Hallo Angela,
ich habe gerade in einem anderen Wohnzimmer folgendes Statement von Dir gefunden, das ich gern mal aufgreifen würde:
[quote="Angela0705"]
Hallo und guten Morgen
Leider hatte ich ein paar Ausrutscher und bin nicht sonderlich stolz darauf. Aber dieser Kopf mit der Stimme ist riesengroß.
Ich bin aber immer noch nicht bereit dazu zu sagen dass es ein kompletter Rückfall ist. Ich merke für mich selber dass ich sogar manche Momente ohne richtig genieße und dann auch stolz bin. Ich glaube mein grösstes Problem ist dass ich oft alleine zu hause bin und dann nicht hart genug dafür der Stimme zu wiedersprechen
Habt ihr noch Ideen?
Ich wünsche allen einen schönen Tag
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Also zu allererst mal, Ausrutscher sind nicht selten, nicht ungewöhnlich, sie passieren ganz, ganz vielen Aufhörern. Und ich bin auch bei Dir, daß es - selbst wenn es mehrere waren - noch nicht als Rückfall zu werten ist, wenn Du noch nicht wieder in Raucherroutinen eingeschwenkt bist, wenn Du Dich noch standhaft weigerst. Dann sind es "lediglich" Lerneinheiten: Du kannst Dir jetzt überlegen, was Dich dazu verleitet hat, auszurutschen und wie Du diese Situation oder diesen Gemütszustand beim nächsten Mal anders bewältigen kannst. Drum mach jetzt erstmal Deinen Frieden mit den Ausrutschern Angela, damit bist Du nicht allein und es ist kein Beinbruch. Du kannst Deinen Ausstiegsweg direkt weitergehen!
Nun, was Du empfunden hast, hast Du ja schon kurz artikuliert: Du bist oft zuhause allein. Gut, wenn Du diesen Anlaß schon mal identifiziert hast. Halte Dir ruhig jede Menge Ablenkung und Aktivität vor. Habe ich bei Dir gelesen, daß Du Socken strickst? Finde ich eine tolle Beschäftigung. Wenn Dich so eine Schmachtwelle (weißt schon, die große Stimme in Deinem Kopf) zu überrollen droht, dann mach eine Atemübung. Atme fünf Sekunden lang durch die Nase tief in den Bauch ein, sodaß er sich wölbt. Dann halte für etwa fünf Sekunden die Luft an und blase sie dann sachte während acht bis zehn Sekunden durch die leicht geöffneten Lippen wieder aus. Sei Dir sicher, daß der Gipfel der Schmachtattacke nach einer halben bis drei Minuten überstanden ist! Das kannst Du mit so einer Übung gut überbrücken.
Wer ist schon hart genug, der Stimme zu widersprechen. Du sollst auch nicht mit ihr kämpfen, für viele führt das zu Frust (und was haben wir bei Frust früher immer getan? Richtig, geraucht...). Versuche statt dessen, sie anzunehmen, Du brauchst diese Schmachter und deren Übersstehen, um Dich von Deiner Sucht zu entfernen. Also laß sie kommen, nimm sie an - und schiebe sie auf. Mach die Atemübung, oder male eine Ausmalvorlage für Erwachsene aus, wenn Dir das was gibt. Oder schneide Dir einen Trinkhalm auf Zigarettenlänge ab und "rauche" durch ihn Luft. (Das geht nämlich irgendwann dann auch ohne Trinkhalm - Schritt für Schritt legst Du die Gewohnheit ab: erst das Nikotin, dann die optische und haptische Wahrnehmung von "Zigarette rauchen"...) Und sage Dir und der Schmacht "nein danke, ich möchte jetzt nicht rauchen". Ist übersichtlicher und weniger beunruhigend, als dieses "nie mehr". Einfach "jetzt nicht". Den Schmachter aufzuschieben, das schaffst Du doch, richtig? Könntest Du mit dieser Denkweise was anfangen?
Diese Ideen hätte ich jetzt mal so aus dem Stegreif für Dich, um auf Deine Frage zu antworten... vielleicht ist ja irgendwas für Dich dabei.
Was ich noch gelesen habe, ist die Reaktion Deines Umfeldes auf Deinen Ausstieg. Angela, bitte nimm Dir das nicht zu Herzen. Ich denke, Du hast schon ganz richtig dahintergeschaut, viele Raucher möchten eigentlich auch aufhören und fühlen sich absolut unwohl mit dem Gedanken, daß Du schon einen Schritt weiter bist. Ihre Sucht läßt sie sowas sagen, das sagen sie nicht selbst (wir haben doch früher auch die krudesten Gedankengänge gerechtfertigt, um unsere Sucht zu legitimieren - also ich jedenfalls...). Außerdem ist es Dein Projekt, Dein Ausstieg, Dein Weg. Wenn Du Dich sicherer fühlst, die erste Zeit auf rauchende Gesellschaft und Triggersituationen zu verzichten, dann ist er absolut richtig! Das ist Deine Entscheidung, niemandes sonst. Und eins ist mal sicher: zum Scheitern verurteilt ist Dein Unternehmen Rauchfrei keineswegs, nur weil Du Dich in der ersten Zeit vom Rauch fernhältst! Im Gegenteil, wenn Aufhörer hier schreiben, sie würden sich bei der Anwesenheit von Zigaretten nicht sicher fühlen, bieten wir auch immer an, diese doch erstmal zu meiden. Viele gehen auch drauf ein. Und es hilft ihnen. Warum also sollte es nicht auch Dein Weg sein? Und warum sollte es so nicht funktionieren...???
Komm jederzeit her zum Austausch und zur Unterstützung. Es ist bei so vielen hier gut geworden (schau Dir doch mal die großen Tageszähler an, die Du hier teilweise findest, und viele davon hatten auch ihre Ausstiegswehen - ich auch!), es wird bei Dir auch gut.
Viele Grüße sendet Dir
Lydia