27.04.2025 09:35

Ein Tagebuch

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16.10.2023
16:08 Uhr
[b]Tag 62 Montag[/b] Morgens um 6.45 klingelt der Wecker. Ich bin schon seit 20 Minuten wach und döse etwas vor mich hin. Das ist neu. Eigentlich, oder besser früher wäre ich längst am Rechner, würde Zeitung lesen und vor Allem..... ich würde rauchen! Diese Zeit, für mich ganz alleine. Es ist etwas Besonderes. Meistens drei Zigaretten hintereinander. Nach allem was ich jetzt weiß, ist es eine Art Onanie. Onanie ist ja gar nicht so schlecht, aber mit der Kippe im Mund..... Naja! Dann lieber richtig! Rauchen, alleine um den Entzug zu besänftigen und den kleinen Kick zu bekommen. Ha Ja, der Kick! Aber das ist jetzt anders. Ich bleibe einfach liegen und döse weiter. Irgendwann gehe ich ins Bad. Die übliche Morgentoilette will erledigt werden. Einige Minuten später gehe ich rüber zu Hasan. Der Späti, der immer auf hat. Ich bestelle einen Kaffee und keine Zigaretten. Hasan fragt nicht. Jahrelang war es Kaffee und Zigaretten. Hasan raucht nicht und fragt nicht. Ich setze mich an einen Tisch, trinke meinen Kaffee und lese Zeitung. Leute kommen, einige kenne ich vom Sehen andere habe ich noch nie gesehen. Manche wollen Kaffee und Zigaretten. Andere eine Zeitung. Dann wieder Schnaps, Bier oder Wein plus Zigaretten. Ein quengeliges Kind will eine Kinder Zeitung. Die Mama blockiert, das Kind heult. Der Hund muss draußen bleiben, macht er aber nicht. Er schleicht sich in den Späti und schnuppert an den Regalen herum. Frauchen kauft Tabak und Zigarettenpapier. Ich trinke Kaffee und lese Zeitung. In Wirklichkeit beobachte ich die Leute. Ich will das gar nicht, aber die Menschen sind heute spannender als die Zeitung. Die große Blaue Bigbox bitte, Ja diese da! Ah, ich brauche noch Feuer. Haben Sie noch die Feuerzeuge für 50 Cent? Ah Prima. Da nehme ich dann eins dazu. Den kleinen Wodka da auch noch. Danke! Manno, bin ich froh, das ich dieses Laster los bin und das andere nie hatte.
15.10.2023
22:45 Uhr
Hallo Klaus, ich klink mich kurz mit roten Wangen in dein Tagebuch ein und ruf ´noch schnell ein Dankeschön, dass ich das mitlesen darf. Tolle Ahas und Ei Freilis sind beim Mitlesen dabei. Bin mir unsicher ob mein Dauerschlafentzug nach wie vor eine Entzugserscheinung vom Nichtmehrrauchen ist ( darum habe ich nachgefragt) und würde gerne die Ursache festschnallen, damit ich entgegenwirken kann. Bei mir könnte es auch der Stress in der Arbeit sein oder vielleicht ist es gerade der Beginn einer neuen Hormonumstellung bei mir, oder die vermehrte Zuckereinnahme durch den Rauchstopp. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass wenn ich den Schlafentzug in den Griff bekomme ich weniger gestresst in der Arbeit wäre, auch wenn der Stress vorhanden ist. ;) Liebe Grüße und egoistisch gesagt; Bleib dran, damit ich weiter mitlesen kann! Frida Übrigens machst du das Super....Du hast schon mehr als 60 Tage habe ich gesehen , das ist schon jede Menge und du bist mittendrin so wie ich.
