Liebe Mitkämpfer,
diese Veränderungen in der Wahrnehmung, die sich auch in vorüberbergehend reduzierter Belastbarkeit in Kombination mit nahezu grundloser Traurigkeit zeigen können, hängen mit den massiven Umbauarbeiten im Stoffwechsel zusammen: Zu Raucherzeiten hat das Nikotin an den Rezeptoren angedockt, die für die Verarbeitung von Dopamin und Serotonin, den sogenannten "Glückshormonen" zuständig waren. Je mehr man geraucht hat, um so stärker wurden die Rezeptoren "zugedröhnt" und müssen sich jetzt erst einmal wieder auf ein normales Maß reduzieren. So lange diese Normalisierung nicht abgeschlossen ist, "fehlt" etwas, was viele z.B. durch verstärkte Naschgelüste kompensieren, da auch Schokolade dopaminähnliche Stoffe enthält und somit eine Art Glücksgefühl auslöst. Mitkämpfer, die sich für Nikotinersatzpräparate entschieden haben, ziehen diesen Prozeß nur in die Länge - wer diese Präparate nicht "ausschleichen" läßt, fällt in das gleiche vorübergehende Tief wie viele "cold cut" Kandidaten.
Die Umstellung des Stoffwechsels gehört zu den massiven Umbaumaßnahmen am Anfang des Entzugs und ist nach spätestens vier Wochen nicht mehr spürbar. Zu wissen, was da eigentlich passiert, verhindert die Symptome natürlich nicht, aber dadurch, dass ich wußte, warum ich mich vorübergehend so fühle - normalerweise habe ich nicht "am Wasser gebaut" - konnte ich diese temporär veränderte Gemütslage akzeptieren.
Diese Unausgeglichenheit ist bei mir genauso unmerklich wieder verschwunden, wie sie aufgetreten war - geblieben ist eine erhöhte Wahrnehmung, über die ich mich heute noch freue.
Allen einen ruhigen schmachtfreien Abend und liebe Grüße, Brigitte