So jetzt muss ich doch noch etwas zum vergangenen Wochenende erzählen. In einer Gesellenausbildung würde man dies als eine Zwischenprüfung ansehen, ein Meilenstein sozusagen. Am Samstag war der Kessel kurz vor seiner Explosion. Der Druck stieg und stieg und stieg. Angefangen hatte es Anfang der Woche, als ich am Mantel meines Rads einen Riss entdeckte. Nicht so schlimm, ich habe für so etwas ja eine Geräteversicherung, die kommt auch für Verschleiß auf. Also zum nächsten Vertragshändler. Der beäugt sich mein Gefährt, sagt die bekannten Worte der deutschen Handwerkerzunft: „Uijujui das wird teuer“, und nimmt mir jede Hoffnung meinen geliebten Drahtesel je wieder besteigen zu können. Neben dem Reifen, stellte er auf den ersten prüfenden Blick fest, das der gesamte Antrieb, die Gabel, die Bremsen, der Sattel und der Lenker einer Reparatur beziehungsweise eines Austauschs bedürfen. Die Versicherung spricht in solch einem Fall gerne von einem wirtschaftlichen Totalschaden, erklärt sich nicht bereit die Kosten der Wiederherstellung zu übernehmen, sondern bietet eine Neukaufbeteiligung an. Okay, Dinge gehen nun mal kaputt, aber es ist auch etwas Emotion mit im Spiel, wenn man seinen Gefährten zu Grabe tragen muss. So ein Rad ist einem in 35000 km ans Herz gewachsen. Man hat es gefahren, getragen, verflucht und geliebt, eben die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle mit ihm durchlebt, und irgendwie hat sich die Sache lebendig gemacht, ist nicht einfach nur ein lebloser Gegenstand, sondern hat sogar einen Charakter bekommen. Und nun also Adieu alter Freund.
Nach dem Ausstieg des Computers neulich, nun also die zweite nicht geplante Ausgabe gleich nacheinander. Na toll! So schnell kann ich das Geld gar nicht drucken, wie ich es ausgeben muss.
Am Samstag bekam ich dann grünes Licht von der Versicherung, die Zusage zur Beteiligung am Neukauf. Also hole ich den Rest schnell vom Bankautomaten, und dann nichts wie hin zum Händler, doch Pustekuchen, der Automat schluckt meine Karte. Nicht Mangels Deckung, sonder „nur“ ein Defekt. Super! Da war ich erstmal so richtig in Fahrt. Die Situation war neu, ist mir so noch nie passiert, was also tun? Notruf bedankt sich wegen der Auskunft, kann aber jetzt auch nichts tun, gibt mir den Rat, die Karte auf jeden Fall sperren zu lassen. Kann ich aber nicht vom Telefon aus, und da ich eine Bank habe, die keine Filialen betreibt, bleibt mir nur das Internet. Zum Glück hab ich ja einen neuen PC. Oh man noch vor ein paar Wochen hätte ich bis dahin schon eine halbe Schachtel gefressen. Nützt ja nichts muss man eben die Wege der Bürokratie mitgehen. Nach langem hin und her hat dann die Sperrung geklappt. So jetzt bin ich ohne Möglichkeit an Bares zu kommen. Na ganz großes Kino.
Durch verschiedene Transformationen, bin ich schließlich doch noch zum neuen Rad gekommen, dass hab ich aber auch wirklich gebraucht. Der Kessel hat sein Ventil geöffnet, und mit einem schrillen Ton konnte der Druck abgebaut werden. Ich habe dann meinen ganzen Frust in 135 km abgestrampelt, nun geht es mir wieder so richtig gut. Und ich bin so glücklich das ich nicht ein einziges Mal bei der ganzen Aktion an eine Zigarette gedacht habe. Ich bin zuversichtlich.
Ganz liebe Grüße und viel Kraft für euch alle vom Radjunkie Anton durchgedreht glücklich :radfahren: