Liebe Uschi,
nein.
Als Reaktion auf Deinen Thread-Titel. Bestimmt keine Schande über Dich, weder von uns noch bitte von Dir.
Diese Einlassung, es wäre ganz einfach, kann ich so nicht nachvollziehen und finde es auch nicht so konstruktiv, wenn das einem Aufhörer hingebraten wird. Denn entweder - das wurde schon angedeutet - demjenigen, der sich so äußert, fehlt komplett die Erfahrung, oder aber er hat individuell einen simplen Entzug erlebt. Aber jeder Entzug ist anders! Wer einen einfachen hatte, dem sei es gegönnt, aber dann kann er nicht nachvollziehen, dass es auch holprige Entwöhnungen gibt. Er kann nicht fühlen, was Du fühlst. Also bitte gib mal nichts auf solche Einlassungen. Sie sind sicherlich nicht böse oder herabwertend gemeint, treffen aber für Dich nicht zu. Haben sie für mich auch nicht, so wie für ganz viele hier.
"Versagt" hat übrigens keiner, der ausgerutscht oder rückfällig geworden ist. Die Sucht ist stark und hinterlistig, und da gibt es Erfahrungen, die man auf dem Weg in die Rauchfreiheit erstmal machen muss. Diese helfen uns dann auch in der Zukunft: Jeder Ausrutscher kann uns noch als "Lerngeschenk" dienen - so wie es bei Dir der Fall ist: Du prüfst, in welchen Situationen es Dir schwer fällt nicht zu rauchen, und was Du anders machen könntest. Das ist doch nicht versagen, das ist lernen! Und das finde ich super Uschi.
Richtig ist es indes, Situationen, die Du als Trigger ausgemacht hast, zu meiden. Das muss auch kein Dauerzustand sein, wenn diese Kopfverknüpfung erstmal gelöst ist, kannst Du Dich diesen auch wieder aussetzen (langsam rantasten). Und ja, für viele von uns gehört halt leider auch etwas Leidensfähigkeit dazu: es ist nicht immer einfach Uschi - aber auch die hartnäckigsten Schmachter haben nach längstens drei Minuten ihren Gipfel überschritten. Da hilft wirklich nur Aussitzen. Aber sei Dir gewiss, dass es nicht für ewig so bleibt! Es wird einfacher, die Schmachter werden seltener, die Abstände dazwischen größer, irgendwann verkümmern sie zu Anflügen... Dazu muss man zwar erstmal durchhalten, aber es lohnt sich, versprochen!
Wenn Du sagst, die paar Züge würden Dich beruhigen, dann versuche es doch einmal mit einer Atemübung, falls Du Unruhe verspürst. Atme mal für fünf Sekunden durch die Nase tief in den Bauch, sodass er rund wird. Dann halte die Luft für fünf Sekunden lang an. Und anschließend blase sie durch die leicht geöffneten Lippen für acht bis zehn Sekunden lang aus, so als würdest Du heiße Suppe pusten. Diese Übung kannst Du nach ein, zwei Atemzügen in Deinem eigenen Rhythmus wiederholen. Sie entspannt und beruhigt, entschmachtet und entschleunigt. Und tut viel mehr für Dich als das Inhalieren giftigen Rauchs. Magst Du mal versuchen, wenn Du das nächste Mal Unruhe spürst?
Was Du noch sagtest, was die Kurve betrifft und diesen 10- bis 11-Wochenzeitraum, korreliert durchaus mit der berühmten These "3 Tage, 3 Wochen, 3 Monate" des Nichtmehrraucherpapstes Alan Carr. Er meinst damit, dass sich um die genannten Zeiträume herum Änderungen einstellen, die oft mit einer Veränderung des Rauchverlangens einher gehen. Es kann zu diesen Zeiträumen auch mal zu einem erneuten Aufwallen von Schmacht kommen - gell, also wenn es Dich so gegen diesen Zeitraum nochmals verstärkt erwischt (was ja nicht zwingend passieren muss!), dann erschrecke Dich bitte nicht, sondern halte einfach nochmal durch. Erfahrungsgemäß markieren solche 3-Monats-Krisen schon den Abspann des Entzugsfilmes. Der Zeithorizont ist dabei nicht in Stein gemeißelt, also wenn es mal zwölf bis 14 Wochen sind, ist es auch noch normal. Lass es einfach auf Dich zukommen, und wenn Du möchtest, trage Deine Befindlichkeiten her. Du merkst ja, Du musst sie ja nicht allein aussitzen, es ist immer jemand hier.
Du bist auf einem richtig guten Weg, das wird schon Uschi. Lass weiterhin hören, wie es Dir so geht. Bis dahin viele Grüße von
Lydia