Guten Morgen André,
ich habe Dich auf meinem Thread entdeckt - selbstverständlich komme ich da gleich mal bei Dir vorbei. Ich bitte die Verpätung zu entschuldigen, ich hatte (habe eigentlich, aber nicht mehr wild) noch mit einem gar auszuheilenden Handbruch zu schaffen und war bisher nicht tastaturtauglich.
Ich glaube auch, alle Befindlichkeiten, die Du so beschreibst, sind - na nicht mal unbedingt alles Entzugs-, aber auf jeden Fall Entgiftungserscheinungen. Du bist mit dem dritten Tag beschäftigt - und oh ja, das sowie der Ausstieg selbst ist sehr wohl ein Quantensprung, auf den Du stolz sein darfst! - , da ist die Entgiftung noch in vollem Gange. Nikotin und andere Gifte verlassen Deinen Körper, der sich jetzt komplett neu aufstellen muß. Ganz klar, daß er da erstmal an jeder Baustelle feilen muß, Blutdruck, Kreislauf, Lungenreinigung, sogar Haut und Schleimhäute sind betroffen, nachdem die Gifte den Körper ja auch hierüber verlassen. Das führt übrigens auch zu Deinem verstellten Schlafrhythmus. Ich finde aber, Du gehst sehr gut damit um, indem Du bewußt wahrnimmst, daß all das Erscheinungen sind, die eine Umstellung, eine Verbesserung Deiner Funktionen markieren. Hilf Deinem Körper doch dabei, indem Du viel Wasser trinkst, was die Giftstoffe schneller ausschwemmt, und - bist Du sportlich? (Nur wenn ich fragen darf natürlich) Bewegung hilft auch dabei, außerdem sind beides probate Mittel, um Kreislauf, Blutdruck, Verdauung und Flüssigkeitshaushalt am Funktionieren zu halten.
Und ja, ganz klar spürst Du deutliches Rauchverlangen. Ich meine, jeder Tag ist eine Riesenleistung, und jeder, der aufgehört hat, weiß, wie schwer es gerade am Anfang sein kann, die Finger von der Zigarette zu lassen: Da sind die eintrainierten Situationen, Emotionen, die man nunmehr anders bewältigen soll (und auch kann!), oder einfach nur das Geschrei der noch nicht schlafen gelegten Sucht nach ihrem Stoff. Das ist aber ganz normal, und ich glaube das muß so sein, damit wir uns mit unserer Sucht auseinandersetzen und uns klar machen: Das tut mir nicht gut, das hält ich zu sehr in seinen Klauen, davon möchte ich mich einmal befreien - und das dann nie wieder müssen.
Was genau tust Du bei so Schmachtanfällen? Gut, Nikotinersatzprodukt. Dagegen spricht überhaupt nichts, ich freu mich wenn Du etwas für Dich gefunden hast, das Dir die Abstinenz ermöglicht oder erleichtert! Vielen hilft auch hier ein Glas Wasser, schluckweise getrunken. Oder eine Atemübung. Wir hatten auch schon mal jemanden, der bei jedem Auftreten Liegestützen gemacht hat, wenn es möglich war (finde ich super: Bewegung, Training, Ablenkung - tolle Strategie!). Was könnte Dir da noch gut tun?
Was die gesellige Kippe angeht - ja das kann schon mal eine Herausforderung sein... Du darfst Dir in solchen Situationen jederzeit das Recht herausnehmen, diese kurz zu verlassen. Dann geh kurz an die Luft (möglichst natürlich dahin, wo sich gerade keine Raucher aufhalten) und atme durch. Oder ins Badezimmer/Kneipen-WC, und kühle Dir Dein Gesicht mit Wasser. Ein Schmachter hat seinen Peak in 30 Sekunden bis 3 Minuten überschritten, dann geht es wieder!
Und die Situationen, die Du beschreibst - Auto angefahren, Diskussionen mit dem Töchterlein - die sind keinesfalls trivial André! Keine Situation ist trivial als frischer Nichtmehrraucher. Jede einzelne will erstmal rauchfrei gewuppt werden, und das ist nicht immer einfach. Als ich aufhörte, waren meine Kinder natürlich auch noch jünger (der jüngste damals im frühen Kindergartenalter), da dann nach einer Ansage nicht mal kurz vor die Tür zu gehen, war mitunter schon kräftezehrend, das kann ich Dir sehr, sehr gut nachfühlen. Und finde auch, Du hast das super ausgehalten. Meinen Glückwunsch!!!
Ich hoffe wir unterhalten uns bald wieder. Ich wünsche Dir im weiteren Verlauf gutes Durchhalten, Power und Optimismus, und Du weißt ja, auch wenn mal akute Befindlichkeiten auftreten, Schmachter, Schieflagen, Fragen, irgendsowas, kannst Du es jederzeit hertragen, Du hast ja gemerkt, es ist im Prinzip immer jemand da.
Schön daß Du hier bist! Komm gut durch den Tag. Viele Grüße sendet Dir
Lydia