Hallo Ulrike,
also ich fand und finde das Bild von der fremden Person, die Macht über einen ergriffen hat, als sehr hilfreich. Es ist ja tatsächlich so, dass sich ein Saboteur mitten ins eigene System hineingeschlichen hat. Ein Saboteur, der von einer Substanz beeinflusst wird. Und der gleichzeitig das Innerste des Innersten von dir kennt, all deine Stärken und Schwächen, und der bereit ist, sie gnadenlos gegen dich einzusetzen.
Ein Edward Snowden, quasi, der aber nicht aufklären will, sondern all sein Wissen auf perfideste Weise einsetzt.
Natürlich bist schlussendlich du die Person, die süchtig ist. Und die bist die Person, die von der Sucht loskommen möchte. Du musst dich, quasi als die Person oder Seele oder wie man auch immer sagen möchte, die über dem ganzen steht, entscheiden, für wen du Partei ergreifst, für welche Seite du dich einsetzen möchtest.
Das du hier auf dem Forum bist, deutet stark darauf hin, dass hier der Teil von dir spricht, der von der Sucht loskommen möchte. Drum möchte ich dir Mut zusprechen.
Der andere Teil von dir, der, der süchtig ist und daran nichts ändern möchte, oder Angst davor hat, was passiert, wenn du etwas änderst - dieser Teil wird ständig auf seine Chance lauern. Mal wird es sein, bei einer starken Suchtattacke noch ein Schäuferl nachzulegen, bis du glaubst, du spinnst. Mal wird es sein, ein paar Tage die Zügel ganz locker zu lassen und dann, scheinbar aus dem Nichts heraus, aufs Maximum anzuspannen. Oder, besonders perfid, nach vier, fünf, sechs Monaten, dann, wenn du sagt, Juhu, es ist geschafft, jetzt kann ich endlich loslassen, locker lassen, dann noch mal eine Attacke zu starten, die im Vergleich zum Anfang zwar nichtig ist, aber das Gefühl auslösen kann, "Das wird ja tatsächlich nie besser. Bis an mein Lebensende halte ich das nicht aus so". Ein Punkt, an dem viele noch mal zurückgeholt werden.
Das Geheimnis: An diesem Punkt ist es eigentlich schon vorbei. Danach ist wirklich nichts mehr. Es geht dir tatsächlich nicht mehr ab. Es ist nur schön, die Freiheit, die man gewinnt. Es ist wirklich noch schöner als fliegen, meiner Meinung nach.
Ich wünsche dir alles Gute, liebe Grüße,
Martin