[quote="Cerise75"]
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Aber wie kann ich das bei dir jetzt gesundheitlich verstehen? wenn ich das jetzt mal so direkt fragen darf.
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Ich atme ganz normal ein. Es tut nichts weh, ich fühle mich nicht beengt und der Brustkorb dehnt sich so, wie das sein soll - denke ich.
In akuten Situationen fühlt es sich an, als ob die einströmende Luft gebremst wird. Ich habe das Gefühl, während des Atmens atmen zu müssen, weil ich den Eindruck habe, es wäre nicht genug Luft da. Das ist doch verrückt. Dabei bin ich ständig am Räuspern und am Husten. Ich möchte den Schleim lösen und abhusten. Wenn ich das geschafft habe, tritt umgehend eine hochprozentige Besserung ein!
D.h., Schleim weggehustet -> alles prima.
Aber der Schleim kommt immer wieder, legt sich auf die Bronchien und „verstopft“ sie. Und ich habe die „Angst“, daß mein Motto „Kommt von selbst, geht von selbst“, hier zum ersten Mal nicht funktioniert. Es kann evtl. auch nicht funktionieren, weil die Husterei und die Atembeschwerden mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Rauchen kommen - also nicht „von selbst“ sondern von mir selbst.
Die Frage ist, habe ich einen Lungenschaden oder fährt mein Körper ein „Reinigungsprogramm“.
Mein Hausarzt erzählt mir was von einem unauffälligen Lungenfunktionstest und einem Emphysem, sieht dieses als reversibel und macht keine Anstalten mich zum Facharzt überweisen zu wollen.
Bei einem solchen habe ich dennoch einen Termin gemacht und stehe dort in einer 107 KM langen Schlange.
Bis dahin bin ich auf meine Lunge fixiert.
Aktuell habe ich eine Veränderung festgestellt, die mich hoffen lässt, daß mein Körper im „Lungenreinigungsmodus“ ist.
Die Beschwerden sind innerhalb der letzten drei Tage abgeschwächt. Ich atme besser! Das Räuspern und Husten ist zwar noch da, aber es ist einfacher geworden, den Schleim los zu werden und die Produktion von neuem Schleim ist zurückgegangen.
Zur Erinnerung: ich habe 33 Jahre geraucht! Und die letzten 15-20 Jahre mit ca. 20 bis 25 Kippen pro Tag. Gelegentlich mehr, selten weniger. Das ist lange und viel.
Eine Menge Teer, die ich in mich reingepumpt habe.
Daran gemessen ist es nachvollziehbar, daß der Körper aufräumen will und dafür eine gewisse Zeit benötigt.
Gleichzeitig wäre es nachvollziehbar, wenn der Körper die Waffen streckt.
Seit meinem [b]Rauchstopp vor 90 Tagen[/b], ist mein Gesundheitszustand und auch mein Gemütszustand in einer Abwärtsbewegung.
Doch jetzt, am 90sten Tag, sieht es aus, als käme die lang ersehnte Wende.
Wie eben beschrieben, fühlt sich das Atmen besser an und meine Stimmung zeigt hier und da kleine Aufheller!
Ha, das lässt mich beinahe euphorische Luftsprünge machen. Doch leider, leider habe ich mir eine Muskelzerrung - oder was auch immer - zugezogen. Das fühlt sich an, als ob mir jemand mit einer Stricknadel unterhalb der Kniekehle in die Wade sticht, wenn ich mich z.B. auf die Zehenspitzen stelle.
Die morgen geplante Wanderung kann ich mir also in die Haare schmieren und laufen kann ich damit auch nicht. Ärgerlich. Mal sehen, wie lange das jetzt andauert; grrrrrrr.
Dazu merke ich eine verstärkte Lust zu rauchen. Oh ja. Während ich hier sitze und schreibe, habe ich schon drei mal daran gedacht, nach unten zu gehen um eine zu fluppen.
Willkommen in der Dreimonatsregel.
Oooooh; hmmmmmm. Lässig - wie der weltoffene, smarte Raucher eben ist - öffnet er die Zigarettenschachtel mit dem Daumen, führt die Schachtel zur Nase, und positioniert diese unter den Deckel der Schachtel.
Mit einer gekonnten Abwärtsbewegung öffnet sich die Schachtel genau so weit, daß der Raucher mit akrobatischem Können eine Zigarette mit den Zähnen zu packen bekommt. Er zieht diese aus der Schachtel heraus und zeigt der Öffentlichkeit jenes lächerliche Bild, welches so oft vor Kneipen und Restaurants, an Haltestellen und Bahnhöfen zu finden ist.
Eine intelligente Person, die ein weißes Stäbchen mit orangefarbenem Ende im Mund stecken hat.
Dieses weiße Stäbchen wird nun mit einer Flamme entzündet und fängt an zu glimmen. Die gutaussehende, stattliche Gestalt, zieht nun daran und inhaliert den entstandenen Rauch in ihre Lungen um diesen gleich wieder herauszublasen. Dieses Geschäft betreibt die Gestalt so lange, bis von dem Papierstäbchen nur noch das orangefarbene Ende übrig ist, welches mit einer dynamischen Arm- Handbewegung, lässig weggeschnippt wird.
Dieses Bild will ich wieder in der Öffentlichkeit geben?
Meine Lunge, die sich eben erst so weit regeneriert hat, daß ein positiver Effekt zu spüren ist, will ich sogleich wieder mit giftigem Qualm verstopfen?
Meiner Haut will ich wieder einen grauen Teint verleihen?
Meinem Umfeld will ich wieder stinkend signalisieren, daß ich zugegen bin?
Nein. Auch wenn mich dieses Miststück Nikotinsucht noch so sehr piesackt. Ich bin diese drei Monate nicht so weit gegangen um mich von diesem lächerlichen Versuch der Sucht einfangen zu lassen.
Ich kann nicht viel. Aber ich kann stur sein! Und so halte ich gegen dieses letzte Aufbäumen der Sucht.
Diese Schmachtattacken gehen vorbei. Es gibt nichts, was mir die Nikotinsucht versprechen könnte; nichts was sie mir geben könnte - sie nimmt nur.
Seid Euch dessen immer Bewusst: [b]Die Sucht gibt nichts - sie nimmt![/b]
90 Tage rauchfrei - geil.
LG, Bernhard