Hallo Bonnevivantine,
herzlich willkommen, schön daß Du hergefunden hast. Daß Dein Entschluß, dem Rauchen zu entsagen - zu dem ich Dich im übrigen gerne beglückwünsche -, der richtige ist, brauche ich Dir - Deiner Vernunft - glaube ich nicht sagen, das weißt Du selbst. Das Problem ist - wie bei uns allen - im Prinzip auch nicht die ratio, sondern das, was es schafft, ebendiese völlig auszuhebeln: die Sucht.
Sie gaukelt uns vor, sie beschere uns Genuß, Gemeinsamkeit, Entspannung, ist untrennbar mit bestimmten Situationen und Gefühlslagen verbunden - und ja, wir glauben doch allen Ernstes, wir tun es gern. Und ein Teil von uns möchte es so gern glauben.
Doch wie genußvoll kann schon etwas sein, das weder gut duftet noch (mal ehrlich) gut schmeckt. Wie genußvoll kann etwas sein, das wir nicht aus freien Stücken tun, sondern zu dem uns irgendwas zwingt. Gemeinsamkeit gibt es auch ohne Zigarette. Und - auch hier mal ehrlich - wenn die Zigarette das einzige ist, was uns mit Menschen verbindet, es da keinerlei charakterliche Übereinstimmungen gibt - dann paßt was nicht. Die Chemie muß stimmen - und die ist von der Zigarette nicht abhängig. Enspannung - nun, zur Entspannung braucht man Pausen. Und gemeinhin haben wir uns Pausen eingeräumt, um der Sucht nachzugeben - nicht weil wir eine gebraucht hätten. Wissen wir denn überhaupt noch, wann wir eine brauchen? Also ich wußte es definitiv nicht mehr - ich wußte nur noch, wann ich eine Zigarette will. Also egal was - wir sind fremdbestimmt in jeder Situation.
So wie ich Dich Deinem Post nach einschätze, bist Du aber eigentlich niemand, der sich fremdbestimmen lassen will. Du sagst ja auch, das Projekt rauchfrei ist Dein Ding und wird nicht von anderen abhängig gemacht, das spricht für mich schon für große Selbstbestimmtheit. Also hol Dir jetzt Deine Selbstbestimmtheit auch von der Sucht zurück. Einer meiner Lotsen-Kollegen [thx Meikel] hat einmal den großartigen Satz geprägt: Du bist der Chef in Deinem Kopf. Du Bonnevivante - und nicht die Zigarette. Es mag hin und wieder etwas umständlich sein, der Sucht das klarzumachen - aber das geht! Ich hab das, wie so viele hier, geschafft, und ich fühle mich jetzt stärker, freier, selbstbestimmter und ja, ich bin ziemlich stolz drauf, es geschafft zu haben. Man kann sogar am Rauchstopp wachsen.
Was die Situationen und Gefühlslagen angeht, die bislang so starr mit der Zigarette gekoppelt sind, diese gilt es natürlich zu entkoppeln. Welche sind es für Dich? Und wie könntest Du sie ändern? Welche Details könntest Du verändern, um nicht schon aus der Situation heraus eine Schmacht zu generieren? Was machst Du beim Feiern - Du könntest Dich mit scharfen zuckerfreien Bonbons bewaffnen (Schärfe dämpft das Verlangen etwas ab), und wenn Dir der Suchtdruck zu anstrengend wird, darfst Du jederzeit die Szene verlassen. Geh in die Toilette und kühl Dir das Gesicht mit Wasser, entferne Dich von der Raucherszene. Trinke Wasser in kleinen Schlückchen (trinke überhaupt genug, hilft beim Entgiften). Überleg Dir ruhig, welche Situationen Dir das Rauchen vorschreiben würden - und dann ändere sie ab.
Ein paar praktische Anregungen für die Umsetzung Deines Plans findest Du hier:
http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/tipps-fuer-ihren-rauchstopp/
und es gibt auch ein kostenfreies Startersetz mit u. a. einer nützlichen Broschüre, einem Relaxball zum Kneten in stressigen Situationen und einem witzigen Kalender für die ersten 100 Tage:
http://www.bzga.de/infomaterialien/foerderung-des-nichtrauchens/rauchfrei-startpaket/
Sieh es Dir doch in Ruhe mal an, vielleicht ist es ja was für Dich.
Na ja, dann wünsche ich Dir erstmal einen gelungenen Start in Dein Unterfangen Rauchfrei, wir sind dabei! Daher: Wenn Du Fragen hast oder einfach nur Sendebedarf, dann komm jederzeit her. Wir freuen uns. Viele Grüße sendet Dir
Lydia