Hallo F150,
auch von mir ein herzliches Willkommen in unserer Gemeinschaft. Und ich schreibe bewusst "Gemeinschaft", nicht Community, denn Du kannst sicher sein, dass wir das Vorhaben, gemeinsam den Rauchausstieg schaffen zu wollen, ernst nehmen und uns nach besten Kräften gegenseitig dabei unterstützen.
Deine Posts haben mich in einigen Punkten sehr nachdenklich gemacht, also möchte ich einige Aussagen von dir wiederholen, um ihre Wirkung auf mich und die dadurch ausgelösten Gedanken besser beschreiben zu können. Ich hoffe, dass ich dich nicht missverstanden habe. Falls doch, korrigere mich bitte.
In deinem Eröffnungspost vom 6.12. beschreibst du dich selbst als ausgesprochen durchtrainiert ohne Raucherschäden, aber von zahlreichen Allergien und den Nachwirkungen einer überstandenen schweren Erkrankung gehandicapt. Weshalb dir auch eine eiserne Disziplin quasi zur zweiten Natur geworden ist.
[quote]....jeder Mensch braucht doch das "kleine bißchen Extra", etwas wo die Disziplin mal schweigen darf?
..Wie gesagt, nachdem ich ohnehin schon ein eingeschränktes Leben mit eiserner Disziplin und (fast) komplett auf Gesundheit ausgerichtet führe, kotzt mich die ewige Selbstoptimierung unfassbar an.[/quote]
Ich kann nicht glauben, dass der Rauchausstieg für dich einfach nur in den Bereich der Selbstoptimierung gehört, denn kurz vorher hattest du in deinem Beitrag geschrieben:
[quote]Langsam hängt es mir zum Hals raus, mich nur wegen dem Rauchen ständig als Versager, defizitär, schuldiger Todesverehrer oder sonst wie kacke zu fühlen.[/quote]
In mir entsteht dadurch der Eindruck, dass du dich selbst manchmal innerlich ablehnst, weil du ausgerechnet beim Rauchen nicht die permanente Konsequenz zeigst, die dir ansonsten so selbstverständlich ist.
Und an diesem Punkt frage ich mich natürlich, warum.
[quote]Extrinsische Motivationen sind ja eh immer sch***, aber meine nicht vorhandene intrinsische Motivation sagt mir, daß ich von der elenden Selbstdisziplin, die mein ganzes Leben reglementiert, einfach nur die Schnauze voll habe.[/quote]
Kann es sein, dass die 5 - 10 Zigaretten, die du pro Tag geraucht hast, einfach nur dein persönliches Überdruckventil waren? Einfach nur eine Auszeit von dem Tretrad, besonders nach einem anstrengenden Arbeitstag? Vielleicht sogar ein Blitzableiter gegen den Frust, dass deine überdurchschnittliche Leistung oft genug gar nicht anerkannt wird?
Wenn ich mit dieser Annahme richtig liege, dürfte die eigentliche Entzugsphase für dich weniger das Problem sein, denn du hast sie ja auch schon mehrfach erfolgreich bewältigt. Was dir eher schwer zu fallen scheint, ist die anschließende dauerhafte Verhaltensänderung, die natürlich beinhaltet, dass du dir die wohl verdienten Auszeiten aus der Tretmühle ruhigen Gewissens auch ohne Kippe in der Hand erlauben kannst. Oder anders ausgedrückt: Wie du ein vermeintliches "Entspannungsritual" durch ein anderes ersetzen kannst. Deine Idee, ein Suchtmittel durch ein anderes auszutauschen, ist vielleicht nicht unbedingt das, was dir weiter hilft. Bei dem Surrogat, das du am 8.12. erwähnt hast (ich möchte den Markennamen nicht wiederholen), bleibt die Abhängigkeit weiterhin erhalten, noch dazu mit einem Stoff, über dessen Zufuhr es noch keine Langzeituntersuchungen gibt. Die mir vorliegenden Berichte sind weitaus weniger optimistisch als das, was dir offenkundig berichtet wurde.
Warum willst du denn die eine Abhängigkeit gegen eine andere eintauschen, wenn der Kern deines Wunsches nach einer Zigarette eigentlich nur der völlig berechtigte Wunsch nach einer entspannten kurzen Auszeit aus dem Alltagstrott ist? Welche Alternativen könnten für dich denn den gleichen Zweck erfüllen? Musik? Hirnjogging? Kurzgeschichten? Vielleicht gehen diese Ideen völlig an deinen Interessen vorbei, aber ich bin mir sicher, dass du mich verstehst: Woran hättest du persönlich Freude, was bringt dich für einen kurzen Moment in eine positive Stimmung? Diese Frage kannst nur du selbst beantworten.
Sollte ich mit diesem Verständnis deiner Posts falsch liegen, bitte ich dich sowohl um Entschuldigung als auch um einige erklärende Worte, was du wirklich gemeint hast. Sollte ich aber die Ursachen deiner "Ist-mir-jetzt-wurscht"-Rückfälle in der richtigen Richtung vermuten, bin ich mir sicher, dass du den Rauchausstieg diesmal souverän und dauerhaft schaffst, denn du weißt selbst, dass Auszeiten, die mit positiven Erlebnissen gefüllt sind, notwendig sind und jede Menge Kraft geben.
Liebe Grüße
Brigitte