13.10.2023
20:51 Uhr
@speedy [b]Irgendwie verdrängt die Sucht alles und man denkt mir passiert das nicht.[/b] Ja, das geht mir oft durch den Kopf. Wir wissen alles, sind aufgeklärt, gebildet und haben so einiges erlebt. Und trotzdem, oder vielleicht deswegen, oder aus ganz anderen Gründen handeln wir völlig widersinnig. Wenn ich mir die Welt so anschaue. Ja was dann? Der Mensch kann Hunde, Mäuse sogar Flöhe dressieren. Und zu allem Überfluss dressiert er sich selber auch noch. Das ist dann die viel beschworende Intelligenz, die Sache mit der Bildung. Warum raucht ein Arzt? Die Antwort ist einfach. Er ist süchtig. Was das bedeutet, erfahren wir alle hier. Für jeden mehr oder weniger schlimm. Skala 1 bis 10. Rückfall sehr wahrscheinlich!!!! Hurrah sind wir toll! Aber, was wir hier finden ist auch ganz toll. Wir hängen auch an unserem Leben und kämpfen gemeinsam! Das stimmt mich optimistisch Auch wenn hier nicht alle den Erfolg so schnell finden wie sie sich das wünschen. Es ist eine irre Erfahrung sich einer Sucht zu stellen. Weil wir unsere Leben ändern müssen..... sowas geht nicht immer so hopp hopp.
13.10.2023
20:35 Uhr
Hallo Klauser1313, es ist schön und tröstlich an deinen Gedanken Teil haben zu dürfen. Wie Du vorgestern geschrieben hast, wir kennen alle einen Helmut Kohl. Ich habe lange auf einer pneumologischen Intensivstation gearbeitet. Viele Menschen die lange geraucht haben und schwer krank sind und trotzdem rauchen viele Mitarbeiter dort. Irgendwie verdrängt die Sucht alles und man denkt mir passiert das nicht. Jetzt bin ich froh nicht mehr zu rauchen und wünsche Dir weiterhin viel Kraft :smileumarmung: Liebe Grüße Speedy
13.10.2023
14:31 Uhr
Ich schleich mich heimlich in deinem Tagebuch herum und lese und genieße jedes Wort dass du schreibst. Manchmal denke ich es ist direkt unheimlich wie sehr ich gleich denke. Ich kann aber nicht so gut schreiben wie du. Mach weiter :wink:
13.10.2023
12:25 Uhr
[b]Tag 59 Freitag[/b] Heute geht mir alles auf den Keks Das Wetter ist grau und feucht Die Leute auf der Strasse sehen krank aus Die Hunde haben die Köpfe gesenkt Einer hat mir vor die Tür geschissen Hurrah .... Ja Ja Aha Gestern war es auch nicht besser Das Wetter war beschissen 2 Hunde haben sich gebissen Hurrah .... Ja Ja Aha Im Weltraum wächst Gemüse Das ist toll Mir ist das völlig Wurst Hurrah .... Ja Ja Aha Im Fußball sagt man Abseits! Mir ist das ganz egal Hurrah .... Ja Ja Aha Heute geht mir alles auf den Keks Hurrah .... Ja Ja Aha
12.10.2023
18:14 Uhr
[b]Tag 58 Donnerstag[/b] Ein wichtiges Motiv für viele Süchte scheint die Suche nach Liebe und Anerkennung zu sein. Immer wieder lese und höre ich das heraus, wenn ich mit anderen Menschen über Sucht rede. Suche und Sucht haben nicht wirklich etwas miteinander zu tun. Sucht kommt vom Wortstamm von Seuche und siechen. Auch in dem Sinne von Seuche, die zum Tode führt. Suchen ist etwas anderes. Wir suchen alle nach Liebe und Anerkennung, aber nicht alle werden nach was auch immer süchtig. Ein Viertel der Deutschen Erwachsenen sind Raucher. Das ist ein Statement. Was ist da los? Sind wir eine Republik der Todessehnsüchte. Immerhin gibt es unter den Rauchern eine beachtliche Todesrate. Wenn es nur der Tod wäre, ginge es ja noch. Der Raucher raucht, sackt in sich zusammen und das wars. So läuft das aber nicht, die Raucher werden krank. Ganz langsam. Es dauert viele Jahre. Irgendwann gibt es Beschwerden, die es vorher nicht gab. Ganz langsam. Da tut was weh, dort wird gehustet. Die Puste geht aus. Treppe hoch....gibt es denn hier keine Fahrstuhl? Das Bein tut weh. Ach laufen....neee .. lass mal! Da ist die Angst vor dem Krebs. Lunge, Hals, Rachen, Leber, Niere .... viele Teile unseres Körpers haben ein extrem erhöhtes Krebs Risiko. Interessiert aber keinen Raucher! Jeder kennt irgendeinen Helmut Schmidt, der 94 wurde und Kette geraucht hat. Sowas trifft immer die Anderen. Solange, bis es eines Morgens so ein merkwürdiges Gefühl im Körper gibt. Etwas Neues, noch schwach. Aber spürbar. Vielleicht nur Abends, wenn alles etwas ruhiger ist. Tagsüber bei der Arbeit ist alles wie immer. Da ist man ja abgelenkt. 1000 wichtige Dinge sind da zu tun. Aber wenn es ruhig wird. Da ist dieses kleine Unbehagen. Schon seit, ja wie lange? Drei, vier Monate schon? Komisch, neulich war es deutlicher. Ach was wird schon nichts sein. Wenn es etwas wäre, müsste es ja schlimmer werden. Erstmal eine rauchen! Diese Risiken feiern wir also nicht. Oder doch?. Wie russisches Roulette? Nee vermutlich haben viele davor Angst so richtig krank zu werden.
