30.01.2018
09:19 Uhr
Hallo Daniel,
mensch das ist ja kaum zu glauben, daß Du schon die vier Wochen im Säckel hast! Jetzt steuerst Du direkt auf die Monatsmarke zu. Eine wirklich großartige Leistung, bitte weiter so!
Übrigens bin ich richtig, richtig stolz auf Dich, daß Du den Geburtstag in rauchender Gesellschaft ohne E-Zigarette bestritten und auch bestanden hast. Bitte laß Dich von diesem Erfolg in künftigen Situationen gleicher Qualität stärken: Du hast es schon einmal geschafft, Du schaffst es jederzeit wieder! Nimm diesen Gewinn in Deinem Kopf mit und packe ihn jederzeit aus, wenn Du ihn als Hilfe brauchst.
Über Belohnungen haben wir ja schon mal gesprochen, aber jetzt wäre doch wirklich eine angemessen findest Du nicht? Hast Du Dich gestern zur Feier des Tages belohnt? Wenn nicht, bitte nachholen.
Übrigens lasse Dich bitte nicht von Rückfällen verunsichern. Habe ich Dir erzählt, daß ich selber, mehrere Jahre bevor ich mich hier einfand, nach elf Jahren in Rauchfreiheit rückfällig geworden bin? Und viele - eigentlich die meisten - eigentlich alle Rückfaller beschreiben im Kern dasselbe: sie sitzen dem Gedanken auf, eine ginge schon mal. Seien die Gründe noch so verschieden, bei mir, wie bei vielen anderen auch, war es Streß, bei anderen ist es die Partysituation, bei manchen einfach Neugier, ob es wieder schmecken oder gehen würde oder was auch immer, aber immer spielt der Gedanke mit rein, man könne ja mal eine rauchen, ohne daß es Folgen hätte.
Und an der Stelle hast Du einen Vorteil: Du bist jetzt schon hier, um von unseren Erfahrungen zu profitieren, will heißen, diesem Gedanken wirst Du hoffentlich nicht aufsitzen. Denn ich sage Dir jetzt, diese eine geht eben nicht mehr. Sie weckt sofort das Suchtgedächtnis, das Du im Wege der Entwöhnung schlafen geschickt hast (das wir jedoch nie mehr ganz aus den Knochen kriegen werden, das haben wir uns nun mal antrainiert, angeraucht, damit müssen wir halt einfach leben, es akzeptieren, es ist eben ein Teil unserer Historie). Und wenn es erstmal wieder geweckt ist - und dazu reicht ein Zug -, dann schreit es auch nach Futter. Das kann mal über Jahre gut gehen und dann wieder eskalieren, es kann auch, wie bei mir, innerhalb kurzer Zeit zurück in die Suchtspirale führen. Aber bitte laß Dich nie von dem Gedanken austricksen, eine könne Dir schon mal nichts schaden.
Dieses Wissen hatte weder ich, als ich rückfällig wurde, noch war es allen anderen klar, denen es passiert ist. Aber Du hast es jetzt. Damit bist Du in einer besseren Position als andere Aufhörer, die dieses Wissen erst durch bittere Erfahrung machen mußten. Also profitiere ruhig von unseren blöden Erfahrungen, dann mußt Du sie nicht machen! Klingt das gut für Dich?
Und was Rückfälle nach einigen Monaten (vorzugweise so zweieinhalb, drei, vier) angeht, das hat mitunter einen anderen Grund, dessen Kenntnis Dir jedoch auch den Rückfall ersparen kann: Viele Aufhörer erleben um diese Zeit herum nochmal einen Anstieg der Schmacht. Es ist ein Phänomen, das auch Allen Carr erwähnt hat. Das muß auch gar nicht allen Aufhörern passieren, also kann gut sein, Dir bleibt das erspart. Die Gründe dafür sind nicht so ganz geklärt, es könnte ein bestimmter biochemischer Prozess sein, aber auch psychisch bedingt. Es ist deshalb nicht immer einfach, weil die anfängliche Motivation dann schon verflogen ist, es einem zwischenzeitlich ja schon ganz gut ging und deshalb einfach frustriert, wenn das Verlangen erneut auftritt. Viele Aufhörer vermuten dann, daß es immer wieder so sein würde, daß sie ihr Leben lang immer wieder kämpfen müßten. Diese Vorstellung läßt sie einknicken. Aber auch da hast Du den Kenntnisvorteil: Das stimmt nämlich nicht. Durch diese "Drei-Monats-Krise", die meistens das finale Aufbäumen der Sucht ist, muß man durch, wenn es einen denn trifft. Kann man auch! (Das weißt ich deswegen so gut, weil ich selber nach vier Monaten eine kapitale Krise hatte - aber überstanden!) Nutze dann nochmals alle Tricks aus der Anfangszeit, Ablenkung und was Dir so einfällt, und komm her, wenn es denn dazu kommen sollte und laß Dich auffangen (das hat mir das Leben gerettet damals!). Wenn. Es muß ja nicht passieren.
Siehst also, solche Rückfälle sind öfters mal den Fallstricken der Sucht geschuldet. Wenn Du diese aber kennst, ist es möglich, über diese drüber zu steigen. Das hilft doch schon weiter, findest Du nicht? Gibt mehr Sicherheit.
Und Deinen tollen Erfolg, schon fast einen Monat rauchfrei zu sein, muß das definitiv nicht schmälern, wie Du schreibst. Es ist eine Megaleistung, auf die Du stolz sein kannst. Weiter so Daniel, Du machst das prima. Viele Grüße sendet Dir
Lydia