Hallo Leute,
ich brauche Hilfe, aber fangen wir Vorne an. Ich will, wie viele andere hier auch, mit dem Rauchen aufhören (rauche seit ca. 12 Jahren - 1 bis 1.5 Schachteln am Tag). Auf der einen Seite will ich aufhören, aber auf der anderen Seite fehlt mir etwas um es zu schaffen. Und ich kann nicht sehen, was genau mir fehlt! Ich vermute es ist die Angst, aber ich weiß nicht genau wovor, weswegen ich hier um Hilfe oder Rat bitte. Ich hatte in den letzten 2 Wochen 2 Versuche gestartet, die kläglich und für einige lächerlich gescheitert sind. Dadurch entwickelt sich das Ganze momentan zu einem Teufelskreis, aber seht selbst...kleine Warnung, der Text wird sehr lang, aber ich bin grade einfach in einer sehr schlechten Allgemeinstimmung und muss mir das alles mal von der Seele schreiben, weil ich hoffe dass es mir hilft....
Mein erster Versuch war Anfang letzter Woche. Der Grund war nach einem Arztbesuch, bei dem es zwar um etwas anderes ging, der mir aber doch aufzeigte, wie sehr ich mir selbst schon geschadet habe und wie es um meine Gesundheit steht. Mehr oder weniger spontan habe ich Abends versucht mit dem Rauchen aufzuhören, habe mich über Nikotin Sucht informiert und wie absurd es eigentlich ist diesen ständigen Raucherkreislauf beizubehalten anstatt zu unterbrechen. Ich hab den Abend dann über nicht mehr geraucht, aber hatte in meinem Kopf schon so ein Hin und her zwischen Glück/Freude und Verlangen durchgemacht. Am nächsten Morgen als sich das Nikotinmonster meldete waren alle Vorsätze, alle Argumente, alles war einfach weg. Nach einigem Hin und Her, fiel ich in eine sehr weinerliche Stimmung und sagte zu mir selber mit beinahe Tränen in den Augen, dass ich momentan nicht in der seelischen Verfassung bin aufzuhören, aber mir schwöre aufzuhören wenn es mir besser geht. Im Nachhinein eigentlich total hirnrissig, aber es hat gewirkt und ich fiel in das alte Muster schneller zurück als ich dachte...
Heute war der zweite Versuch, der auch der Grund ist, warum ich das Ganze hier schreibe. Ich hatte Urlaub und habe mir gestern Abend bereits Lektüre (2 Bücher) rausgesucht um sie in Ruhe lesen zu können und erneut einen Anlauf zu nehmen. Mit Motivation das Buch angefangen und keine 20 Minuten nach dem Start, habe ich schon die Stelle gesucht, an der der Autor das Rauchen während des Lesens quasi erlaubt (kannte das Buch durch Bekannte schon etwas) und geraucht. Eine total surreale Vorstellung, beim Aufhören nur nach einer Entschuldigung zu suchen doch zu rauchen...Habe das Buch über den ganzen Tag verteilt gelesen und dabei ein abnehmendes Verlangen verspürt und deutlich weniger aber trotzdem immernoch geraucht. Nachdem ich alle Contra-Argumente, Zusammenhänge und die Illusionen hinter dem Rauchen verstanden habe, dachte ich,ich wäre auf einem guten Weg. Aber dann kam am Ende des Buches die "Checkliste" mit Anweisungen. Die erste Anweisung war eine Entscheidung zu treffen, nie wieder eine Zigarette zu rauchen. Schon beim Lesen liefen Gedanken wie Blitze durch meinen Kopf, es waren Zweifel. Was für Zweifel kann ich nicht einmal genau sagen, wenn ich mich richtig erinnere waren es Zweifel dass ich es nicht schaffen werde und diese Zweifel ließen das ganze Vorhaben dann auch sehr sehr schnell scheitern (etwa 5 Stunden später)....
