Rauchverbote vs. persönliche Freiheit
Ich habe einen Text für mein Herzen-Fussball-Fanforum geschrieben, den ich gerne hier recyclen möchte (Wäre sonst schade drum, die Reichweite ohne Not nicht zu vergrössern... ;-).
Es handelt sich dabei um einen Beitrag innerhalb einer langjährigen Diskussion zu Rauchverboten und dem Rauchverhalten in und um die Fanräume des Stadion (Millerntor).
Passt nicht ganz hier her aber vielleicht ist es für den einen oder anderen ja interessant...
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Ich selbst habe 30 Jahre stark geraucht und bin nun seit ziemlich genau 2 Jahren Nichtraucher.
Um aufhören zu können habe ich mich intensiv mit der Thematik der Abhängigkeit vom Nikotin beschäftigt.
Alle Verhaltensweisen, die ich hier beschreibe, habe ich also selbst an den Tag gelegt. Ich weiss sehr genau, wovon ich hier schreibe.
Nikotin ist eine Droge und Rauchen ist folglich eine Suchtkrankheit. Es gibt keinen einzigen rationalen Grund, nikotinhaltige Produkte zu rauchen.
Teil des „typischen“ Verhaltens ist es, bei dem Gedanken, nicht rauchen zu können, Stress zu empfinden. In Stresssituationen wird das Verlangen nach einer Zigarette verstärkt. Klingt lustig, ist aber einer der Hauptgründe, warum die Diskussion in diesem Thread [Link wurde vom rauchfrei-team entfernt] so ist wie sie ist:
Langjährige Raucher haben sich über Jahre und Jahrzehnte Reaktionen, Reflexe und Argumente antrainiert, die alle nur dem einen Ziel folgen, möglichst immer und überall Rauchen zu können.
Ermöglicht wurde dies vor allem durch die gesellschaftliche Akzeptanz des Rauchens, diese wiederum wurde gestärkt durch die Werbung und die kommerziellen Interessen der Hersteller von Rauchwaren. Es ist bei Weitem nicht zu unterschätzen, wie das Rauchen ab ca. Anfang des 19. Jahrhunderts sehr schnell Einzug in die europäische Gesellschaft fand. Rauchen war ein Genuss (!)mittel, dem teils sogar heilende Kräfte zugeschrieben wurden. Es war seit dem en vogue, zu Rauchen. Mit den Folgen dieses Arrangements der breiten Öffentlichkeit mit dem Phänomen des Rauchens haben wir heute immer noch zhu kämpfen.
Raucher werden u.a. deshalb so selten damit konfrontiert, dass ihr Rauchverhalten andere stört, weil man sich als Betroffener ausserhalb gesellschaftlicher Konventionen fühlt. Es ist nämlich immer noch völlig „normal“, in der Eckkneipe, an der Bushaltestelle, im Stadion, auf dem Bürgersteig, im Park , usw . zu Rauchen. Wer das infragestellt, ist irgendwie freak, hip, spinner oder so, aber zumindest nicht in der Mitte der Gesellschaft. Man muss die Raucher ja nicht in Ihren Raucherkneipen ertragen; da ist die Tür.
Raucher werden IMMER Argumente vorbringen, warum gerade für Sie in gerade dieser und jener Situation und gerade hier und jetzt es nicht schlimm sein kann, wenn sie jetzt rauchen; das ist genau eine der wesentlichen Charakteristiken des Suchtverhaltens bei Nikotin. Selbst in unseren Fanräumen oder bei (eigentlich) rauchfreien Konzerten schafft man es in der Regel nicht, die Raucher von ihrem Tun abzuhalten. Typischen Antworten: „Stell dich mal nicht so an“, „der andere da hinten raucht doch auch, dann darf ich ja wohl auch“, etc.
Ohne jetzt einzelne Argumente in dieser Diskussion herzunehmen: Generell kann man das auch hier beobachten. Die Raucher würden immer Argumente finden, die Ihr Recht aufs Rauchen stützen. Zwar sind sie dem Druck der Öffentlichkeit und der veränderten Wahrnehmung entgegengekommen und verstehen mittlerweile zumindest, dass Nichtraucher sich von Rauchern gestört fühlen und es gibt auch durchaus positive Beispiele von echter Rücksichtnahme, aber unter dem Strich verfolgt ein Raucher systematisch immer nur das eine Ziel: Nikotinnachschub im 45-Minuten-Takt.
(beobachtet mal Raucher bei der ersten Zigarette nach einem langen Flug am Flughafen).
Das erklärt z.B. auch, warum man Ex-Rauchern immer zuruft: „Ex-Raucher sind die schlimmsten Nichtraucher.“ So kann man deren Argumentation (als Ex-Raucher kann ich einfach glaubhafter die Probleme und Ursachen benennen) gleich mal pauschal diskreditiren und die Argumente schwächen. Auch das folgt dem Ziel, das Rauchen stets zu rechtfertigen.
Mein Fazit: Das Zurückdrängen des Rauchens in der Öffentlichkeit kann nur über den Entzug der Akzeptanz durch die Gesellschaft funktionieren!
Da wo das Rauchen spürbar weniger geworden ist, hat das grundsätzlich nur durch Verbote funktioniert (öffentliche Gebäude, Restaurants, Zug und Flugverkehr, Büros, Arbeitsplätze, etc.)
Da wo es keine Verbote gibt, wird garantiert geraucht. Wo es nicht anders geht, müssen halt extra Räume geschaffen werden (Krankenhaus, Flughafen, etc.)
Es ist eine Utopie, dass man Raucher dazu bewegen kann, hier und da mal nicht zu Rauchen, um sich und/oder andere vor den negativen Einflüssen zu schützen. Das klappt in der Regel nicht. Zu meiner aktiven Zeit hat es mal eine zufällige Sitznachbarin im Flugzeug geschafft, mich über einen 4-Stunden-Flug vom Rauchen abzuhalten, aber das war in dem Fall Ausnahme und nicht Regel.
Solange wir z.B. die Fanräume nach den Heimspielen nicht rauchfei bekommen, wird es an anderen, noch öffentlicheren Stellen mit noch unsozialerem Verhalten, erst recht nicht klappen (Beispiel Bushaltestelle).