Junimond grüßt JuliWolke,
[quote="JuliWolke2021"]
"Meine Erfahrung ist, dass ich unter Druck sehr viel weniger gut funktioniere. Ich habe dann ständig Angst zu versagen, und darauf liegt dann der Fokus - und das worauf der Fokus liegt, so handeln wir dann auch eher."
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Bei Druck, der von außen ausgeübt wird stimme ich Dir zu.
Über Deinen Satz hatte ich lange nachgedacht wie das bei mir war.
Ein halbes Jahr bevor ich endlich aufhörte zu rauchen, verabredeten mein Mann und ich, dass wir nun gemeinsam aufhören wollen. Und gesagt, getan am nächsten Tag flogen alle Aschenbecher, Feuerzeuge und Zigarettenschachteln aus der Wohnung, wir haben viel Wäsche gewaschen und los gehts "endlich Nichtraucher" (er ist seitdem Nichtraucher)
Am zweiten Tag kaufte ich mir während der Arbeitszeit Zigaretten und Kaugummis. Ich rauchte heimlich, erst nur bei der Arbeit später auch nachts wenn mein Mann schon schlief, versteckte die Schachtel, aschte in ein Wasserglas und entsorgte die Kippen im Klo. Er bemerkte es und fragte was los sei, Ich: "ich schaffe es im Moment nicht vom Stress her..., aber nächste Woche hör ich auf".
Ich habe mir eine Schachtel gekauft, eine geraucht den Rest zerknüllt und weggeschmissen, kurze Zeit später eine neue Schachtel gekauft und eine Zahnbürste für die Arbeit.
Ich habe meine Mutter und meine Schwiegermutter angeschnorrt immer und immer wieder. Dadurch, dass ich mir so viele Ausnahmen gestattet habe wurde es jedesmal schwerer mit den Heimlichkeiten Schluss zu machen. Und dadurch, dass ich mich an die Lösung gewöhnte "ich schaffe es gerade nicht" war die Zigarette weiterhin mein Ausweg wenn es begann anstrengend zu werden.
Ich habe mich selbst lieber als zu schwach eingestuft, als die Möglichkeit in Betracht zu ziehen es tatsächlich schaffen zu können. Mit Würde hat das alles nicht mehr viel zu tun gehabt.
Meine Erfahrung ist, erst als ich begann schonungslos ehrlich zu mir selbst zu sein konnte ich überhaupt eine Perspektive entwickeln bei der ich mir sagte: "alles ist besser als wieder diese Sucht zu befriedigen"
[quote="JuliWolke2021"]
"Die Suchtstimme kann nicht deine Beine bewegen um zur Zigarettenschachtel zu laufen ... Das kannst nur DU. DU entscheidest!"
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Genau.
Dass ein Rückfall passiert ist kein Drama, aber so wie ich es erlebt habe wurde es von mal zu mal noch schwerer den Anfang zu schaffen. Ich glaube ein süchtiger Mensch sollte sich nicht selbst verurteilen aber niemals die Sucht verharmlosen.
Liebe Nadine, vielleicht treffen meine Gedanken auf Dich gar nicht zu, dann lass sie einfach liegen, so wie wir im Supermarkt auch nur die Dinge aus dem Regal nehmen mit denen wir etwas anfangen können (freies Zitat nach Vera Birkenbihl)
LG von Paul