27.11.2017
09:43 Uhr
Liebe Steffi,
erstmal Gratulation zur rauchfreien Zeit! Du hast gut gemerkt, dass die Probleme sich durch Zigaretten überhaupt nicht lösen lassen. Im Gegenteil. Bevor ich aufgehört habe (ich habe aber auch n ur abends und von allein sehr wenig geraucht), habe ich mich gefragt, warum ich gerade so nervös bin, immer wenn ich geraucht habe. Das kam vom Rauchen, merkwürdig.
Was du sonst so erzählst, klingt furchtbar. Ärzte sind leider schnell dabei, [Name wurde vom rauchfrei-team entfernt] zu verschreiben. Ich würde, wenn es irgendwie geht, davon abraten. Jahrelang habe ich auch [Name wurde vom rauchfrei-team entfernt] genommen, weil ich ADS habe. Dann bin ich zu meinem Psychiater, hab gesagt, mir geht's total gut und ich möchte es absetzen. Im Grunde genommen hat er nur gesagt, "ja, naja, jetzt in der dunklen Jahreszeit, wenn Sie meinen ... etc.", da kam keine Freude über Erfolgsstorys oder so was. Ende vom Lied, ich habe es reduziert und abgesetzt und nichts ist passiert. Vor vielen Jahren war ich wegen Depressionen stationär in Behandlung. Da habe ich auch, damals noch andere, [Name wurde vom rauchfrei-team entfernt] bekommen, um erst mal aufnahmefähig für Therapie zu werden. Die habe ich dann auch nach kurzer Zeit ausgeschlichen, es gab keinen Unterschied, außer, dass ich nciht noch dicker wurde. Was ich sagen will, wenn nicht wirklich eine dauerhafte Grunderkrankung besteht, ist das Zeug höchstens dafür gut, um dich für den Anfang einer Therapie zu beruhigen. Es ist aber nie eine Dauerlösung und sehr gefährlich.
Was ich dir empfehlen würde, ist, such dir Menschen. Gruppentherapien, Selbsthilfegruppen (wobei ich mit letzterem wenige Erfahrungen gemacht habe). Auf jeden Fall Psychotherapie. Damals bin ich zum Studieren in eine andere Stadt gezogen und das Problem war schlichtweg Einsamkeit. Da war ich 6 Wochen in stationärer Therapie und später ambulant und die Frau erzählte von Tomatenpflanzen auf dem Balkon. Sie hat richtig erkannt, es ging um die kleinen Dinge, die das Leben ausfüllen.
Vor allem Menschen. Über die Jahre habe ich rausgefunden, dass ich zwar alleine leben will, aber sonst eher auf Menschen zugehe. Zurückgezogenheit ist überhaupt nicht mein Ding, vielleicht auch deins nicht. Vielleicht lernst du im Grunde gern neue Menschen kennen.
Also, ich kann dir nur empfehlen, such dir eine Psychotherapie, Gruppentherapie, das zum Reden. Da lernst du Verhaltensweisen und auch, wie sehr Gedanken zu Gefühlen und irgendwann zu Depressionen werden können. Aber eben auch genau das Gegenteil. Du hast dir über eine sehr lange Zeit diese schädlichen Gedanken beigebracht, in einer Therapie lernst du, das Ganze umzukehren, neue Gedanken und Verhaltensweisen einzuprägen und das dauerhaft. Das passt irgendwie auch zum Rauchstopp ;)
Am besten liest du als erstes viel über das Thema Depression, denn das Wissen über eine Sache beruhigt ungemein. Z. B. dass Depression eine Krankheit ist, die sehr gute Heilungschancen hat. Besonders bei dir, weil du bereit bist, dir helfen zu lassen. Und es hilft, die richtige Therapieform zu finden, es gibt verschiedene und nicht alles passt zu dir. Es gibt auch zu dem Thema Foren im Internet.
Mach dich nicht fertig, weil du geraucht hast. Das ist passiert. Vielleicht ist es auch ein Vorteil, dein Körper hat noch genug Zeit zu regenerieren und dadurch, dass du mit der Sucht aufhörst, lernst du jetzt, bewusster mit Problemen umzugehen, vielleicht entwickelst du Stärken, die Leute, die nie geraucht haben und nie davon loskommen mussten, überhaupt nicht haben.
Also, ich war 2008 in Therapie und seitdem habe ich keine Depressionen mehr :)
Liebe Grüße, du schaffst das!
Tina