Guten Morgen Gisela!
Zu deiner ersten Schnapszahl möchte ich dir auch herzlich gratulieren! Auf dass noch viele weitere dazukommen mögen!
Meine These ist, dass der Entzug so lange dauert, wie du ihn zulässt. Das habe ich unter "final cut" verstanden, dass man nicht nur die Zigaretten ohne Nikotinsubstitution weglässt, sondern auch innerlich mit der Geschichte abschließt. "Einfach" nicht mehr daran denkt. Und dann ist auch der Entzug minimiert (das sind dann die Leute, die "einfach so" aufhören können).
Je mehr man sich Gedanken darüber macht, je mehr man seinen Empfindungen nachforscht, sich überlegt, analysiert, die Zigarette und das Rauchritual von oben, seitlich, unten betrachtet, desto präsenter ist die Sucht und damit auch der Entzug und das Leid.
Aber auch dann ist es zu schaffen.
Ich habe immer gern geraucht, hatte (noch) keinen körperlichen Grund aufzuhören und deswegen auch keinen wirklichen Druck, mit dem Rauchen aufzuhören. Dass ich dann bei einem Antirauchseminar teilnahm, ergab sich so. Aber ich habe die Zigarette innerlich nicht loslassen können und trauerte eine gefühlte Ewigkeit der Kippe nach (tu ich - ehrlich gesagt - heute noch). Dass ich mir dadurch den Rauchausstieg selbst erschwert habe, ist mir klar, doch wusste ich nicht, wie ich die Gedanken ans Rauchen unterbinden könnte. So gesehen ist die Aussage über das "Ablenken" goldrichtig, denn dadurch werden die Gedanken ans Rauchen überlagert.
Ablenken muss ja nicht immer mit Aktivität gleichgesetzt werden. Dass du nicht die ganze Zeit der Schmacht davonrennen kannst, indem du rumwuselst, wie eine Ameise, ist auch klar. Aber vielleicht kannst du die Pausen, bzw Abende mit passiven Ablenkungen ausfüllen, zB eine schöne CD hören und dich dabei auf die Musik konzentrieren, einen guten Film anschauen und dich dabei in diesen hineinversetzen oder eben ein gutes Buch lesen, das einen fesselt.
Wenn man die Gedanken ans Rauchen nicht verbannen kann (sei es durch die innere Einstellung beim final cut oder durch passive oder aktive Ablenkung), gilt es tatsächlich nur, die Tage irgendwie vorübergehen zu lassen, damit man zumindest eine zeitliche Distanz zum Rauchen bekommt und die Hemmschwelle steigt, die hart erarbeiteten Tage über den Haufen schmeißen zu wollen...
Und IRGENDWANN schleicht sich dann Gewohnheit ein. Die Gedanken werden automatisch weniger, es tut somit auch nicht mehr "so weh", ist nicht mehr so akut. Es wird also tatsächlich besser, wenngleich auch da jeder seines eigenen Glückes Schmied ist, ob das früher oder später so passiert. Ich schaffe es heute noch (nach 438 Tagen!), meinen Hals eng werden zu lassen vor lauter Gier auf eine Kippe, auf das Runterziehen des Rauches, das Prickeln der Kopfhaut (wahrscheinlich wenn der Sauerstoff mehr und mehr gefehlt hat)....Schluss jetzt, sonst geh ich noch zum Automaten!
Mein Fazit: man liegt so, wie man sich bettet. Die Macht der Psyche und Gedanken funktioniert in beide Richtungen. Man kann schön das Rauchen bei sich halten und dadurch leiden oder man kann sein Inneres dagegen abschotten und es sich leichter machen bis hin zum "einfach Aufhören...Punkt".
Ich wünsche dir viel Erfolg, Kraft und Sturheit auf deinem Weg.
Viele Grüße
beaune