ego müßte aufgrund des "Goal-Settings" (das einen wichtigen Stellenwert in meinem täglichen und damit gesamten Leben einnimmt) eitel genug sein, um es mir selbst zu verbieten dem Drang zum Rauchen nachzugeben.
Nun, ich sehe und vertehe mich selbst nicht als "eitel" im eigentlichen Wortsinne... aber ich hätte ehrliche Probleme mit meinem Selbstverständnis, wenn ich gesetzte Ziele nicht erreicht habe, weil ich nicht beharrlich genug daran gearbeitet habe.
Ich habe damit keinen Berg versetzt, mit dem Rauchen aufgehört zu haben. Aber es war doch schon ziemlich hart (so erinnere ich es) - und alles, was mich daran hinderte wieder zu rauchen, war dieser ("verdammte!" ;) ) Eintrag in der zu diesem Zeitpunkt aktuellen 90 Tages Liste.
Es klingt ziemlich verrückt, meint Ihr nicht auch? Aber das war ganz ernsthaft meine Strategie. Ich erachte mich - nach acht Monaten des "clean-seins" - nun als echten Nichtraucher. Und weil ich mir dieses Ziel gesetzt habe, werde ich auch nie wieder zum Raucher werden...
... all dies nur, weil ich einen kleinen Eintrag auf eine Liste gesetzt habe.
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Ich bin ausserstande zu beurteilen, ob diese Infos irgendwem hier helfen kann - aber mir haben sie geholfen; ganz einfach deswegen, weil ich sie für mich "abgestimmt" habe. Sie passten zu meiner Art zu Denken... und fast alles läßt sich für mich auf Ziele reduzieren (und diesen auch unterordnen - nur das Zwischenmenschliche... das ist unkontrollierbar und passt auf keine Liste). Rauchen ist eine Tätigkeit; eine Sucht; eine mechanische Handlung und eine psychische Divergenz... Rauchen kann beendet werden, wenn man sich selbst verbietet noch länger Raucher sein zu wollen. Das muß nicht für jeden klappen, aber ich bin sicher, daß man meine Methode modifizieren kann, um sie für andere nützlich und praktikabel zu gestalten.
Grüße und viel Erfolg beim Aufhören und dabei bleiben wünscht
Tristan
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