Guten Tag Jens, Schwabe, 41 usw (geniale Vorstellung!)
und herzlich willkommen in unserem lustigen Aufhörerkreis. Na gut, ich gebe ja zu, das mit dem Aufhören ist vielleicht nicht immer lustig, aber hier zusammen geht es auf jeden Fall besser als allein. Gleich hinterher meinen herzlichen Glückwunsch zu Deinem vor zwei Tagen erfolgten Absprung! Ich finde sowas klasse, wenn jemand die Gunst der Stunde nutzt. Vielleicht war das ja Dein "Klick"? Jedenfalls toll, daß Du hier bist.
Daß Du aufhören kannst, und wie das geht, das weißt Du, denn Du hast es schon zweimal geschafft. Mit 6 und 11 Monaten kann man schon von geschafft ausgehen, denn - und dieser Punkt war ja wohl einer Deiner Suchbegriffe - der Nichmehrraucherpapst Allan Carr spricht da von drei Phasen, deren letzte er so um die drei Monate herum definiert. Und das ist tatsächlich auch ein verbreiteter Erfahrungswert, manche (nicht alle) Aufhörer trifft nach so zweieinhalb bis vier Monaten nochmals eine Schmachtphase, die oft den Schlußpunkt der Entwöhnung markiert. Und auch wenn sie diesen nicht zu spüren bekommen, so erleben sie nach etwa drei Monaten dennoch, daß sich Erleichterungen, Verbesserungen und Freiheit einstellen. Also das ist schon grob ein Erfahrungswert (wenngleich, wie ich zugeben muß, so ein Entzug nicht prognostizierbar ist, aber so grob zum dran festhalten als Perspektive taugt's schon).
Die Erkenntnis also, daß Du aufhören kannst, bringt mich zu der Frage: Was ist Dir denn jeweils passiert, daß Du wieder rückfällig geworden bist? Das sind Erfahrungen, auf die Du jetzt Deine Rauchfreiheit stellen kannst: welche Situationen oder Gefühlslagen lasse Dich kippen, und noch wichtiger, wie kannst Du diese anderweitig bewältigen, anstatt zu rauchen?
Deine Kaugummistrategie ist sicher gut, die habe ich auch weidlich genutzt und siehst ja... bin damit gut gefahren. Genug trinken ist während der Entwöhnung ohnehin wichtig, da es Kreislauf und Blutdruck, Verdauung und anfangs auch Entgiftung unterstützt und gegen Schmachter wirkt. Trinke ruhig ordentlich, es darf auch mal eine Fruchtsaftschorle sein, um entzugsbedingtem leichten Unterzucker entgegenzuwirken.
Ich freu mich auch, daß Du die Idee hattest, hier zu schreiben, denn auch das kannst Du als Instrument gegen Schmachter nutzen: sie Dir von der Seele zu schreiben. Außerdem bestärkt es Dich möglicherweise in Deinem Entschluß: wenn Du von Dir verfaßte Worte liest wie "ich gebe nicht auf, ich tu das richtige, ich will diesen Mist nicht mehr", hat das schon große Überzeugungskraft. Na und Bestärkung erhältst Du hier sowieso dafür. Auch wenn Du Schieflagen spürst, körperlich oder mental, kannst Du sie hierher tragen, möglicherweise sind sie ja entzugsbedingt und hier nicht unbekannt. Irgendjemand ist immer hier, der es aus eigener Erfahrung kennt und Dir vielleicht einen Tipp geben kann, wie Du damit umgehen könntest.
Was die Reaktionen des Umfeldes angehen, das lesen wir hier leider auch ab und an mal, daß da mit wenig Verständnis reagiert wird. Es ist allerdings erklärbar (auch wenn es das nicht besser macht):
Diejenigen, die selber nie geraucht haben, können nicht nachvollziehen, was es uns so schwer macht, damit aufzuhören (das kann man ihnen ja auch nur gönnen). Für sie schaut es so aus, als wollten wir eigentlich gar nicht richtig aufhören, wenn wir es noch nicht dauerhaft schaffen. Sie können einfach nicht glauben, daß so eine Abhängigkeit so tief wurzelt und daß es so schwer ist, diese Wurzel auszureißen, und ihnen ist nicht klar, daß das nicht daran liegt, daß wir es nicht wollten oder so.
Und jene, die selber rauchen, werden durch die Ausstiege anderer unangenehm dran erinnert, daß das wohl der bessere Weg ist, fühlen sich aber schlecht angesichts ihrer vermeintlichen Ohnmacht. Deshalb müssen sie die Aufhörer runterziehen, aus Selbstschutz quasi.
Beides sind menschliche Regungen, die ich nicht verurteilen will. Der beste Weg für Dich als Aufhörer, damit umzugehen, ist der, Dir klar zu machen: es ist Dein Projekt. Du tust es für Dich, für niemanden sonst, und keine Meinung eines anderen ist dafür relevant. Du machst das jetzt und Du tust es für Dich und weißt, es ist richtig, wenn auch nicht immer einfach. Aber Du bist ja schon einen Schritt weiter, Du weißt ja, daß es geht und was für Dich funktioniert. Es ist Dein Unterfangen, und Du kannst verflixt stolz drauf sein.
Oh ja, schreib bitte weiterhin Deinen Senf, ich freu mich schon drauf. Bis dahin weiterhin gutes Gelingen, bleib tough gegenüber der Sucht und einen guten Rauchfrei-Tag von
Lydia