[b]Mittwoch, 27.12.2023, Abstinenz Tag 22
Rückspiegel 2:[/b]
[b]Fazit aus Rückspiegel 1 - weshalb habe ich geraucht?[/b]
- Es war eine Droge, die mir von klein auf bekannt war.
- Ich konnte dadurch meine Gefühle regulieren, d.h. mit unangenehmen besser umgehen und schöne verstärken
- Nikotin ist eine Droge, die keinen Kontrollverluste und ein High erzeugt. Das hat als Mensch zu mir gepasst –
Kontrollverlust (z.B. Alkohol) und Beruhigung (z.B. Hasch) hätten nicht zu mir gepasst.
Der große „Knall“ in Richtung Nikotin-Sucht kam dann jedoch mit Anfang 20.
Ich zog von zu Hause aus, unter Protest meines Vaters, er war beleidigt und verstand mich nicht, so dass er (und meine Familie) mich dafür verstoßen hat ... und das meine ich tatsächlich so!
Einerseits war ich sehr glücklich darüber, denn ich zog in eine etwas größere Stadt (nicht weit von zu Hause), wo ich endlich ein unbeschriebenes Blatt Papier war:
niemand kannte mein Elternhaus, das ganze Geld etc. … ich war ein Niemand, endlich!, hatte exakt ein Bett und einen Schrank, welches ich allein mit meinem Opel-Kadett (selbstredend mit Birne-Aufkleber hinten drauf) umzog … und ich war frei und glücklich.
Andererseits war das der Beginn einer riesigen Angst … einer Existenzangst!
Im Studium ging es noch, ich habe studiert und in Bars gejobbt und als ich mein erstes Geld in meiner Doktoranden-Stelle von 1000 DM Brutto verdiente, gab mir das schon etwas Sicherheit. Doch wie sollte es weiter gehen?
Promotion kam nicht in Frage … das war nur ein Aufschub sich eine „vernünftige Arbeit“ zu suchen … und ich dachte ständig „Scheiße, ich kann doch nix außer zu wissen, was in tierischen und pflanzlichen Zellen und Körpern so ab geht, wie Viren und Bakterien diese Zellen kapern, etc. … ein super interessante Welt, von der jedoch die wenigsten etwas verstehen und leider nutzloses Wissen!
Und so war sie geboren, auf der Welt … meine Existenzangst, die ich – ohne von ihr genau zu wissen – möglichst effektiv betäuben musste, damit es irgendwie vorwärts ging …
… und dann war da natürlich auch dieser stets schlummernde und dann wieder aufbrechende Schmerz „verstoßen“ zu sein. Die eigene Familie, das eigene Blut, dass sich gegen einen richtet … wem kann man überhaupt trauen?
Niemanden … ich bin allein, hab keine Hilfe (ein Gefühl, dass mich selbst heute noch ab und zu einholt) … und ich wurde dadurch so wütend und rebellisch, wie sich das niemand vorstellen kann:
ich fuhr (als Frau) einen Jeep, trug Militärhosen, Rucksack und Bergstiefel, hatte eine große Schäferhundin und „sägte“ abends und nachts rauchend die Jungs an den Billiardtischen ab … (wer gewann durfte am Tisch bleiben) … und wer mich ansprach musste darauf gefasst sein, zerrissen zu werden.
Ein (in mich verliebter) Kumpel hat mir damals einen sehr richtigen Brief geschrieben. Damals fand ich den Brief natürlich total bescheuert, doch zum Glück habe ich ihn aufgehoben. Dort stand nur richtiges über mich, u.a. mit mir umzugehen sei so wie einem wilden Tier zu begegnen.
Ich denke, das trifft es in den damaligen Zeiten ganz gut … aus Angst und Trauer wurde zuerst wahnsinnige Aggression, Wut etc..
[b]Doch zurück zum Thema – das war zusammengefasst mein Weg in die Nikotinsucht:
- Es war eine Droge, die mir von klein auf bekannt war.
- Ich konnte dadurch meine Gefühle regulieren, d.h. mit unangenehmen besser umgehen und schöne verstärken
- Nikotin ist eine Droge, die keinen Kontrollverluste und ein High erzeugt. Das hat als Mensch zu mir gepasst –
Kontrollverlust (z.B. Alkohol) und Beruhigung (z.B. Hasch) hätten nicht zu mir gepasst bzw. wurden mir trotz
Konsum nie wirklich gefährlich .
- Ich hatte das Gefühl im Leben alleine zu sein, begleitet von einer wahnsinnigen Existenzangst
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