Hallo Momo,
ich habe hier mal eine Sichtweise, die mir fast die Tränen in die Augen trieb und ich finde du solltest dies auch lesen, es kann uns nur bestätigen, dass wir gerade das richtige tun und uns das Durchhalten leichter machen.
Das schrieb mir Rauch-frei-Lotse Meikel, zur Erläuterung COPD und Rauchen
Ich finde, es wird über das Thema COPD viel zu selten gesprochen. Denn in 8 bis 10 Jahren wird jeder wissen, was es damit auf sich hat. Nun aber zu dir.
An anderer Stelle hatte ich einmal geschrieben, dass es nicht plötzlich mehr Raucher gibt im Land, sondern sich einzig unsere Wahrnehmung verändert hat.
Ganz ehrlich, halte ich deinen "Reflex", gerne dazugehören zu wollen für eine völlig normale und nicht zu verteufelnde Reaktion. Denk erst mal an die Zeit des kommenden Sommers, wenn die Menschen (auch die Raucher) in der Sonne im Strasse Café sitzen und dazu eine Zigarette genießen. Und auch darauf sollst du künftig verzichten? Schwer vorstellbar, heute, oder?
Von deiner Ärztin finde ich es hervorragend, dass sie dir ohne Beschönigungen sagt, dass die einzige wirksame Methode, dem Fortschreiten der COPD entgegenzuwirken die ist, komplett auf das Rauchen zu verzichten. Ich kenne natürlich die Anfälle der Luftnot genau wie du. Äußerst unangenehm. Erstickungsanfälle inclusive Todesangst waren aber die schlimmsten Erlebnisse meines Lebens. Bereite dich darauf vor, Igel, dass einer dieser Anfälle zu deinem Tod führen kann. Dir steht allerdings kein Tod bevor, der dich umfallen lässt-und das war's.
Du fällst möglicherweise in ein Koma, solltest du rechtzeitig aufgefunden werden, wird die Ärzteschaft dich mit Invasivbeatmung und sonstigen medizinischen Maßnahmen (Achtung:Ich bin kein Arzt!!) wieder ins Leben zurückholen können. Und wenn das Glück auf deiner Seite ist, hast du dadurch keine schwerwiegenden, zerebralen Schäden davongetragen. Auf der anderen Seite kann dir auch das Leben eines Schwerstbehinderten bevorstehen.
In den Jahren vor meinem Rauchstopp war ich mehrmals wegen Lungenentzündung im Krankenhaus. Sehr bedrückt haben mich Situatiationen, als ich Mitpatienten, die deutlich jünger waren als ich (56) im Zimmer hatte, die sich wegen schwerer COPD nicht mal mehr auf die Bettkante setzen konnten, weil sofort ein Erstickungsanfall (nicht Atemnot) einsetzte. Dieses Leben, dieses Sterben ist menschenunwürdig. Gibt es obendrein nahe Angehörige, Ehepartner, Kinder, etc., wiegt die Verantwortung mitunter doppelt und dreifach schwer.
Und auch deshalb würde ich am Liebsten heute noch bei dir vorbeikommen, dich herzlich drücken und dir dazu gratulieren, dass du dich auf den Weg gemacht hast. Auf den Weg in ein rauchfreies Leben. Diese 3 Tage, die du nun bereits geschafft hast, sind die allerschwerste Zeit als Nichtmehrraucher. Das wird dir jeder hier bestätigen. Das mag auch noch so schwierig für dich bleiben, bis du irgendwo bei 8-10 rauchfreien Tagen angekommen bist. Es fängt dann aber auch damit an, dass die Häufigkeit und auch die Stärke dieser Attacken nachlassen. Auch das ist Fakt! Alles Weitere dazu lass uns zu einem späteren Zeitpunkt besprechen...
Du hast beschrieben, dass das Thema jetzt langsam anfängt zu arbeiten. Hervorragend! Dein Prozess hat begonnen, der dich im besten Fall auch nicht mehr loslassen wird. Nichtmehrraucher zu werden (und zu bleiben) ist für uns ein lebenslanges Thema. Anders kann und wird es nicht funktionieren. Selbst wenn es so sein sollte, dass du im aktuellen Anlauf nicht standhaft bleiben kannst, schmerzhaft, ja, aber längst kein Grund, dein gesamtes Projekt zu Grabe zu tragen. "Schwach geworden"zu sein zeigt dir die Momente auf, die für dich besonders riskant sind.
Deine Motivation, sagst du, lässt nach. Ich halte ANGST in diesem Zusammenhang für einen schlechten Berater.
Wir sind geneigt zu sehen, was wir durch den Rauchstopp aufgeben. Es gibt die andere Sicht, nämlich zu betrachten, was sich gewinnen lässt. Das geht-gerade am Anfang-noch nicht wirklich. Es war und ist für viele allerdings eine großartige Erfahrung, wie leicht sich unser Gehirn durch uns selbst beeinflussen lässt. Ich erinnere mich noch an meine Anfänge, als 10 Kollegen nach 2 Stunden erfolgreicher Arbeit in die Rauchpause gegangen sind und ich da stand wie Hein Blöd und am Daumen gelutscht habe. Menschen hätte ich für nur einen Zug töten können. Mit der Technik der kognitiven Umstrukturierung, die wir hier auch zu vermitteln versuchen, lassen sich 'Berge versetzen' z.B. beim Nichtmehrraucher Training.
Wenn du es möchtest, können wir auch dazu gerne noch "in die Tiefe" gehen.
So oder so ist gerade jetzt deine Sturheit gefragt! Die körperliche Entgiftung vom Suchtstoff Nikotin wird in 3-4 Tagen abgeschlossen sein. Danach geht ein weiteres spannendes Kapitel der Arbeit an dir selbst los.
Ich werde dies auch noch in meinem eigenen Wohnzimmer reinstellen.
viele liebe Grüße
igel