06.10.2023
20:35 Uhr
Vielleicht hab ich das folgende schon hier gepostet oder in einer PN, sorry für die Redundanz. „Die beste Droge ist klarer Kopf“ Das soll Harald Juhnke mal gesagt haben. Den Satz finde ich sehr passend und die traurige Ironie dahinter, dass Harald leider immer wieder rückfällig geworden ist, lässt sich nicht von der Hand weisen. Mactipp sagte: „Vernunft ist halt ein schaleres Gefühl als berauscht.“ Für mich ist es eher eine andere Stufe des erwachsen seins. Rauchen empfinde ich als zutiefst pubertär, begonnen aus dem Trotz und der Überheblichkeit der Jugend, sich nichts sagen zu lassen, die Erfahrungen des Alters als reaktionär abzutun und sowieso zu wissen, dass die anderen keine Ahnung haben. Und auf dieser Stufe der Entwicklung blieb ich als Raucher stehen; sogesehen hat meine Pubertät 32 Jahre gedauert. Zu erkennen, dass das eigene Verhalten schädlich ist und dann darauf mit Veränderung zu reagieren, das ist erwachsenes Verhalten und nicht, wie der Pubertierende, der am Ende seines Lateins noch einmal bockig „trotzdem“ brüllt und dann die Tür zu knallt. Es ist eine andere Art des berauscht seins, von dem Gefühl, den Gordischen Knoten aus Sucht, Verdrängung und Lethargie durchschlagen zu haben.
06.10.2023
17:19 Uhr
[quote=646024]Hallo Klaus, Als ich nach über 400 Tagen rauchfrei wieder geraucht hatte, ist mir so schwindelig geworden, als hätte ich Alkohol getrunken. Und tatsächlich rauschte es in meinem Hirn. Ich hatte an mehreren Tage abends geraucht und es war so, wie ganz am Anfang, die Wirkung war für mich ein Augenöffner. Über dreißig Jahre hatte ich mich so sehr an das Nikotin gewöhnt, dass ich diesen Zustand für normal hielt. Als ich dann aufhörte zu rauchen und merkte, wie sich der echte Normalzustand anfühlt, war ich mir nicht mehr sicher, ob normalsein für mich ein wünschenswertes Ziel ist, also mit Verlaub das fühlt sich doch voll ätzend an. Ich denke, dass es genau das Gefühl des nicht mehr berauschtseins ist was als „Leere“ beschrieben wird, und das ist nicht so leicht Dich daran zu gewöhnen. Aber glaube mir heute fühlt es sich ganz wunderbar an. LG Paul2.1.[/quote] Ich finde das eine sehr gute Beschreibung. Leere als Abwesenheit vom Rauschzustand beschreibt das Gefühl sehr gut.....die "Kicklosigkeit" des normalen nichtberauschten Alltagszustandes. Das ist der Grund, warum zu Drogen gegriffen wird,,,,da sehen Drogen ihre Berechtigung. Und mir gefiel der leichte Nikotinkick alle 20 Minuten jahrzehntelang, so dass uns der Abstand verständlich schwer fällt. Mit meinen gesundheitlichen Einschränkungen musste ich jetzt sagen: Die Party ist vorbei. Aufhören wenn es am Schönsten ist bedarf einer gewissen Lebenserfahrung, dass dies tatsächlich der beste Zeitpunkt ist, eine Party zu verlassen. Dummerweise zumeist berauscht mit schönen Erinnerungen. Vernunft ist halt ein schaleres Gefühl als berauscht. :mintlolly:
06.10.2023
16:14 Uhr