Sobald sich in meinem Kopf der Schalter umlegt auf "Nichtraucher", wird das Verlangen nur umso größer egal wieviel Zeit seit der letzten Kippe vergangen ist. Ich wurde bereits innerhalb der ersten halben Stunde sehr unruhig und hatte ein großes Verlangen, obwohl ich doch weiß und mir immer wieder gesagt habe dass ich nichts aufgebe/auf nichts verzichte, dass ich mir durch das Rauchen eigentlich nur das Gefühl/die Ruhe, die ein Nichtraucher sein leben lang h,at für einen kurzen Zeitraum erkaufe und dass ich, wenn ich jetzt eine rauche den ganzen Raucherkreislauf nur wieder von vorne starte (Rauchen-Entzug-Rauchen-Entzug....) Naja ich habe es dann trotzdem noch etwas durchgehalten, indem ich mir das immer wieder gesagt habe, aber nach ca. 4 Stunden war ich einfach an einem Punkt, an dem es nicht weiter ging. Das Verlangen war riesig aber noch schlimmer, meine Gedanken waren für die letzte Stunde beinahe andauernd beim Thema Rauchen. Alles drehte sich ums Rauchen...wenn ich sonst als Raucher unterwegs bin und nicht rauchen kann für einen längeren Zeitraum von 3-6h (beim Sport, Kino, Feiern), dann nehme ich das Nichtrauchen größtenteils nicht einmal wahr, aber wenn ich aufhöre zu rauchen bzw. den Schalter umlege, dann dreht sich alles nur noch ums Rauchen. Sich abzulenken hat immer nur sehr sehr kurzfristig funktioniert und letztendlich siegte das Nikotinmonster und ich zündete mir eine an und hatte verloren. Dieser Versuch hat mir gezeigt, dass es bei mir im Kopf nicht stimmt. Ich habe Angst, nur ich weiß nicht wovor. Ist es Verlustsangst? oder doch Versagensängste? Ich weiß es nicht, aber es macht keinen Sinn....
Naja und jetzt sitze ich hier. Bin deprimiert und ein Häufchen Elend in einer weinerlichen Stimmung. Und hier beginnt der ganz am Anfang erwähnte Teufelskreis. Wenn ich nicht rauche, denke ich ständig ans rauchen und wenn ich rauche, naja dann fühle ich mich schlecht mir selbst gegenüber, weil ich weiß dass ich versagt habe und es mir schadet. Wenn ich mich so schlecht fühle, versuche ich mich abzulenken und diese Depri Stimmung zu verdrängen. Aber genau das führt dazu dass ich das Rauchen nicht mehr verabscheue und die negativen Aspekte aus dem Auge verliere...hier nochmal in Stichpunkten aufgezeigt ums verständlich zu machen:
-> normale Stimmung, will aufhören zu rauchen wegen der Gesundheit
-> höre auf, Selbstzweifel, denke nur ans rauchen, alles dreht sich ums rauchen
-> Rückfall, Depri Stimmung, heftige Gefühlsschwankungen
-> Fange wieder an zu rauchen, fühle mich scheisse, verdränge das aber und rauchen wird nebensächlich
-> nach einigen Tagen wieder gute Laune und das ganze geht von vorne los
Wenn ich mich hier im Forum durchlese, schäme ich mich teilweise...wenn ich lese, dass andere Leute Rückfälle nach mehreren Tagen/Wochen/Monaten haben und ich hier rumjammere und es nichtmal schaffe einen einzigen Tag zu verzichten ;( Einige werden jetzt sicher sagen, der will doch gar nicht wirklich aufhören. Das Gefühl beschleicht mich langsam auch, aber ich kann mir doch nicht weiterhin die Lunge zukleistern und darauf warten, dass ich eines Tages genug Motivation oder genug Hass/Abscheu auf Zigaretten habe um aufzuhören...dieser eine Tag kann in Jahren, Jahrzenten oder aber gar nicht bzw. zu spät sein...Außerdem warum habe ich dann diese 2 Versuche gestartet und warum fühle ich mich so scheiße wenn ich Rauche, wenn ich gar nicht aufhören will??
Der Text war jetzt sehr sehr lang, aber da ich euren Rat und Einschätzung brauche, wollte ich alle Vorgänge/Gefühle so genau wie möglich beschreiben, damit ihr euch ein Bild machen könnt. Ich vermute bisher dass ich Angst vor irgendetwas habe, ich weiß nur nicht genau vor was ich Angst habe. Irgendetwas, dass sobald der Schalter auf Nichtraucher umgestellt ist, mich in Angst versetzt und mich immer wieder zweifeln lässt, mich zum Grübeln bringt und letztendlich immer wieder scheitern lässt...Ich glaube dass diese Angst und das Identifizieren dieser Angst ein wichtiger, wenn nicht sogar der entscheidende Baustein ist, um endlich mit dem Rauchen aufzuhören.
Ich danke jetzt schonmal allen Leute, die diesen ellenlangen Text lesen und sogar darauf antworten. Ich danke euch von ganzem Herzen :)