Liebe Stefanie :smileumarmung:
stimmt, die Umschulung war kein Zuckerschlecken; bei mir wurde die von der Rentenversicherung finanziert. Um festzustellen, ob das bei mir noch in Frage kam, war ich in der Landesklinik eine Woche lang im Psychologielabor, wo ich halbtags getestet wurde; Reaktions- und Konzentrations- und solche Tests halt. Weiterhin musste ich vor der eigentlichen allgemeinen Umschulung einen vierteljährlichen Vorbereitungkurs für psychisch Betroffene machen.
Noch davor habe ich an anderer Stelle ein Jahr ein Wiedereingliederungsseminar gemacht mit vielen Monaten Praktikum, als Einstieg und Erprobung der Kräfte war es nicht schlecht.
Die Umschulung selbst war suboptimal; viel Unterrichtsausfall; wir sind herumspaziert und haben geraucht wie die Weltmeister. Und mussten doch die Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer bestehen.
Die Frage ist: welche Alternativen hast du?
Du hast die Wahl:
du kannst im Wohnheim weiterleben, was du wohl nicht möchtest und Beschäftigungstherapie machen. Das ist nicht so anstrengend.
Du kannst vielleicht auch eine betriebliche Ausbildung machen: dann stelle dich darauf ein, dass das noch um ein Vielfaches härter ist als im Berufsförderungswerk: ich weiß das, der Betrieb, in dem ich arbeite, bildet auch Bürokaufleute u.a. aus.
Du kannst versuchen, z.B. über einen Integrationsfachdienst eine Arbeit zu finden, ohne eine Ausbildung zu absolvieren. Die suchen gemeinsam mit dir etwas deinen Interessen entsprechendes und helfen bei der Bewerbung und evt. auch Berufsbegleitend.
Grad fällt mir ein, dass es z.B. in der Altenarbeit eine vierteljährliche Ausbildung zu einer Art Beschäftigungstherapeutin gibt oder ganz ohne Ausbildung und sehr gesucht 1:1 Betreuung eines behinderten Kindes an einer Regelschule, geht auch halbtags: da kann man reinrutschen.
Du kannst evt. in einer Werkstatt für psychisch Betroffene arbeiten. Ein guter Freund von mir macht das und ist glücklich, dadurch Struktur zu haben und etwas Einkommen und vor allem auch etwas für die Rente zu tun.
Informiere dich; wie fit ist denn deine Arbeitsagentur? Werde selbst aktiv und verlass dich nicht auf deinen Betreuer.
Und wenn du dir ein Ziel gesetzt hast, kannst du dir die Bedingungen nicht aussuchen; wie es im RL so ist, sind die oft nicht so rosig; auch Arbeitsplätze sind selten super, jeder muss sich mit den Verhältnissen vor Ort arrangieren, wenn er dabei bleiben will. Es gilt, trotzdem das Positive zu sehen.
Ich z.B. habe keine Ganztagsstelle gefunden; aber wer weiß, wofür es gut war: vielleicht hätte ich das gar nicht bis zur Rente durchgehalten.
Niemand wird dir irgend etwas auf dem Silbertablett servieren, und du wirst oft an deine Grenzen stoßen; Weiterentwicklung kann nur stattfinden, wenn du darüber hinaus gehst; Lehrjahre sind keine Herrenjahre: für Menschen, die nicht ganz gesund sind, sind sie doppelt anstrengend.
Ich will dich nicht entmutigen, aber du musst dir das einfach klar machen, sonst vergeudest du mit dem Versuch Energie, die du anders vielleicht sinnvoller einsetzen könntest.
Wenn du es aber angehst, wenn du dich durchbeißt, immer wieder selbst überwindest, es schaffst, wird dich so schnell nichts mehr umhauen; ähnlich wie beim Rauchfrei-Werden :). Es gehört auch ein wenig die Einstellung dazu, von der eine Kollegin mal gesagt hat: an manchen Tagen ist Dasein alles, was du schaffst und das ist schon viel.
Einfach immer wieder angehen und nicht zuviel nachdenken: werde ich das schaffen.
Bitte gib mir mal Rückmeldung, ob dir das ein wenig hilft und Denkanstoß gibt oder eher nicht.
Denn das sollte es.
Und wenn du denkst, für das und das bin ich zu schlapp, kannst du für den Ernstfall schon mal Überwindung üben.:riesengrinser::kaputtlachsmile::kaputtlachsmile::kaputtlachsmile:
Ein schönes langes Wochenende wünscht dir :butterfly:Claudia:butterfly: