Hallo ihr mutigen und starken Mitstreiter, ihr Nichtraucher und die, die es werden wollen!
Ich bin seit gestern mittag rauchfrei. Das heißt im Moment geht es mir körperlich nicht besonders gut, ein paar Entzugserscheinungen und das Abbauen der Giftstoffe machen meinem Körper und Geist heute zu schaffen.
Aber das kenne ich leider schon: es ist nicht der erste Versuch. Nachdem ich mittlerweile 12 Jahre Raucherin war (meistens 5-15 Zigaretten am Tag; mit Unterbrechungen, aber dazu später) verpackt mein Körper die langsame Vergiftung immer schlechter: Ich bekomme schlecht Luft, meine Allergien werden immer schlimmer, die Haut ist auch nicht besonders gut dran, an Tagen an denen ich viel geraucht habe bekomme ich beim Sport Krämpfe in den Füßen, weil die Durchblutung so schlecht wird... alles was man heutzutage als aufgeklärter Mensch auch schon vor der ersten Zigarette weiß. Nur da kommt dann erstmal das coole und verbotene Gefühl, das man mit dem Rauchen verbindet: man kommt sich erwachsener vor und schon ist man abhängig (ich für meinen Teil zumindest). Gerne würde ich meinem 14-jährigen Ich dazu raten, aus dem Hustenanfall der ersten Kippe die richtigen Schlüsse zu ziehen. Andererseits: das erfolgreiche Überwinden einer Sucht kann einem im Nachhinein vielleicht auch wertvolle Erfahrungen geben...aber das habe ich noch nicht geschafft, auch wenn ich seit heute wieder dabei bin!
Wie gesagt ist es nicht der erste Versuch. Darüber kann ich mich an manchen Tagen (heute zum Beispiel, da der Entzug unangenehm ist) sehr ärgern, andererseits habe ich durch die vorangegangenen Versuche auch einiges gelernt, das vielleicht auch einigen von Euch helfen könnte. Ich habe immer mal wieder ein paar Tage, einige Wochen, mal ein paar Monate und zwischendurch als persönliche Bestleistung 8 Monate nicht geraucht. Und schon in diesen kurzen Phasen konnte ich einiges feststellen:
1. Der unangenehme Entzug dauert nie länger als drei Tage, meistens ist nur der zweite Tag wirklich unangenehm, danach ist man schon viel ruhiger und fühlt sich besser.
2. schon nach einer Woche bemerkt man die ersten positiven Veränderungen (wenn man darauf achtet und den Blick, statt auf die Suchtgedanken, auf den eigenen Körper richtet). Ich bekomme meist nach 4 Tagen ohne Zigaretten viel besser Luft, ich schlafe ohne Husten in der Nacht durch, bin morgens ausgeruhter und habe langsam immer mehr Spaß am, und Kraft für den Sport.
3. Nach ein bis zwei Monaten denkt man immer seltener ans Rauchen und wenn es nochmal auftaucht, dann ist es eher wie der Gedanke an eine Süßigkeit oder ein Bier: manchmal hat man Lust drauf und es ist einfach nicht der passende Moment. Es fällt immer leichter das Rauchen abzulehnen und es zu lassen.
4. Die große Angst, die viele trifft: ich habe meistens (nach einem kurzen Zunehmen von 1-3 kg in den ersten Wochen) abgenommen (!), wenn ich ernsthaft mit dem Rauchen aufgehört habe. In der langen Phase der 8 Monate ohne Kippen waren es sogar 8 kg, die runterpurzelten. Ich hatte einfach ohnehin mehr Zeit und Lust Sport zu treiben oder einfach atkiv zu sein, Ausflüge zu machen (dafür hat man dann ja auch plötzlich viel mehr Geld), die Wohnung umzuräumen, etc. Das hat allerdings nur dann besonders gut funktioniert, wenn ich mir von Beginn an Ersatzhandlungen verkniffen habe, die mit Essen oder Alkohol zu tun hatten. Ich habe dann ungesüßten Tee in mich geschüttet und bin dadurch jede Stunde aufs Klo gerannt oder habe, wann immer der Suchtdruck zu groß wurde, kleine Yoga-Einheiten eingelegt.
5. Wenn ich mal wieder ein paar Monate durchgehalten hatte, war es für mich unerträglich mich in geschlossenen Räumen aufzuhalten, in denen geraucht wurde (auch die Fenster zu öffnen nützte nichts). Meine Nasenschleimhäute schwollen sofort zu, meine Augen tränten, es war einfach nicht auszuhalten: mein ganzer Körper wehrte sich gegen die Giftstoffe. Hier begann ich nun auch diese "militanten Nichtraucher", die ja meist Ex-Raucher sind, zu verstehen: es ist wirklich und ganz ehrlich körperlich nicht auszuhalten sich in diesen verqualmten Räumen aufzuhalten. Auch hier, wie beim Hustenanfall des ersten Zuges an der Zigarette: der ganze Körper schreit dich an, dich diesem Gift nicht auszusetzen!
