In einem anderen Thema (Thread) hatte sich ja phasenweise eine rege und meiner Meinung nach fruchtbare Diskussion zum Thema "Es macht Klick im Kopf" oder "Den Schalter finden" entwickelt. Es wurde auch teilweise dort geäußert, dass dieses Thema vielleicht auch einen eigenen Thread verdient haben könnte. Das sehe ich auch so.
Die meisten Threads hier sind ja eher personengebunden. Schauen wir mal, wie gut themengebundene Threads bei der Community ankommen. ;) Ich eröffne ihn übrigens hier in diesem Bereich, weil ich denke, dass er auch Denkanstöße für die bringen könnte, die sich auf den Rauchausstieg vorbereiten.
Ich mache mal den Anfang, indem ich euch von meinem Klick bei meinem ersten Rauchstopp vor vielen Jahren erzähle. Das war nämlich so ein glasklares KLICK-Ereignis.
Mir gingen damals im Büro die Zigaretten aus, und ich wollte mir auf dem Weg nach Hause am Hauptbahnhof eine neue Packung kaufen. An einen Rauchstopp hatte ich zu dem Zeitpunkt gar nicht gedacht. Ich hatte in den Monaten vorher Allen Carr gelesen und den einen oder anderen Fehlversuch hinter mir.
Kurz vor dem Bahnhof kam ich dann an einer riesigen Plakatwand mit einer Zigarettenwerbung vorbei. Ihr kennt die bestimmt- die mit dem Spruch: "Ich rauche gern". Ich kann nach all den Jahren nur versuchen zu rekonstruieren, was mir da im Detail alles in wenigen Augenblicken durch den Kopf ging. Vermutlich so etwas wie: "Wie plump ist DAS denn? Die versuchen ja gar nicht mal mehr, ihre Manipulationsversuche mit Freiheit, Glück oder Coolness zu kaschieren. Nein, die sagen uns doch offen ins Gesicht: Ich rede dir jetzt ein, dass du gerne rauchst."
Plötzlich fühlte ich mich so dermaßen ver..... (ihr wisst schon), dass es offenbar aus Trotz Klick bei mir gemacht hat. Ich muss dazu sagen, dass ich sehr jähzornig werden kann, wenn mir jemand schräg kommt. Das weckt bei mir ungeahnte Energiersourcen. Da kann ich auch sehr stur in meiner Reaktion werden. Wenn mir z.B. mal wieder einer bei 150 km/h auf der Autobahn im Kofferraum hängt und mich grundlos bedrängt, garantiere ich für nichts - aber das ist ein anderes Thema! ;)
Jedenfalls hat mich dieser Zorn beim damaligen Entzug vorangetrieben, den ich schnell umgewandelt habe in ein: "Ne, ihr lieben, nicht mit mir! Euch zeig ich's!" Und von diesem Augenblick an habe ich sieben Jahre lang keine einzige Zigarette mehr geraucht. :P
Dann kam der Rückfall. Weder Allen Carr noch die "Ich-rauche-gern-Werbung" half mir diesmal. Vermutlich, weil ich die zugehörigen Aha-Effekte beim ersten Ausstieg schon verbraucht hatte. Gerade dieses Unvermögen, das Klick-Erlebnis vom ersten Mal wieder herzustellen, verunsicherte und demotivierte mich in der folgenden Zeit zunehmend.
Diesmal weiß ich zwar auch im Kopf, dass ich es geschafft habe. Auch diesmal habe ich den Ausstiegszeitpunkt relativ spontan festgelegt - nämlich direkt nach meinen beiden Morgenkaffeezigaretten. Also muss auch da ein kleines Klick-Erlebnis gewesen sein. Es war aber nicht so grundlegend wie damals. Der Ausstieg wirkt irgendwie "sanfter" - sicherlich auch durch die 2,5-wöchige Anwendung von Nikotinpflastern.
Nun bin ich in einer Phase, in der ich das alles im Kopf noch verarbeite. Da passiert mehr in meinen Kopf als nur der Rauchausstieg - es ist teilweise fast wie eine kleine Psychotherapie. Ich horche aufmerksamer als zuvor in mich hinein, um Agressionspotential oder andere Schmachtauslöser rechtzeitig zu identifizieren, analyisieren und eliminieren. (Sorry, die die drei "ieren" waren einfach zu verführerisch. ;) ) Das hat viel damit zu tun, sich selbst und seine Empfindungen wieder bewusster wahrzunehmen, achtsamer zu sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass Meditationen beim Rauchausstieg unterstützend wirken.
Ich weiß, dass es anderen ähnlich geht. Das wäre übrigens eine Idee von mir für einen weiteren themengebundenen Thread: "Entzugserscheinungen als Entwicklungschance". Aber ich will das erst einmal langsam angehen.
[b][color=purple]Ein Problem nach dem anderen![/color][/b]
So ihr Lieben, ich hoffe, dass die Beteiligung an diesem Thema auch ohne auslösende Kontroverse so rege sein wird, wie sie schon einmal an anderer Stelle war. Das heißt natürlich nicht, dass kontroverse Sichtweisen zu diesem Thema unerwünscht wären. Im Gegenteil, von konstruktiven und respektvollen Kontroversen lebt ein Forum.
LG
Chris