Hallo Klaus, Nikotinrausch kennst du nicht? Das liegt vermutlich daran, dass wir durch unser regelmäßiges Rauchen dafür sorgen, dass wir von dem Berauschtsein gar nicht runtergekommen sind. Als ich nach über 400 Tagen rauchfrei wieder geraucht hatte, ist mir so schwindelig geworden, als hätte ich Alkohol getrunken. Und tatsächlich rauschte es in meinem Hirn. Ich hatte an mehreren Tage abends geraucht und es war so, wie ganz am Anfang, die Wirkung war für mich ein Augenöffner. Über dreißig Jahre hatte ich mich so sehr an das Nikotin gewöhnt, dass ich diesen Zustand für normal hielt. Als ich dann aufhörte zu rauchen und merkte, wie sich der echte Normalzustand anfühlt, war ich mir nicht mehr sicher, ob normalsein für mich ein wünschenswertes Ziel ist, also mit Verlaub das fühlt sich doch voll ätzend an. Ich denke, dass es genau das Gefühl des nicht mehr berauschtseins ist was als „Leere“ beschrieben wird, und das ist nicht so leicht Dich daran zu gewöhnen. Aber glaube mir heute fühlt es sich ganz wunderbar an. Deine Liste an Alternativen hab ich auch schon durch geackert, da war nichts für mich dabei. Am ehesten kommt die Zuckersucht ans Rauchen ran - da gibts bestimmt auch nette Foren für - aber nach 14 plus auf meiner Waage hab ich gesagt „Schokolade ist auch keine Lösung” Ich habe mich mich für die relaxsucht entschieden, allerdings muss man die länger werdende to do Liste aushalten, das übe ich aber, so wie Herr Raabe https://m.youtube.com/watch?v=m_Pvo5veOss Extremchilling LG Paul2.1.
06.10.2023
14:10 Uhr
[b]Tag 52 Freitag: Sucht und der Versuch einer Erklärung[/b] Eifersucht Rechthabersucht Alkoholsucht Drogensucht Arbeitssucht Spielsucht Sexsucht Sehnsucht Besserwissersucht Eifersucht Kontrollsucht etc. etc. Sucht ist wohl sehr schwer zu beschreiben und erst recht schwer zu verstehen. Sucht hat oft etwas mit Rausch zu tun. Rausch ist etwas, das die Menschheit immer schon fasziniert. Hattest du / ich jemals einen Nikotin Rausch? Also, ich nein. Das ist blöde, es macht süchtig aber es berauscht nicht. Wer das nicht glaubt, soll einfach mal in einer Stunde 5 Zigaretten rauchen. Am nächsten Tag dann in einer Stunde 5 Glas Wein trinken. Oder 5 Joints rauchen. Wenn man sich die Süchte da oben so anschaut, kommt etwas ganz Anderes dazu In Deutschland starben im Jahr 2017 126.900 Menschen an den Folgen des Rauchens. Im Jahr 2002 waren es 1990 Todesfälle an allen illegalen Drogen zusammen. Wie viele an Sexsucht, Sehnsucht oder Cannabis Sucht gestorben sind, ist nicht festzustellen. Super süchtig, ohne Rausch.... na toll!
05.10.2023
17:00 Uhr
Klaus, dein Tagebuch ist toll wie immer. Ich bin sehr neidisch auf dich, dass bei dir Atemübungen helfen. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu ungeduldig :D Du hast die Tabaksucht & somit den Teufelskreis durch Abstinenz durchbrochen und du wirst keinen neuen mehr starten. Da bin ich mir sicher. Denn egal was passiert, es gibt 100 Gründe nicht zu rauchen und keinen um wieder anzufangen. Es sei denn man möchte ewig im Teufelskreis gefangen sein. Finde ich jetzt nicht so berauschend. :lol:
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