6. Ich träumte auch nach einigen rauchfreien Monaten vom Rauchen! Ohne, dass ich den Tag über oder in den letzten Tagen daran gedacht hätte. Die Träume kamen mir nach dem Erwachen so lächerlich vor. So tief konnte die Sucht sich schon in mein Hirn graben. Das will ich einfach nicht!!!
7. Ich sollte mir für immer verkneifen jemals auch nur einmal wieder an einer Zigarette zu ziehen, es sollte für mich einfach keine Hanldungsalternative darstellen, zu keinem Zeitpunkt! Es gab in meiner Rückfallkarriere immer zwei bestimmte Auslöser: erster ist, dass ich das Suchtgedächtnis unterschätzt habe und der Meinung war, dass ein Zug an der Zigarette eines Freundes/einer Freundin schon nix ausmachen würde. Doch! Es macht etwas ganz wesentliches: ich darf mit der Arbeit an meiner Sucht von vorne beginnen! Es ist in dieser Form in den letzten 7 Jahren der häufigste Grund für meine Rückfälle gewesen. Der andere Grund ist, dass ich in Situationen, die bei mir Stress und Angst auslösen (Leistungsdruck, neue Situationen, neue Menschen) oft der Meinung war, dass so ein Glimmstängel dafür der perfekte Problemlöser wäre. Ist natürlich völliger Quatsch. Und in solchen Situationen einfach etwas angespannt zu sein ist auch normal. Das löst keine Zigarette, das gibt sich einfach. Und man kann auch mit einem Stift in der Hand rumspielen, wenn man nicht weiß wohin mit den Händen. Wirkt ohnehin pfiffiger!
8. Es ist fies zu wissen, wie sehr man stinkt, wenn man lange genug nicht mehr geraucht hat, um diesen Geruch an Rauchern wahrzunehmen. Mein Partner ist schon seit einigen Jahren Nichtraucher und ich möchte nicht, dass meine Sucht und der Gestank zwischen uns stehen.
Soviel zu dem, was ich bisher aus meinem Scheitern gelernt habe. Man kann nun fragen warum ich hier bin... Natürlich, weil dies mein letzter Versuch sein soll! Und zwar nicht der letzte Versuch bevor ich aufgebe und die Sucht bestimmen lasse, sondern weil ich nun endlich, ernsthaft Nichtraucherin sein möchte.
Und vielleicht fehlt mir einfach ein wenig Hilfe. Zwar ist mein Partner immer verständnisvoll wenn ich auf Entzug bin und gereizt reagiere, aber dadurch, dass er einfach von einem Tag auf den anderen aufgehört hat und es für ihn scheinbar leichter war, als es für mich ist, geraten wir irgendwann immer aneinander. Von ihm kommen durchaus wahre Sprüche, wie "wenn du es willst, schaffst du es auch" und er kann mich auch hin und wieder gut aufbauen. Nachdem ich nun seit 4 Jahren, in denen er bereits Nichtraucher ist, einen Rückfall nach dem anderen hatte (u.a. auch den nach meinem schönen Erfolg von 8 Monaten ohne Kippen) habe ich das Gefühl, dass er es manchmal auch einfach nicht mehr hören kann und es nicht versteht. Vielleicht, weil er nie so abhängig war wie ich und es für ihn tatsächlich leichter war oder weil er enttäuscht ist, dass ich mir meine Erfolge immer wieder kaputt gemacht habe...Er sagt mir oft, dass er findet, dass ich eine starke Frau bin und zählt dann gerne meine Erfolge im Leben auf, aber trotzdem: irgendwann bin ich doch immer rückfällig geworden. Ansonsten habe ich in meinem näheren Umfeld entweder überzeugte Raucher, die keine Hilfe sind oder Nichtraucher, die es ebenso "locker" geschafft haben, wie mein Partner oder eben solche, die noch nie geraucht haben und daher nicht so ganz verstehen können, wie man die ekligen Dinger überhaupt anzünden kann...
Jedenfalls hoffe ich, dass ich hier in dieser größeren Gemeinschaft immer mal auf ein offenes Ohr treffe, wenn ich mich mal ausheulen muss und alles danach schreit die Zigaretten als Problemlöser anzusehen. Und ich mag meine Erfolge teilen und an Euren teilhaben. Vielleicht hilft eben doch ein bisschen gemeinsam Mut machen...
Also an alle, die hier noch mitlesen und nun schon mal an meinen Erlebnissen teilhaben:
Wir schaffen das!
Liebe Grüße,
Lionne