Hallo Bonifaz,
schön daß Du das Rauchen so zielgerichtet und konsequent aufgegeben hast. Für manchen ist so eine Knall-auf-Fall-Entscheidung einfach die richtige. Ganz toll! Herzlichen Glückwunsch zu Deinen bereits 73 Tagen auf der Uhr.
Du scheinst ein spannendes Beispiel dafür zu sein, daß sich kein Entzug wie der andere entwickelt. Diese Drei-Monats-Phase, die manche Aufhörer tatsächlich als signifikant erleben, wirkt sich nämlich meistens im Bereich der psychischen Entzugserscheinungen aus: vermehrt Schmachtattacken, nochmals Aggressivität und Nervosität oder auch die Dir bekannten Depriphasen. Neue körperliche Erscheinungen manifestieren sich da eher selten. Ich möchte auch nicht rundheraus in Abrede stellen, daß die von Dir beschriebenen Schweißausbrüche und Verdauungsbeschwerden späte Auswirkungen des Rauchstopps sind. Es ist nur eher ungewöhnlich. Notfalls hole gern ärztlichen Rat ein, wenn sich die Beschwerden nicht bessern, denn es gibt ja mehrere mögliche Ursachen für die von Dir genannten Symptome. Wenn dann nichts dabei herauskommt - auch gut, hast Du wenigstens Sicherheit.
In jedem Fall scheinst Du gut informiert zu sein - weißt um die Tücken der Drei-Monats-Phase. Das ist gut, denn dann hat die Sucht einen Angriffspunkt weniger! Information hilft durchzuhalten. Liest Du schon länger mit, oder hast Du mal Allen Carr gelesen? Natürlich nur wenn ich fragen darf.
Darf ich annehmen, daß Deine Verdauungsbeschwerden in, nun sagen wir schwerfälliger Darmtätigkeit bestehen? Wenn Du nachhelfen möchtest, könntest Du es erstmal mit milden Mitteln wie Flohsamen (gibt es in der Drogerie) oder über Nacht eingeweichten Trockenpflaumen versuchen (abends zwei bis drei Stück in ein Glas Wasser legen, morgens selbige verzehren und das Wasser dazu trinken). In jedem Fall trinke nach wie vor viel Wasser. Bewegst Du Dich in irgendeiner Form, sei es sportlich oder im Wege der Alltagsbewegung? Auch das kommt der Verdauung entgegen.
Ich kann es auch nur unterschreiben, daß ein etwas kniffliger Entzug ein absoluter Gewinn sein kann: Meine erste Entwöhnung vor inzwischen fast 16 Jahren war ganz einfach. Und sicherlich wurde ich elf lange Jahre später unter anderem deswegen rückfällig, weil ich die Illusion hatte, daß das Aufhören doch ganz einfach wäre. Der Entzug vor etwas über zwei Jahren, der mich hierher führte, belehrte mich eines besseren, denn er war hart - extrem in meiner "Drei-Monats-Phase nach vier Monaten". Und Stand heute bin ich nicht undankbar dafür, denn ich kann mich wirklich zurückhalten, erneut rückfällig zu werden: so eine Quälerei brauch ich kein zweites Mal. Hat alles seine Vorteile!
Bitte bleibe bei Deinem Fahrplan. Egal wie knifflig die Entwöhnung auch werden mag: sie ist zu schaffen und lohnt sich. Du bist auf dem richtigen Weg, und ich freu mich, daß Du ein Stück des Weges mit uns gehst. Laß hören, wie es Dir im weiteren Verlauf so geht. Ich wünsch Dir weiterhin gutes Gelingen. Viele Grüße sendet Dir
Lydia