Liebe Charlotte,
herzlich willkommen hier bei uns Aufhörwilligen! Schön daß Du Deinen Weg hierher gefunden hast.
Zu Deinen heute 70 rauchfreien Tagen gratuliere ich Dich gleich mal - was für eine tolle Leistung. Belohnung ist völlig gerechtfertigt, schön daß Du das nicht vergißt.
Daß Du noch nicht ganz aus der Entwöhnungszone raus bist, ist zwar anstrengend und sicher langsam auch nervig, aber doch noch im Rahmen normaler Parameter. Die Nichtmehrraucherlichtgestalt Allen Carr hat ja drei Phasen der Entwöhnung definiert: Drei Tage, drei Wochen und drei Monate. Gemeint ist, daß wir um diese Zeiträume herum (natürlich auch nicht auf den Tag genau zu verstehen) gewisse Meilensteine unserer Entwöhnung passieren. Und je weiter hinten der Meilenstein liegt, desto größer ist auch der Zeithorizont, in dem er auftreten kann. Dieser bei drei Monaten kann auch schon mal so ab 60 Tagen spürbar werden und sich mit erneuten Schmachtattacken und etwas Resignation bemerkbar machen. Schon so lange rauchfrei und immer noch Schmacht? Manchen Aufhörer strengt das schon an. Und ich kann gut verstehen, daß es auch beginnt, Dich anzustrengen Charlotte.
Doch: Natürlich sind 70 Tage schon eine Wahnsinnsleistung, auf die Du stolz sein darfst. Jedoch eine Sucht, die wir über Jahrzehnte hinweg gefüttert haben, braucht ihre Zeit, bis wir sie uns aus den Knochen getilgt haben. Ich möchte Dich daher noch um ein wenig Geduld und Durchhaltevermögen bitten. Du hast es bis hierher geschafft, Du wirst es auch gar bis ans Ziel schaffen, doch bitte laß Dich jetzt nicht ins Bockshorn jagen. Es wird wirklich aufhören, egal was Dir die Sucht zum gegenwärtigen Zeitpunkt einreden mag! Das weiß ich daher, weil meine eigene "dritte Phase" eine regelrechte Krise war, die ich nicht glaubte bewältigen zu können. So groß war die Schmacht. Und doch: eines Tages gehörte sie der Vergangenheit an. Ich bin glückliche Nichtmehrraucherin. Und das wirst Du auch noch. Bitte gib nicht auf. Du schaffst das!
Komm jederzeit her, wenn Du Dich austauschen möchtest, auch mal Dir die Last von der Seele schreiben, diese Schmacht ist wirklich eklig, und dafür hat jeder hier Verständnis. Und auch, um Dich an den Erfahrungen all derer festzuhalten, die es bereits geschafft haben: Es geht vorbei. Ist das nicht eine Perspektive, auf die man sich trotz aller Unbequemlichkeiten freuen kann?
Ich wünsche Dir einen schönen Maifeiertag. Viele Grüße sendet Dir
Lydia