06.04.2021
13:53 Uhr
Guten Tag Andreas,
ich bedanke mich ganz herzlich bei Dir für Deinen Besuch in meinem Miezhaus. Auf meinem Weg in Dein Kämmerlein kam ich an diesem neuen Wohnzimmer vorbei, mit den frischen Tapeten, aus dem es auch noch nach Kaffee duftet! Wie schön daß Du jetzt hier wohnst. Dieses zu Deinem einmonatigen Jubiläum als Nichtmehrraucher zu eröffnen, halte ich für eine großartige Idee. Hierzu übrigens meinen herzlichen Glückwunsch!
Also was die Auswirkungen des Nichtmehrrauchens und besonders auch dessen Schaffenkönnens, dessen Erhaltungsfähigkeit angeht, bin ich völlig bei Dir, denn diese habe ich auch erlebt. Als meine letzten Stürme abgeklungen waren, hatte ich den Gedanken "wenn ich das schaffen kann, was kann ich denn dann noch alles schaffen???" im Kopf. Und tatsächlich: in den letzten Jahren haben sich große Veränderungen in meinem Leben ergeben, nicht alle störungsfrei (das lag aber nicht am Nichtmehrrauchen, sondern daran, daß eben nicht einfach immer alles im Leben reibungslos vonstatten geht), wie ich gerne zugebe. Aber alle, wenn man sie bündelt, haben auf diesen Erfolg zugeführt: ich hab echt was für mich getan. Und das, möchte ich ohne zu Flunkern behaupten, hat seinen Anfang im Rauchstopp genommen (hätte ich nicht mit dem Rauchen aufgehört, wäre dieses nicht passiert, daraus hätte sich jenes nicht ergeben usw, und dann wäre ich heute nicht hier wo ich bin). Ich möchte Dir nicht versprechen, daß es auf Dich ebenso tiefgreifende Auswirkungen hat. Aber auf Dich, auf Dein Verständnis von Dir selber, wird es absolut solche positiven Auswirkungen haben, das kann ich Dir glaube ich schon versprechen! Und das ist auch das Durchhalten wert, egal wie die Schmachtstürme auch wüten mögen - das war es wirklich wert.
Da Du Deine künstlerischen Ambitionen ansprichst - auch dafür schaffst Du unbedingt Raum, indem Du den Rauchstopp durchziehst! Denn erstens schaffst Du Zeit dafür (man sollte gar nicht glauben, wie viel Zeit rauchen bindet! Von der ständigen Unterbrechung von Gedankenflüssen, weil sich die Sucht meldet, die Futter will, selbst wenn es nur unbewußt ist, sind es jedesmal Störfaktoren, über den Vorgang des Zigaretteholens oder -nehmens/-anzündens/-abaschens/-ausdrückens, und das machtest Du ja am Tag wie oft? 30mal?, bis hin zur Beschaffung, sei es beim Einkauf oder extra, weil nichts mehr da war - sooo viel Zeit buchstäblich verpufft, das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen). Und zweitens wie eben kurz angesprochen, auch die gedanklichen und emotionalen Kapazitäten schaffst Du Dir, da Du leichter mit Deinem Kopf bei Deiner Kreativität bleiben kannst. Kommt ja nicht regelmäßig so ein Suchtgnom vorbei, stört und quäkt "Hey! Krieg ich hier gefälligst mal meinen Stoff???" Da fließen die Gedanken ganz anders. Auch etwas, das ich Dir versprechen kann.
Ich glaube, die Erfahrung, daß große Teile unserer bisherigen Entourage nicht mehr so richtig folgen können, wenn wir angefangen haben, für uns selbst zu sorgen, sei es mittels stationärer Aufenthalte, der Widersagung abträglicher Süchte oder wodurch auch immer, haben viele von uns. Es geht ja nicht nur um persönliche Veränderungen, sondern auch darum, Entscheidungen zu treffen, die vielleicht nicht für alle nachvollziehbar sind, vielleicht nicht einer allgemein anerkannten Logik folgen, und nur dazu geeignet sind, Dich persönlich glücklicher zu machen. Doch auf der anderen Seite scheinen sich dann Menschen zu finden, die diese Erfahrungen teilen, begreifen, nachvollziehen können. Mit denen eine gemeinsame Wellenlänge besteht. Und zu denen mehr Tiefe aufgebaut werden kann, als je zu jenen aufgebaut werden konnte, die plötzlich nicht mehr interessiert sind oder mit uns mitgehen möchten oder was auch immer. Das verurteile ich auch nicht, ich weiß auch, daß mit mir nicht mehr jeder Mensch aus meiner Vergangenheit etwas anfangen kann. Und das ist jedermanns persönliches Recht, das macht keinen zu einem schlechteren Menschen. Objektiv betrachtet, ist es ja vielleicht auch ganz schön schwer, unsere Entscheidungen und Veränderungen nachzuvollziehen, das muß man seinem Umfeld ja auch lassen. Aber ist es nicht schön für uns, uns nunmehr in einer Gesellschaft wiederzufinden, die mit unseren Baustellen was anfangen kann? Und die zu uns Zugang haben und wir zu ihnen? Finde ich einen Riesengewinn für uns und bereue daher die Erfahrungen, die ich gemacht habe, keinen Moment lang. Kann ich Dich einladen, es genauso wahrzunehmen?
Und jetzt KAFFEE UND KUCHÄÄÄÄÄN!!!! zur Feier des Tages Andreas. Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Erfolg heute, Du machst das sehr toll und reflektiert. Geh Deinen Weg weiter und laß Dich nicht beirren, egal was da noch kommt. Für heute wünsche ich Dir weiterhin einen guten Rauchfrei-Tag, viel Power, und auch weiterhin den Optimismus und das Licht, das Du hier in diesem Wohnzimmer angeschürt hast. Ganz viele Grüße sendet Dir
die Miez
Lydia