30.12.2018
21:32 Uhr
Liebe Yvonne,
nun, einen wirklichen körperlichen Entzug wird es nicht geben. Nikotin ist ein Nervengift. Es bahnt sich seinen Weg über die Lungenbläschen direkt in den Kreislauf und ins Gehirn. Nikotin dockt an Rezeptoren an, die erst möglich machen, dass die Substanz ihre typische Wirkung entfaltet: Die Aufmerksamkeit nimmt zu, das Herz pocht, der Blutdruck steigt. Nikotin ist nach Inhalation auch relativ schnell wieder abgebaut. Wenn Du abends um 22 Uhr Deine letzte Zigarette geraucht hast und morgens um 6 Uhr aufwachst, hast Du kein wirksames Nikotin mehr im Blut. Und ich wette, Du hast dann auch keine körperlichen Entzugserscheinungen, die Dir Angst machen könnten, oder? Das ist auch nach 7 Tagen so.
Anders kann es mit den psychischen Entzugserscheinungen sein. Hier gibt es die Bandbreite 'von gar nicht so schlimm' bis: 'es ist die Hölle'. Warum gerade Du das schaffen solltest fragst Du? Ich frage Dich: "Warum nicht gerade Du?" Schaue Dir nicht das Ziel an. Das ist zu gross und zu weit weg. Denke in kleinen Schritten. Wenn es am Silvesterabend kurz vor 0 Uhr ist und Du Deine letzte Zigarette ausgedrückt hast und um 12 Minuten nach Mitternacht der erste Schmachter kommt, dann freue Dich darauf, proste ihm innerlich zu und sage ihm mit einem Lächeln im Gesicht, dass ihr Euch zwar in Zukunft sicher noch öfters begegnen werdet, aber das Du [u]vorerst[/u] einmal nicht nachgeben möchtest. Sag ihm, dem Schmachter, Du willst das mal so eine Zeit ausprobieren. [u]Vorerst[/u], dass ist wichtig. Zu Anfang immer nur bis zum nächsten Schmachter denken. Er geht vorüber bis zum nächsten - sehr schnell aber werden die Abstände immer größer und oft ist der größte Teil bereits nach 3 Tagen geschafft. Schnell wirst Du merken, wie die Stunden vergangen sind, aus Stunden wird der erste Tag..... Du wirst stolz auf Dich sein und dieses Gefühl wird Dich weiter tragen. Pflege diese Freude gut, sie hat sehr viel Macht und Energie und ersetzt das, was das Nikotin zuvor gemacht hat. Nur bist Du jetzt Dein eigener Lieferant für das Glücksgefühl in Dir.
Und wenn es richtig arg wird: Hol Dir Hilfe, schreibe hier, lese hier, rufe das Hilfetelefon der BzgA an (hat hier schon einigen geholfen). Mir hat das "Rauchen" an einem Strohhalm gut geholfen. Ebenso zuckerfreie Kräuterbonbons waren super. Tief durchatmen, ablenken, tanzen, laut Musik hören, duschen abwaschen, noch mal duschen, ins Kissen schreien, aufs Kissen kloppen... Alles voll gut. Einfach machen und dann lachen.
Glaube an Dich, Du schaffst das.
Alles Liebe,
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