Vor drei Tagen hätte ich nicht gedacht, dass ich es bis hierhin schaffe.
Tag 1 verlief ja ganz ruhig. Ich trug ein 14 mg Pflaster und fühlte mich wie immer. Hmm immer so high unterwegs? Irgendwas stimmt nicht. Pflaster am Nachmitttag ab, um festzustellen, dass es mir ohne besser geht. Es ist wohl zu stark. Na dann probiere ich es halt mal ohne. Auch ok. Bis auf eine Situation, in der ich immer rauche. Weil ich es verdient habe. Muttersein ist halt manchmal einfach anstrengend. Wirklich?Diesmal reicht auch ein kleines Nikotinkaugummi.
An Tag 2 experimentierte ich. Am Morgen zur ersten Überbrückung ein kleines Nikotinkaugummi. Soll ich noch mal ein 14 mg Pflaster ausprobieren? Vielleicht eine Teil der Fläche zu kleben? Oder lieber doch schon 7 mg? Vielleicht reicht es nicht aus und ich rauche dann doch. Niemals würde ich mit Pflaster rauchen! Aber warte, schon 7 Stunden ohne Pflaster... probieren wir mal aus, wie weit es gut geht. Eigentlich auch ganz entspannt. Klar, ich unterhalte mich den ganzen Tag mit mir selbst. Aber nicht übers Rauchen, sondern übers Nichtrauchen. Bis auf gängige Situationen wie Essen und Kindergeschrei, dass meine Nerven zum Vibrieren bringt - die sich aber mit einem Nikotinkaugummi bändigen lassen - keine Vorfälle. Nur der kaffeetrinkende Raucher im Cafe ruft Neid hervor. Insgesamt nur drei 2mg Kaugummis und der Tag ist um.
Tag 3 - die Probe. Ohne Pflaster gestartet. Kaugummi lassen wir auch mal weg. Der Kaffee lässt sich schon ohne Rauch trinken. Aber das Warten auf ihn, fördert alte Gefühle hervor. Warum so ungeduldig? Du rauchst nicht mehr. Aber es wäre schon schön. Spür die Vorfreude. Da erwartet jemand gleich ein Handeln! Na gut. Machen wir es so wie immer. Mit Kaffee raus. Hinsetzen. Ist schon schön, aber auf Dauer doch etwas kühl. Ach richtig schön wird es erst mit zigarette? Haben wir aber nicht da. Muss auch nicht besonders schön werden. Nach dem Szenario - alles ganz easy. Am frühen Nachmittag ging es dann los. Gut, du willst dich nicht auf die emotionale Schinene begeben. Dann lass uns ganz rational darüber unterhalten. Was erhofft du dir vom Nichtrauchen. Klar, du schaffst es, alles auszuhalten. Ich bin echt stolz auf dich. Aber ganz im Ernst: es ist alles auch nur noch halb so schön. Und bedenkt du auch, dass das nicht nur 7 Tage so geht. Es dauert Wochen, gar Monate. Komm schau noch mal ins Forum. Schau wie oft die Ex-Raucher vom Unglück getroffen werden. Willst du wirklich Monate lang unglücklich sein? Du könntest das hier und jetzt beenden. Die Sonne scheint, mach dir einen Kaffee, setzte dich raus und genieße das Leben.
Ich nehme erstmal einen Nikotinkaugummi und denke noch mal drüber nach.
Muss doch eh auf einen Kindefgeburtstag. Da wird nicht geraucht. Super, ich bin bestens vorbereitet. Also los.
Tja, ich vergaß, dass es auch auf kindergeburtstagen gelegentlich den Prosecco auf die Mutter gibt. Ich möchte nicht trinken und werde erstmal wie eine trockene Alkoholikerin begutachtet. Nein, ich habe kei. Alkoholproblem. Ich habe ein Nikotinproblem. Und ich bin anscheinend nicht die einzige. Nach meinem Geständnis, erfahre ich, wer von den Nichtrauchermüttern alles früher geraucht hat. Keine Ablehnung, sondern durchaus Verständnis. So lässt sich das Glas problemlos ohne Zigarette trinken. Aber auf dem Weg nach Hause kommt mir der Gedanke, dass ICH rauchen MÖCHTE. Ich habe es versucht und ja, es wäre machbar. Aber ich liebe das Rauchen, es macht mich glücklich und ich tue es gern. Und heute ist so ein besonderer Tag. Ich werde mir einen neuen Tabak kaufen. Gleich. Ich warte nur kurz. Wenn die Kinder schlafen, wird es noch schöner. Aber dann habe ich auch irgendwie keine Lust mehr. Von wegen besonderer Tag. Es wäre ein ganz normaler Rauchertag. Von wegen eine tiefe Liebe. Es ist die toxische Beziehung, die einfach nicht enden wird, wenn ich nicht stur bleibe. Der toxische Partner, der manipulierend Nähe sucht.
Ich bin fertig.
Nun bin ich in Tag 4 angekommen. Lief bis jetzt ganz gut. Und mein Resumee steht nun auch. Vielleicht rauche ich eine zur Belohnung?