Mahlzeit Leidensgenossen!
Wie die ganz pfiffigen unter Euch schon am Thema erkannt haben: Habe am 31.05.13 meine letzte Kippe geraucht.
Aber kurz was zu mir:
Ich bin Vater einer zahnenden Tochter (8 Mon.), glücklich verheiratet, Lehrer an einer Schule für schwererziehbare Kinder und seit dem 02.06. Jogger, Choleriker, Zyniker und dünnhäutige Memme.
Habe so mit 16/ 17 angefangen zu rauchen, was wohl meine höchstens mittelmäßige Intelligenz unterstreicht. Denn i.d.R. fangen doch diejenigen, die selbst in der Pubertät genügend Persönlichkeit besaßen nicht mit dem Mob das Rauchen anzufangen, überhaupt nicht mehr an. Ihr lest hier den Quatsch eines unrühmlichen Beispiels.
Genug Selbsthass, zum Thema:
Mein damaliges Durchschnittspensum an Kippen ist schwer zu beschreiben, weil es echt immer total unterschiedlich war. Das Minimum pro Tag lag wohl so um die 7 (=kein Stress, kein Bier), konnte aber problemlos auf 30 steigen (=viel Stress, viel Bier). Fair gemittelt müsste es sich so grob auf 15 Fluppen einpendeln.
Warum aufhören?
Tja, ganz ehrlich: Das frage ich mich momentan auch. Jeder normale Mensch fängt in meinem Job das Rauchen an (Zit. eines Kollegen, der mich gestern wegen meiner Entscheidung auslachte), eine Tochter, die seit Wochen tags und nachts schreit, senkt den Stresspegel auch nicht wirklich.
ALLES QUATSCH:
Ich habe natürlich mehr als gute Gründe:
Nr. 1: Meiner Tochter ein Vorbild sein.
Nr. 2: Meiner Familie nicht durch Nikotinrückstände schaden. (Obwohl ich niemals in der Wohnung geraucht habe!)
Nr. 3: Die Chancen steigern, meine Enkel als aktiver Opi kennenzulernen.
Nr. 3: Nicht mehr von meiner Frau mit "Boah, Schatz! Du stinkst!" von der Couch gejagt werden, wenn ich aus der Kälte wieder reinkomme.
Nr. 4: Mir fielen noch etliche Gründe ein, bin aber zu faul zum Schreiben.
Rauchfrei bisher:
Tag 1:
Erschreckend problemlos. Wird wohl daran gelegen haben, dass ich am Weltnichtrauchertag geschätzte 50 Zigaretten geraucht habe und mit geschätzten 4 Promille ins Bett gegangen bin (Junggesellenabschied eines guten Freundes). An Tag eins hat mein Organismus mir körpeöiche Strafen angedroht, für den Fall, dass ich es wagen sollte zu rauchen. Klingt bescheuert, aber das wusste ich. Habe es schon öfter "geschafft" nach übel durchzechten Nächten den Tag darauf nicht zu rauchen. Plan Erfolgreich, Patient kurz vor Exitus, aber rauchfrei :)
Tag 2:
Meine Fresse! Jetzt fällt mir erst mal auf, in wie vielen Situationen ich Bock habe zu rauchen! Beim Kaffee nach dem Frühstück, als Denkpause zwischen Klausurkorrekturen, beim Bier, beim Fußballgucken etc. Bier und Fußballgucken schmerzen mit weitem Abstand am meisten. Bin am frühen Nachmittag auf die Idee gekommen einen Waldlauf zu machen. Ging überaschend gut.
Tag 3:
Erster Schultag nach der letzten Kippe: Irgendwas muss im Wasser sein - der Tag ist sogar für unsere Schüler extrem. Merke, dass ich wesentlich reizbarer bin als sonst, kann mich aber beherrschen. Lehne in der Pause den Gang zum Raucherplätzchen dankend ab. Ernte schallendes Gelächter... Fühle mich fremd bei den Nichtrauchern, die scheinen alle nicht so auf Spaß zu stehen. Echt öde hier. Die zweite Pause beweist es. Trotzdem rauchrei.
Tag 4:
Kinder normaler, ich auch. Gehe in den Pausen mit den Rauchern. Ernte als einziger Nichtraucher ein paar dumme Sprüche, aber viel mehr Respekt. Kann wieder lachen in den Pausen. Eintrag ins rauchfrei-Forum. Immernoch rauchfrei.
Perspektive:
Ich finds schwer, sauschwer. Habe Angst vor dem nächsten Bier mit Freunden.
Beste Grüße,
Euer doomsayer