Liebe Head-Less,
ich finde dich gar nicht so "kopflos", wie es dein Username (nur mal so nebenbei: hätte ich jetzt - um die
gender-gerechte Sprache anzuwenden - auch User[i]innen[/i]name schreiben müssen?) andeutet. Hätte jede/[i]r[/i] (da! schon wieder) von uns von Anfang an gewusst, wie das geht mit der Rauchfreiwerdung, wir hätten uns viele Fehlstarts ersparen können.
Es gibt tatsächlich eine Statistik darüber, dass jeder Nichtmehrraucher - und selbstverständlich auch jede Nichtmehrraucherin - sieben bis acht Abläufe benötigt, um den Ausstieg aus der Nikotinabhängigkeit zu schaffen. Und wie das bei Statistiken so ist, benötigen manche deutlich weniger, und manche eben deutlich mehr als 7 mal. Also: keinen Stress.
Du hast dich entschieden. Dein Ziel ist klar: [b]ICH-WERDE-RAUCHFREI![/b] Perfekt. Damit bist du schon einmal deutlich weiter, als die vielen Raucher, die den Mut für solch eine fundamentale Entscheidung nicht aufbringen können. Aber vielleicht muss man sagen, dass diese noch rauchenden Mitmenschen (merkst du was? Ich musste nicht von Rauchern UND Raucherinnen sprechen) einfach noch nicht diesen Zeitpunkt erreicht haben, an dem sie für sich entscheiden: es reicht.
Ich war 15 (heute bin ich 60), als ich diesen Satz im Stillen zum ersten mal benutzt habe. Ich war sportlich sehr aktiv und habe gemerkt, wie sehr mich dieses Rauchen einschränkt. Ich glaube, ich habe es damals zwei Tage durchgehalten. Dann musste ich wieder rauchen. Dieses ganz merkwürdige Gefühl, nicht zu rauchen, wog für mich schwerer, als die Atemnot beim Sport. Was für eine fatale Fehlentscheidung...
Dass du, Head-Less, noch gar nicht so recht weißt, wie das funktioniert, ist absolut normal. Du hast in deinem ersten post sehr nachfühlbar beschrieben, welche Befindlichkeiten dir sehr zusetzen. Ich halte das für sehr wichtig, dass du diese unangenehmen Begleiterscheinungen auch registrierst. Dadurch werden sie nicht schöner. Aber du kannst im Gegenzug auch den Erfahrungen Raum geben, die du als positiv empfindest. Denn diese Fortschritte, diese Veränderungen, finden auch in dir statt. Hör auf deine innere Stimme. Und damit meine ich nicht den Teil der Stimme, die dir einreden möchte, wie toll es doch jetzt, gerade jetzt, wäre, doch noch mal Eine... und auch wirklich nur diese Eine zu rauchen. Das wird nicht funktionieren. So wie jedes andere Rauchmuster. Du hast schon einige dieser Versuche hinter dir. Und diese ein bis zwei Zigaretten, auf die du (noch) nicht verzichten konntest, auch das wird dauerhaft nicht klappen können.
Der körperliche Entzug, den du ja als Teil deiner Überschrift nutzt, ist im Grunde nach wenigen Tagen abgeschlossen. Manche nutzen für diese erste Phase ein Nikotin-Ersatzpräparat. Kaugummis, Pflaster, etc. Hast du dich damit schon mal befasst? Das kann durchaus die Entzugserscheinungen lindern und dir den Ausstieg erleichtern.
Die wirklichen Herausforderungen sind die Verknüpfungen zwischen einer Aktivität und der Zigarette. Nach einem guten Essen ist zum Beispiel so ein "Klassiker". Und jeder Aussteiger jeglichen Geschlechts ( Ha!) hat da seine ganz persönliche Liste. Mache eine Inventur: Welches sind deine Situationen, zu denen eine Zigarette sein 'muss' ? Schreib sie dir auf. Und überlege dir für jede einzelne, was du in dieser bestimmten Situation machen kannst, statt eine zu rauchen. Ziel soll sein, dir über deine persönlichen "Baustellen" im Klaren zu werden. Nichts ist im Entzug unangenehmer, als überraschende, oder unerwartete Ereignisse plötzlich ohne Zigarette meistern zu müssen. Klingt nach Arbeit? Ist es auch.
Der Weg ins Nichtmehrraucher-Leben ist nichts, was man mal ganz nebenbei macht. Du hast dir dreizehn Jahre lang eine Sucht angeeignet, die du nicht in vier bis acht Tagen überwunden haben wirst. Lerne dich neu kennen. Und lerne über dich und über das, was dir wichtig ist. Du setzt die Prioritäten. Niemand sonst. Dein Freund, der arme Tropf, wird vielleicht noch das eine oder andere mal mit deiner Übellaunigkeit konfrontiert werden. Aber auch das wird vorübergehen. Wie alle diese anderen "Nebenwirkungen", die du beschrieben hast. Deinen Freund zu bekehren wird nicht klappen, das hast du ja selbst schon geschrieben. Vielleicht kannst du aber ein gutes Beispiel sein. 7nd vielleicht trifft auch er diese Entscheidung, ein Leben in der Rauch-FREIHEIT führen zu wollen.
Wenn es also derzeit auch mit dem Ein- und durchschlafen nicht so klappt wie gewünscht, wirst du das in dieser anfänglichen Phase auch überstehen. Glaube mir...es wird besser! Und, je mehr rauchfreie Zeit du auf deiner Lebensuhr sammelst, lässt auch die Häufigkeit nach. Bleibe geduldig mit dir, Head-Less. Wann immer dir danach ist, schreibe hier! Oder lies, wenn die Konzentration für's Schreiben nicht vorhanden ist. Es gibt auch die Hotline, auf der dir erfahrene Berater, und - ja, auch Beraterinnen zuhören und dir Gelegenheit geben, eine womöglich fiese Attacke der 'dunklen Seite der Macht' rauchfrei zu überstehen.
Die beste Entscheidung deines jungen Lebens!
Nutze die vielfältigen Möglichkeiten dieses Forums. Es ist kein einfacher Weg, für den du dich entschieden hast. Aber du hast alles, was du brauchst, im Gepäck:
Mut!
Sturheit!
Entschlossenheit!
und
Zuversicht!
Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche, deine erste Arbeitswoche im Nichtmehrraucher-Land.
Herzliche Grüße
Meikel