05.05.2016
20:50 Uhr
Hallo Hasenmutter,
es liegt in der Natur der Sucht, daß sie sehr überzeugend sein kann, wenn es darum geht, Dir zu suggerieren, daß Du jetzt sofort eine Zigarette rauchen mußt. Daß es Dir hinterher besser geht. Ist es Dir denn hinterher besser gegangen?
Rauchfrei-Lotsin Andrea hat Dich ja schon einmal auf die 4 A-Tipps aufmerksam gemacht. Diese sind erste-Hilfe-Maßnahmen gegen so Verlangensattacken, wie Du sie erlebt hast. Sie heißen Aufschieben, Ausweichen, Abhauen, Ablenken. Konkret bedeutet das:
Wenn Du Dich einer Verlangens-Attacke gegenüber siehst, schiebe sie auf. Sage Dir und ihr: "Nein, ich möchte im Moment nicht rauchen". Mache dann eine Atemübung (idealerweise an der frischen Luft, am geöffneten Fenster oder draußen): Atme für fünf Sekunden lang durch die Nase tief in den Bauch ein, bis er ganz rund wird. Halte dann die Luft fünf Sekunden lang an. Und atme hinterher acht bis zehn Sekunden lang durch die leicht geöffneten Lippen wieder aus, so als würdest Du sachte eine Kerze ausblasen. Damit schiebst Du die Schmacht auf - so ein Anfall dauert nur einige Minuten lang, dann ist er vorbei.
Übrigens: Vielleicht hilft Dir die Idee des Auffschiebens, des "Jetzt nicht" auch eher als die Vorstellung, gar nicht mehr zu rauchen. Viele Aufhörer tun sich leichter mit dem Konzept, sich von Schmachter zu Schmachter zu hangeln. Nur den nächsten Schmachter zu bewältigen - mehr nicht, weiter denken wir erstmal gar nicht! Du gehst ja auch einen langen Weg nur Schritt für Schritt, und nicht den ganzen Weg auf einen Sprung. Vielleicht fällt es ja auch Dir leichter, wenn Du nicht an den ganzen Weg denkst, sondern nur immer Schritt für Schritt. Wäre dieser Denkansatz vielleicht etwas für Dich?
Das zweite A ist das Ausweichen. Setze Dich die nächste Zeit Situationen, in denen Du erfahrungsgemäß geraucht hast, erst mal nicht aus. Wenn Du nach der Arbeit immer direkt geraucht hast, dann bau die Situation des Nachhausekommens erst einmal um. Geh direkt in die Küche und mach Dir einen Frucht-Smoothie. Oder geh erstmal ins Bad und putz Dir die Zähne (völlig egal ob notwendig oder nicht, kreiere eine andere Situation, weiche der Situation in der Form, wie sie zu Raucherzeiten immer war, aus).
Das dritte A ist das Abhauen. Wenn Du merkst, Du befindest Dich gerade in einer Situation, in der Du Schmacht empfindest, geh. Geh nochmal auf die Straße, eine Runde um den Block (vielleicht nicht grad am Kisok vorbei...), oder raus auf den Balkon (Atemübung!), oder ins Badezimmer (Gesicht mit Wasser kühlen), aber geh weg aus der Situation.
Und das vierte A ist das Ablenken. Da hat Dir Andy glaub ich auch schon die Idee des Aufgabenglases genannt. Schreibe Dir Tätigkeiten auf kleine Zettelchen (dabei ist es egal, ob es Fenster putzen, Blumen gießen, Liegestützen, Treppe rückwärts raufgehen oder Freude schöner Götterfunken schmettern ist - was Dir halt einfällt!) und packe sie in ein Glas oder einen Schuhkarton. Und bei Schmacht ziehe ein Zettelchen und führe sofort aus, was da drauf steht. Bis das fertig ist, ist die Schmacht wahrscheinlich auch geschmolzen. (Kleiner Tipp: Ablenken geht auch, indem Du in so einer Situation sofort ins Forum kommst und sagst, hilfe, ich will rauchen, was kann ich tun? Das habe ich auch getan und wurde mit größtem Erfolg davon abgehalten. Probiere es doch auch einmal aus!)
Ist da irgendwas dabei, womit Du arbeiten könntest?
Ob Du den Kurs wiederholen solltest? Hattest Du selbst denn das Gefühl, er hat Dir geholfen? Möchtest Du ihn denn gerne wiederholen? Weißt Du ich denke, der Zweck heiligt die Mittel. Wenn Du davon überzeugt bist, Du das Gefühl hattest, daß es Dich nach vorne gebracht hat und Du ihn auch noch kostenfrei wiederholen kannst, dann warum nicht. Entscheide Du es nach Deinem Gefühl.
Ich denke, Du mußt Deinen Weg in die Rauchfreiheit erst kennenlernen. Erst lernen, wo Deine ganz persönlichen Stolpersteine sind. Du weißt nun schon, daß einer davon dieses Loch in Deinen Gedanken ist. Und kannst dieses nun anders füllen. Überstehe diese Situation einmal, dann weißt Du daß es geht und hast eine Idee davon, wie das geht. Du sagst es ja selber, Du gibst nicht auf, so ist es sehr gut. Wenn das Feintuning jetzt noch abgeschlossen ist, geht´s mit Vollgas in Richtung Rauchfreiheit. Das schaffst Du schon, keine Sorge.
Ich wünsche Dir einen schönen Abend und morgen einen erfolgreichen Rauchfrei-Tag. Viele Grüße sendet Dir
Lydia