Guten Tag zusammen,
ein, wie ich finde, interessantes, wichtiges und gelungenes Thema. Vielen Dank dafür!
Tatsächlich bekam ich damals in der Entwöhnung eine Steilvorlage zum Austausch von meiner Tochter. Hatte ich doch meine Kinder niemals Zeuge meiner Raucherei werden lassen, zog meine damalige Erstklässlerin eines Mittags an einem Stück Brezel und sagte, sie rauche nun. Ich befand mich damals in der dritten Ausstiegswoche, also durchaus noch nicht aus der Gefahrenzone raus, und fragte sie entsetzt, woher sie das denn habe. Ihre Antwort, einer ihrer Schulfreunde würde das in der Klasse immer spielen, beruhigte mich nicht wirklich, denn sie schien das ja als lustigen Witz zu begreifen. So konnte ich ein Gespräch aufnehmen, in dem ich ihr erklärte, daß dies aber eine sehr gefährliche Sache sei, die sehr krank macht, daß aber Menschen, die es einmal begonnen haben, nur sehr schwer wieder damit aufhören könnten. Dann kam natürlich die Frage, warum sie dann damit anfangen, und ich habe gesagt, daß man es vorher nicht erkennen kann, wie stark einen die Sucht bindet und wie schlimm man davon erkranken kann, vor allem sich nicht vorstellen kann, daß man da nur schwer wieder von weg kommt. Daß man zu Anfang denkt, man könne jederzeit aufhören - das dies aber eine dicke fette Lüge ist. Und später, wenn man es dann erkannt hat, schiebt man den Gedanken aus Angst weg und scheut man die Schwierigkeit des Entzugs. Ich sah ihr damals das Entsetzen in den Augen an - und dann die Frage "Mama... hast Du auch mal geraucht?" Und ich war damals so froh, sagen zu können "Ja mein Schatz, aber nicht mehr." (Waren zwar erst drei Wochen nicht mehr, aber in dem Moment wußte ich, ich würde es auch nie mehr tun: um sie nach Möglichkeit davor zu bewahren.) Und auch aus den Entwöhnungsturbulenzen habe ich keinen Hehl gemacht.
Mein Jüngerer hat einen anderen Zugang zu diesem Thema. Er aß als Kleinkind auf dem Spielplatz einmal eine Zigarette, die er im Sand gefunden hatte (und ich schwör, wenn ich jemals jemanden erwische, wie er auf dem Spielplatz eine Kippe liegenläßt... nun gut, dies ist kein Platz für Verbalgewalt) - ich war zu dieser Zeit rauchfrei, habe erst später wieder angefangen (jaaaaa solche hundsgemeinen Sachen macht die Sucht...). Er mußte auf dringenden kinderärztlichen Rat damals in der Klinik entgiftet werden, so richtig mit Magensonde, Kohleeinlauf und anschließend einer Nacht lang Überwachung am Klingelkasten, es war furchtbar. Offenbar furchtbar genug, daß er sich bis heute daran erinnert. Seitdem sind Zigaretten für ihn bäh. Doch auch er hat sich auf die Version eingelassen, daß Rauchen ein Fehler ist, den ich eben gemacht habe und künftig vermeiden will. Weil ich jetzt weiß, wie stark und gefährlich es ist - und diese Erkenntnis konnte ich mit dem Appell verbinden, sich in diesem Fall bitte auf meine Erfahrung zu verlassen, aus meinen Fehlern zu lernen - und bitte in diesem Falle keine eigenen Fehler zu machen. Ob´s klappen wird...
Wichtig ist denke ich, den Kindern ein gesundes Selbstbewußtsein mitzugeben, mit ihnen im Dialog zu bleiben, ihnen zu versichern, daß kein Mensch das Rauchen braucht und sie, egal was andere möglicherweise sagen, gerade ohne zu rauchen cool und stark sind. Ich hab die erzieherische Weisheit sicher auch nicht gepachtet, aber ich denke, das ist ein guter Anfang, sie zu stärken und ihnen zu beweisen, daß sie nicht durch das Rauchen toll werden. Sondern durch ihre Persönlichkeit und ihre Taten.
Gutes Thema, wirklich.
Schöne Pfingsten wünscht Euch
Lydia