Lieber Pauli,
na sitzt Du noch auf der Blumenwiese? Ist ja auch zu schön da, findest Du nicht? Ich gratuliere Dir ganz, ganz herzlich zum Erreichen dieses Meilensteins. Das hast Du gut gemacht und kannst sehr stolz darauf sein. Was gönnst Du Dir dafür? Ich verstehe schon, daß Du ab dem Absetzen der Pflaster auf die ultimative Belohnung sparst (und zu recht, wenn Dir etwa schönes, größeres vorschwebt!), aber Belohnung ist ja nicht nur eine größere Anschaffung. Es kann ja auch mal essengehen sein, Kino, Freibad, und das bewußt genossen und dem Erfolg gewidmet. Hast Du nicht Lust, Dir sowas zu gönnen? Verdient hast Du es nämlich. Herzlichen Glückwunsch Pauli!
Ich kann Dir natürlich nicht in die Hand versprechen, daß Dich die Schmacht nach dem Absetzen der Pflaster ganz in Ruhe läßt, weil ich einfach nicht wissen kann, was kommt. Doch weißt Du, es geht ja beim Entzug nicht nur um den Entzug, die Entgiftung, sondern auch (fast noch mehr) um die Loslösung von bis dahin mit dem Rauchen gekoppelten Situationen und Gefühlen, um die Tilgung von eintrainierten Routinen. Das sind nämlich vielfach auch so Schmachttrigger. Diese alle werden ja durch das rauchfreie Leben während der Pflasternutzung ja schon mal aufgelöst. Jede Situation, die Du ohne zu rauchen schaffst, löst diese Verknüpfung ein Stückchen weit. Was der Aufhörer derweil tun sollte, ist, sich mit Hirn andere Beschäftigungen und Bewältigungsideen zuzulegen und diese statt dessen "einzutrainieren" und zu verinnerlichen. Denn dann verlangt Deine Psyche auch im Falle einer früher einschlägigen Rauchersituation nicht mehr nach einer Zigarette.
Weil Du in meinen Augen auf dem besten Weg dahin bist - denn Du hast bei mir ja geschrieben, so eintrainierte Bewegungen wie das automatische Drehen sind schon ausgemerzt -, möchte ich mal orakeln, daß Du eventuell eintretende Schmachter nach der Pflasterphase sicherlich mit Hirn anders bewältigen kannst. Du wirst Dir genug Alternativen zugelegt haben, die Du dann bewußt nutzen kannst. Also auch da: mach Dir bitte vorab keine Gedanken. Kann sein, kann nicht sein, daß nochmal was kommt. Und wenn, hast Du ein Instrumentarium dagegen. Warte gelassen ab.
Auch Deine Erfahrung der fast einjährigen Rauchfrei-Zeit kannst Du gut nutzen: Nimm Dir den Auslöser für den Rückfall nochmal zur Brust und mach Dir klar, wie Du vergleichbare Situationen künftig rauchfrei regeln würdest. Das ist alles Wissen, von dem Du nunmehr profitieren kannst.
Auf jeden Fall gilt: jederzeit herzlich willkommen, wenn Du Unterstützung und Zuspruch brauchst. Du siehst ja, grundsätzlich ist immer jemand hier, der Deinen Schmachter schnell zerpflücken kann. Und viele sind auch seit Jahren schon hier, also keiner fliegt hier raus, wenn er die akute Entzugsphase überstanden hat! Bleib solange Du willst, es Dir nützt und/oder Du Spaß daran hast.
Hab übrigens recht vielen Dank für Deinen Besuch in meinem Wohnzimmer, ich habe mich sehr gefreut, Dich dort zu sehen! Sind denn die gesundheitlichen Schieflagen, von denen Du da berichtet hast, wieder abgeklungen?
Na denn, auf die nächsten 50 - und noch viel mehr! Ich bin dabei! Herzliche Grüße sendet Dir
Lydia