[size=2]Tag 21 meiner Nichtmehrraucher-Reise [/size](08.07.2020)
Schock am frühen Morgen: das rauchfrei-Ausstiegsprogramm verabschiedet sich. :| Aber die Community bleibt mir ja. :D
Aber dafür hatte ich auf der anschließenden Gassirunde sehr gute Gedankengänge.
Mein größtes Problem war ja am Anfang das Gefühl, etwas verloren zu haben. Der Gedanke, für den Rest meines Lebens auf etwas verzichten zu müssen, das mich ca. 40 Jahre lang begleitet hat, hat mir Angst gemacht. Weil ich dachte, dass mich jetzt ein Leben lang ein gewisser Schmacht begleiten wird. Dass ich mein Leben lang achtsam sein muss, um nicht rückfällig zu werden, und ich deshalb nie wieder so richtig unbeschwert sein kann.
Ganz weg sind diese Ängste und diese Wehmut noch nicht, aber - durch viele motivierende Kommentare - längst nicht mehr so schlimm. Und seit heute Morgen noch ein bisschen weniger schlimm. Das war passiert:
Auf der morgendlichen Gassirunde durch den Wald habe ich zwei Rehe gesehen - eine Ricke und ihr Kitz. Weil wir (mein Hund und ich) noch ziemlich weit weg waren und der Wind günstig stand, haben sie uns nicht sofort bemerkt. Deshalb blieb ich stehen, gab meinem Hund die Handzeichen "Sitz" und "Bleib" und erfreute mich an dem Anblick der Rehe. Aber nicht, ohne dabei meinen Hund so ein bisschen im Auge zu behalten. Früher wäre so eine Situation aufgrund seines Jagdtriebes unmöglich gewesen. Aber da ich Waldspaziergänge liebe und es mir und meinem Hund ersparen wollte, ihn im Wald anleinen zu müssen, haben wir intensiv an seinem Jagdtrieb gearbeitet. Mit Erfolg. Eine Zeit lang setzte er gelegentlich noch zum Spurt an, ließ sich aber durch ein lautes Kommando stoppen. Meistens konnte ich seine Ambitionen jedoch schon im Keim ersticken. Aber seit ein paar Jahren muss ich nicht einmal das mehr machen. Er interessiert sich zwar nach wie vor für Wildtiere aller Art, aber er macht keinerlei Anstalten mehr, sie zu jagen. Darauf verlasse ich mich aber nicht, denn der Jagdtrieb ist ja immer noch da - der Hund hat lediglich gelernt, ihn zu kontrollieren. Aber es gibt keine Garantie, dass es immer und jederzeit funktioniert. Ich muss also bis zum Ende seiner Tage achtsam sein, dass er die Kontrolle nicht verliert. So auch heute Morgen. Als wir kurz darauf weitergingen (die Rehe hatten uns dann doch relativ schnell gewittert und sind geflüchtet), machte es bei mir plötzlich "Klick": Hund-Jagdtrieb-Achtsamkeit ... Ich-Nikotinsucht-Achtsamkeit.
:ideebirne:
Ich habe mir dann viele Fragen gestellt und beantwortet:
Leidet mein Hund darunter, dass er keine Wildtiere jagen darf? Nein! (Bällen nachjagen macht doch auch Spaß.)
Kann mein Hund das Gassigehen unbeschwert genießen, obwohl er keine Wildtiere jagen darf? Ja!
Leide ich darunter, dass ich bezüglich seines Jagdtriebs sein Leben lang achtsam sein muss? Nein!
Habe ich ständig Angst, der Hund könnte mal die Kontrolle verlieren und losspurten? Nein!
Kann ich trotz permanenter Achtsamkeit die Waldspaziergänge unbeschwert genießen? Ja!
Fühle ich mich durch die Achtsamkeit eingeschränkt bzw. muss ich auf Genuss verzichten? Nein! (Die Achtsamkeit beansprucht ja nur einen Bruchteil meiner Sinne. Ich konnte deshalb den Anblick der Rehe genießen.)
Warum also sollte ich darunter leiden, keine Zigarette mehr zu rauchen?
Warum sollte ich mein Leben nicht mehr unbeschwert genießen können, nur weil ich nicht mehr rauche und weil ich eine gewisse Achtsamkeit an den Tag legen muss?
Warum sollte ich ständig Angst haben, mal die Kontrolle zu verlieren und eine zu rauchen?
Das war jetzt wohl ziemlich wirr und ich kann nur hoffen, dass ihr versteht, was ich damit sagen wollte. Und dass ich es selbst noch verstehe, wenn ich mir das mal wieder durchlese, um mich zu motivieren. :lol:
Für alle, die meinen wirren Gedankengängen nicht folgen können, fasse ich das Ganze mal zusammen:
Alles wird gut! 8) :wink: :D
Abschließend möchte ich noch Rauchfrei-Lotse Meikel zitieren. Von ihm habe ich schon viel gelesen, was mich inspiriert und motiviert. Und eben hat er im Julizug etwas geschrieben, was gerade sehr gut passt:
[quote]Und obwohl ich gerade für die Wachsamkeit plädiert habe, möchte ich ein Sprichwort zitieren:
[i][b]"Wer die Sonnenseiten des Lebens genießen will, sollte den Himmel nicht ständig nach Wolken absuchen."[/b][/i][/quote]
PS: Bester Tag seit meinem Rauchausstieg! So wenig Schmacht wie noch nie. So könnte es gerne bleiben.